Eine ganz besonders angenehme Art der Entschleunigung kann man erfahren, wenn man sich in Zell am See oder Mittersill in die Wagons der Pinzgauer Lokalbahn setzt, und die heustadelreiche Landschaft des Oberpinzgaus, einem der schönsten Alpentäler Österreichs überhaupt, im gemächlichen Tempo an sich vorbei ziehen lässt. Grüßen linker Hand die einst mächtigen Gletscher der Hohen Tauern den Fahrgast, so locken rechter Hand die Grasberge der Kitzbüheler Alpen zum Pinzgauer Spaziergang.
Die bereits 1898 eröffnete Pinzgaubahn kämpft sich im Stundentakt die 53 km lange, dem Flusslauf der Salzach folgende, Strecke von Zell am See bis nach Krimml mit insgesamt 36 Haltestellen bergan. Wer es nostalgisch liebt, kann von Juni bis Oktober an Wochenende mit dem historischen Dampfzug fahren. Eine Fahrradmitnahme ist begrenzt (Reservierung erforderlich: +43656240600) möglich, ein Fahrrad- und Wanderzug fährt in den Sommermonaten an allen Wochenenden sowie an Feiertagen einmal täglich um 9 Uhr ab Zell am See bis nach Krimml (Ankunft 10.33). Entspannter und gemütlicher kann man eigentlich nicht zum Startpunkt des Tauernradwegs gelangen.
Ehe man nun die Räder besteigt, um sich auf die erste Etappe des Tauernradweges zu begeben, ist ein Besuch der Krimmler Wasserfällen Pflicht. Mit einer Fallhöhe von insgesamt 380 m stürzen sich die Wasser der Krimmler Ache tosend in die Tiefe, verschlucken jedes Geräusch und bestäuben die staunenden Betrachter mit der Gischt von Abermillionen Wassertröpfchen.
Die fünfthöchsten Wasserfälle der Welt sind jedoch nicht nur ein spektakuläres Naturschauspiel, sondern bringen Asthmatikern auch eine nachgewiesene Linderung ihrer Beschwerden. Und dies für einen Zeitraum von bis zu vier Monaten. Voraussetzung ist ein vierzehntägiger Aufenthalt mit täglichem Besuch der Wasserfälle. Wer mehr darüber erfahren möchte (es gibt dazu auch eine Studie der Paracelsus Universität in Salzburg), findet unter dem Link www.hohe-tauern-health.at alle notwendigen Informationen.
Dort, wo die Wasserfälle wieder auf festen Boden treffen, befindet sich der Ausgangspunkt des Tauernradweges, der auf einer Rundstrecke von insgesamt 270 km durch das Salzburgerland führt. Über 90 Prozent der Wegstrecke verlaufen dabei auf Radwegen und verkehrsarmen Nebenstraßen. Wer nicht mit dem eigenen Fahrrad fahren möchte, kann sich auf der gesamten Strecke auch geländegängige Fahrräder ausleihen.
Wir haben uns für das erste knapp 38 km lange Teilstück von Krimml bis Mittersill für die äußerst gelenk- und umweltschonenden Movelo-Ebikes der Firma SwissFlyer entschieden, die ein genussreiches Wellness-Radfahren auch auf bergigen Strecken gewährleisten, uns kraftsparend dem Ziel entgegentragen. Überall entlang der Strecke gibt es die Möglichkeit die leergefahrenen Akkus der Leihräder gegen aufgeladene auszutauschen, auch kleinere Schäden können an diesen Stationen schnell und problemlos behoben werden, notfalls wird auch das Rad ausgetauscht.
TIPP: 60 Betriebe unmittelbar am bzw. in der Nähe des Tauernradweges haben ihr Angebot perfekt auf Radfahrer abgestimmt und bieten tollen Service, wie z.B. Zimmer für nur eine Nacht ohne Aufpreis, Vermittlung des nächsten Quartiers, verschließbare Radabstellräume, Reparaturservice, regionale Küche uvm. Ebenso ist in den Betrieben die SalzburgerLand Card erhältlich. Alle 60 Betriebe und Highlights entlang des Radwegs gibt es im neuen Tauernradwegfolder im Scheckkartenformat – besonders praktisch für die Quartierauswahl während der Tauernradwegtour.Extra-
Für unbeschwertes Radvergnügen bieten viele dieser Betriebe als Extra-Service den Gepäcktransport zum nächsten Quartier an (9,50 Euro/Gepäckstück).
