Es sind die Gerüche, die mich an meine Kindheit erinnern. Der Duft nach Cevapcici, nach Djuvec-Reis, süßem Wein vom Amselfeld, den die Eltern tranken und an dem wir heimlich nippten, und Eis in grässlichen Farben - so künstlich, dass es uns Kinder schon wieder total faszinierte. Istrien in den sechziger Jahren, das waren Campingplätze mit Kleinstadtausmaßen, felsige FKK-Strände, zu denen vor allem die benachbarten Triestiner am Wochenende zum Schauen pilgerten, glasklares Wasser voller stacheliger Seeigel. Istrien - das war die billige Alternative zu Italien und Spanien, schnell erreichbar aus Österreich und Deutschland, auch wenn es die Tauernautobahn noch lange nicht gab.
Jahrzehnte liegen zwischen den Erinnerungen meiner Kindheit und der Rückkehr in eine Landschaft, die einerseits so vertraut, andererseits aber auch so verändert auf das Wiederentdecken wartet. Die Halbinsel, nur ein winziger Teil davon gehört zu Slowenien, und seit 2013 ist Kroatien Mitglied der EU. Mit viel Liebe zu bisher verborgenen Details entdeckt man das noch immer stattliche architektonische Erbe der Donaumonarchie, in der die östliche Adriaküste für Adel und Bürgertum des Habsburger Reiches zur begehrten Sommerfrische zählte. 100 Jahre nach dem Verschwinden der einstigen Weltmacht besinnt man sich mit Stolz auf sie zurück. Und so verwundert es auch nicht, dass k. u. k. Museen allenthalben aus dem Boden schießen - sehr zur Freude der zahlreichen Österreicher, die hier noch immer, oder besser, schon wieder, begeistert die Sommermonate verbringen. Zahllose alte Prachtbauten in großen und kleinen Ortschaften wurden und werden liebevoll restauriert, präsentieren sich gerne in leuchtendem Schönbrunngelb, bergen in ihrem gemütlichen Inneren kleine Läden, die alles verkaufen, was der Mensch so braucht - oder auch nicht. Und der Mensch braucht vor allem Kulinarik - denn ganz Istrien ist im Gourmetrausch.
Nein, man möchte nicht zurück zum Billigtourismus Jugoslawiens, mit seinen riesigen Hotelkomplexen, wo vor allem viel auf den Tellern liegen musste. Kroatien und vor allem Istrien, hat sich ein umfangreiches touristisches Zukunftskonzept gegeben, welches für „sanften, umweltverträglichen Tourismus” steht und die Region an der nördlichen Adria mausert sich langsam aber sicher zum Delikatessentempel Europas.
Nach mehr als siebzigjährigem Dornröschenschlaf sorgt die zu Monarchiezeiten erbaute Bahntrasse durch eine der schönsten Landschaften Istriens im Rahmen eines EU-Projektes wieder für Bewegung. Zwischen den Hafenstädten Koper und Porec erstreckt sich die grenzüberschreitende „Route der Gesundheit und Freundschaft” über 38 slowenische und 60 istrische Streckenkilometer und kann sowohl als herausfordernde Bikestrecke, als auch zum Wandern und Spazieren genutzt werden. Einst verband die Bahnlinie die Weingüter an der Küste, brachte die geernteten Rebensafte zu den Verladestationen, um sie weiter gegen Wien zu verschicken.
Istrienfans schwärmen vom überall aus der roten Erde schießenden wilden Spargel, der im Frühling gepflückt wird und in Salat, Risottos, Eierspeisen zartbitter zum Einsatz kommt. Und sie träumen von schwarzen Trüffeln, die Hundenasen ab Anfang Mai aus dem Boden erschnüffeln. Der Höhepunkt des istrianischen Genussjahres jedoch beginnt Mitte September und findet erst gegen Ende Januar sein Ende. Solange sind im Mirnatal etwa 1000 Istrianer mit ihren Hunden auf Trüffelpirsch, um in den Eichenwäldern des Mirnatales nach der kostbaren Aromaspezialität und ihrem König, dem „Tuber magnatum pico”, der weißen Trüffel zu suchen. Und für Kenner ist es keine Frage - dieser König der Trüffel kann es ohne weiteres mit jenem aus der italienischen Region um Alba im Piemont aufnehmen.
Neben den Trüffeln gibt es Oliven, die in teilweise hoch dekorierten Olivenölmühlen zu köstlich-fruchtigen Extra-Vergine-Ölen gepresst werden und natürlich Trauben, die innovative Winzer zu international anerkannten Weinen, wie dem Malvasier (weiß) oder Teran (rot) keltern.
Insgesamt vier Hauben fanden bereits im ersten Gault-Millau-Testjahr 2002 den Weg nach Istrien. Im aktuellen Guide bezeugen bereits 18 Hauben die rasante Entwicklung und Vielfalt der lokalen Gastronomie. Neben Restaurants mit hoher Wein- und Servicekultur, wie beispielsweise das Restaurant Valsabbion in Pula, finden sich bodenständige Konobas, ländliche Gasthäuser, in denen Raritäten wie Lamm und Fisch „aus der Asche”, Fleisch von der offenen Feuerstelle und üppige Trüffelgerichte serviert werden.
Fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte, wie Meeresspinnen (lassen Sie sich vom Namen nicht abschrecken: sie sind vorzüglich!) aus Premantura sind Italienern hunderte Kilometer Anfahrt Wert. Diese Krabbentiere haben übrigens - wie die Calamari - im Winter Hochsaison. Im neun Kilometer langen Limski-Fjord bei Vrsar lassen sich fleischig-elegante Austern und vortreffliche Muscheln von Meer- und Süßwasser umspülen und kommen erntefrisch auf die Teller.
Der ungekrönte König der köstlichen Pilze ist Giancarlo Zigante, der in Livade sein Trüffelkönigreich errichtete und in seiner Restaurant-Önothek zahlreiche Köstlichkeiten rund um das weiße Gold anbietet. Wer nach den köstlichen Gourmetgängen nicht mehr fahrtüchtig ist, kann in den hübsch eingerichteten Zimmern des angegliederten kleinen Hotels in den Trüffelhimmel entschweben. Unbedingt besuchen sollte man Damir & Ornella in Novigrad, wo roher marinierter Fisch köstlich und mit akrobatisch anmutender Fingerfertigkeit verarbeitet wird. Seine Tochter Mattea gehört zu den besten Sommeliers der Welt, geht dem Vater bei der Bereitung der Fischköstlickeiten zur Hand, während La Mama in der Küche Pasta und Risotto zubereitet. Sollten Sie sich über die italienisch klingenden Namen wundern, so sei hier anmerkend erklärt, Istrien war immer zweisprachig, alle Ortsschilder weisen die italienische als auch die kroatische Namensbezeichnung auf.
Was in der Toskana und auf Mallorca längst Trend, ist längst auch in Istrien möglich: Urlaub in historischen Steinhäusern, ländlichen Villen und Bauernhöfen. Eine Prise Luxus bis hin zum eigenen Pool ist dabei durchaus inbegriffen. Die gemütlichen Häuser liegen meist verborgen im beschaulichen, hügeligen Hinterland Istriens, und sind doch immer nur wenige Kilometer vom Meer entfernt. Vor allem Familien schätzen die nostalgischen, steinernen Stancijas mit Swimmingpool, Grillplatz und Wein verwachsener Terrasse unter dem Sternenhimmel. Obst, Gemüse, Karstschinken, Schafskäse, Olivenöl und vieles mehr lässt sich in Bio-Qualität unmittelbar aus der Umgebung oder bei Streifzügen entlang der istrischen Weinstraßen beziehen.
Ein Spezial-Katalog mit ausgewählten Villen, Landhäusern und Privatunterkünften ist bei I.D.Riva Tours, Neuhauser Straße 27, 80331 München, Tel.: 0049 / (0)89/ 23 11 000, Fax 23 11 00 22, E-Mail: www.idriva.de erhältlich.
Aber Istrien bietet zwischenzeitlich auch eine wachsenden Zahl von fünf Sterne-Hotels an, in den vor allem Wert auf hohe Gastronomie und perfekten Service gelegt wird. Natürlich dürfen in diesen Luxusherbergen die sich allseits größter Beliebtheit erfreuenden Wellness-Oasen mit ihren facettenreichen Angeboten nicht fehlen. In Rovinj wurde vor kurzem das feudale Boutique-Hotel Monte Mulini der Maistra Gruppe eröffnet und hofft nun auf ein zahlungskräftiges Publikum. Direkt am Meer gelegen und von üppiger Vegetation umgeben, schmiegt es sich elegant an die Küste und begeistert seine Gäste auch durch ein erstklassiges Angebot im Wellnessbereich. Die 109 Zimmer und 10 Suiten sind selbstverständlich mit Klimaanlage, Sat & Pay-TV, Minibar, Tresor, Balkon, Telefon, sowie einem drahtlosen Internetzugang ausgestattet.
Seit im August 2009 das Kempinski Resort bei Umag eröffnet wurde, findet auch die Golfwelt ihren Platz in Istrien.Nur wenige Kilometer östlich davon, doch bereits in Slowenien und somit in der EU gelegen, liegt das 3000 Einwohner zählende Städtchen Portorož (italienisch: Portorose), mit einem der größten und schönsten Jahrhundertwende Grandhotels , dem heutigen Kempinski Palace Portorož. Das einzige Fünf-Sterne-Plus Hotel Sloweniens geleitet seine Gäste durch verschiedene architektonische Epochen und verbindet gekonnt Tradition und Moderne. Einst empfing hier Tito Sophia Loren, heute tummeln sich Europas Schöne und Reiche im prachtvollen und originalgetreu restaurierten Kristallsaal des Hotels. Der Name des 1.500 Quadratmeter großen Kempinski Rose Spa bezieht sich auf den Ort Portoroz, Hafen der Rosen. Die hervorragende Spa-Mannschaft läßt ebenso wenig wie die exzellent ausgebildete Küchen-Crew bei der Verwöhnung der Gäste keine Wünsche offen.
Dass der neue Geldadel in den malerischen Küstenorten bereits angekommen ist, beweist nicht nur die hier oft ankernde Jacht des russischen Oligarchen Abramowicz, sondern auch zahlreiche Nobelboutiquen und Galerien, die auf kauffreudige Landausflügler warten.
Das kostenlos erhältliche Istrien Magazin ist ein informativer Reisebegleiter, denn es verrät Tipps und Trends, präsentiert die besten Restaurants und Konobas, sowie zahlreiche nützliche Adressen. Es kann beim Tourismusverband der Region Istrien, HR-52440 Porec, Pionirska 1, Tel.: 00385 / 52 / 452 797, Fax: 452 796, www.istra.hr angefordert werden.