Prof. Martin Halle und sein Team des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der TU München suchen für eine von der Beisheim Stiftung geförderten wissenschaftliche Studie 20 Senioreneinrichtungen in und um München. Denn, so Prof. Halle: „Regelmäßiges körperliches Training ist die beste Medizin, um die Lebensqualität zu erhalten.“ Langfristiges Ziel der Studie ist die Entwicklung eines ganzheitlichen, universal einsetzbaren Bewegungsprogrammes für Senioreneinrichtungen in ganz Deutschland.
Ob beim Aufstehen, Gehen, Treppensteigen oder dem nächtlichen Gang zur Toilette: Fast ein Drittel der 65-Jährigen sowie die Hälfte der über 80-Jährigen stürzen jährlich mindestens einmal – das belegen gemeinsame Zahlen des Robert Koch-Instituts, des Deutschen Zentrums für Altersfragen und des Statistischen Bundesamts. Die drei Institutionen gehen von etwa fünf Millionen Stürzen älterer Menschen pro Jahr aus. Stürze sind die häufigste Ursache von Hilfs- und Pflegebedürftigkeit. „Wenn wir nicht gezielt trainieren, verlieren wir bis zum 80. Geburtstag etwa 50 Prozent unserer Muskelmasse und haben ein erhöhtes Risiko für Stürze, Brüche, Bettlägerigkeit und soziale Isolation. Körperliches Training ist die beste Medizin, um die Mobilität, Lebensqualität und seelische Gesundheit älterer Menschen zu verbessern. Selbst gebrechliche oder hochbetagte Menschen profitieren enorm“, erklärt Prof. Halle. Mit Unterstützung der Beisheim Stiftung entwickelt der Präventivmediziner ein universal einsetzbares Bewegungsprogramm für Senioreneinrichtungen in ganz Deutschland. Gleichzeitig möchte er ein gesamtgesellschaftliches Umdenken bezüglich Bewegung im Alter erzeugen.
Die wissenschaftliche Studie „bestform. Sport kennt kein Alter“ soll Grundlage für ein aktives, selbstbestimmtes und gelingendes Altern werden. Dazu wurde im Vorfeld ein sechsmonatiges Pilotprojekt mit 77 Teilnehmern zwischen 75 und 104 Jahren im KWA-Stift Rupertihof in Rottach-Egern und im Diakoniewerk München-Maxvorstadt durchgeführt.
Prof. Halle: „Die Trainingsmöglichkeit wird als enorme Bereicherung gesehen: Die Senioren nehmen regelmäßig und mit großer Begeisterung am Training teil und berichten über körperliche und seelische Verbesserungen. Gezielte Bewegungsangebote sind somit ein unverzichtbarer Baustein im Alltag von Senioren, um Muskelschwund, Gebrechlichkeit und auch Pflegebedürftigkeit möglichst lange entgegenzuwirken.“
Auf Basis der wissenschaftlichen Auswertungen des Pilotprojekts führt das Zentrum für Prävention und Sportmedizin der TU München eine cluster-randomisierte Längsschnitt- studie mit 20 Senioreneinrichtungen und rund 500 Teilnehmern durch, die die gesund- heitsfördernden Effekte des Trainingsprogramms nachweisen soll. Finanziert wird die Studie von der Beisheim Stiftung. Senioreneinrichtungen in und um München (S-Bahn-Einzugs- gebiet) haben die Chance, dabei zu sein. Gesucht werden ab sofort 20 Seniorenheime, Seniorenresidenzen und Betreutes Wohnen mit mindestens 50 Bewohnern und einer zumindest provisorischen Fläche für fünf bis sieben Krafttrainingsgeräte. Damit das Projekt wissenschaftlich durchgeführt werden kann, müssen die interessierten Einrichtungen bereit sein, sowohl als Trainings- oder Kontrolleinrichtung teilzunehmen. Die Zuordnung erfolgt per Los. Jeweils zehn Einrichtungen werden Trainings- oder Kontrolleinrichtung. Mit Unterstützung des Studienteams wird in den Trainingseinrichtungen zunächst ein Trainingsbereich installiert. Die Krafttrainingsgeräte sind altersangepasst und so auch für Hochbetagte einfach zu bedienen. Bewohner der Trainingseinrichtungen haben die Gelegenheit, zweimal wöchentlich kostenfrei, unter professioneller Anleitung und nach neuesten wissen- schaftlichen Erkenntnissen ein Kraft-, Koordinations- und Ausdauertraining zu absolvieren. Das Training erstreckt sich über sechs Monate, in denen die Teilnehmer vor, während und danach internistisch und sportmedizinisch untersucht werden.
Das Projekt beginnt im Januar 2020 und läuft bis Dezember 2021. Die Kosten für Training, Geräte und Untersuchungen werden im Rahmen des Projekts übernommen. Interessierte Einrichtungen können sich ab sofort bei Projektleiterin Nina Schaller melden, unter der Telefonnummer 089 / 289 244-23 oder per Email an nina.schaller@mri.tum.de.
„Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels ist es uns als Beisheim Stiftung wichtig, Bewegung in das Thema Alter zu bringen“, sagt Dr. Toni Calabretti, Vorstand der Beisheim Stiftung. „Mit dem Projekt „bestform. Sport kennt kein Alter” ermöglichen wir Menschen in Senioreneinrichtungen, aktiv zu werden und damit ihre körperliche und geistige Fitness zu stärken. Durch das Programm schaffen wir auch die gerade im Alter so wichtigen Gemeinschaftserlebnisse.“
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