Die erste Tagesetappe bringt uns über Neukirchen am Großvenediger zurück nach Mittersill, wo ein Besuch des Nationalparkzentrum Hohe Tauern dem Besucher in acht Themenwelten einen erlebnisreichen Eindruck über Fauna und Flora, sowie die Geologie der Hohen Tauern vermittelt.
TIPP: Empfehlenswert für Genussradler ist die Übernachtung im gemütlichen Landhotel Heitzmann, welches auch über einen kleinen, aber durchaus feinen Wellnessbereich verfügt, in welchem man die strapazierten Muskeln wieder auf Vordermann bringen kann.
Gestärkt durch ein energiespendendes Frühstück machen wir uns am nächsten Tag mit Tourenrädern der Firma Eurobike auf die zweite Tages-Etappe, die mit 73 km fast doppelt so lang sein wird, wie die erste. Vorbei an Kaprun erreichen wir, bei schönem Wetter Österreichs höchste Bergspitzen, stets grüßend über unseren Köpfen, den beschaulichen Ort Schwarzach, wo wir uns im Hotel Post mit kulinarischen Schmankerln der Region verwöhnen und vor allem stärken lassen.
Nach einem alle Lebensgeister aktivierenden österreichischen Kaffee bringen uns unsere Räder zu einer weiteren Attraktion dieser Radtour: Die im Großarltal gelegene Liechtenstein-Klamm bietet, ähnlich der Krimmler Wasserfälle, ein spektakuläres Naturschauspiel, welches man sich, auch wenn man die wildromantische Klamm „nur“ zu Fuß und nicht per Rad erkunden kann, keinesfalls entgehen lassen sollte.
Nach diesem abenteuerlichen Spaziergang besteigen wir für das letzte Teilstück der Tagesetappe nochmals die Räder und lassen sie gemütlich hinunter nach St. Johann im Pongau rollen, wo wir im Landgasthof Brückenwirt müde, aber voller beeindruckender Erlebnisse aus dem Sattel steigen, um dort, nach erfrischender Dusche und kurzer Rast, von einem wahren Feuerwerk an Gaumenfreuden verwöhnt zu werden.
Zugegebenermaßen fällt es am nächsten Morgen, nach so üppigem Genuss zahlreicher kulinarischer Köstlichkeiten, nicht ganz leicht das Bett zu verlassen. Aber schließlich liegt ja bereits der letzte Tag unserer kleinen Radwanderung vor uns. Wieder ist die Salzach unsere Begleiterin, wenn wir von St. Johann Richtung Norden gegen Hallein starten.
Unseren ersten Zwischenstopp legen wir bei der imposant über dem Ort Werfen thronenden Burg Hohenwerfen ein, wo uns eine faszinierende Greifvogelschau erwartet. Nur ungern sagen wir den brillanten Flugkünsten der Greifvögel ade, doch um unseren Zeitplan einzuhalten, heißt es Abschied nehmen. Zwischen Hagen-und Tennengebirge geht es über den Pass Lueg nach Golling, wo wir im Gasthof Abfalter kulinarisch gestärkt werden für den Endspurt nach Hallein (sofern wir es schaffen, die köstliche Konditorei links liegen zu lassen). Die stets im Schatten des weltbekannten Salzburgs stehende Kleinstadt verdient es, entdeckt zu werden. Die sprichwörtliche österreichische Gemütlichkeit ist hier fast spürbar, an allen Enden und Ecken der verwinkelten Altstadt locken anheimelnde Lokale und Gasthäuser, wie beispielsweise der Brückenwirt zum Verweilen.
In Hallein endet unsere dreitägige Radtour, die auch weniger Geübte gut “erradeln” können. Zahlreiche Naturschönheiten gilt es zu entdecken, nicht nur jene, welche hier Erwähnung fanden. Zusammen mit den kulinarischen Köstlichkeiten, die sich Gott sei Dank abstrampeln lassen, bildet die kurze Radtour ein erlebnisreiches Event, welches man lange nicht vergessen wird und das man natürlich nach Belieben fortsetzen kann - schließlich endet der Tauernradweg erst in Passau, wo er nahtlos in den Donauradweg überleitet.
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