Freie Eintritten und Rabatte bei gleich mehreren Führungen, Museen, Bühnen und anderen Sehenswürdigkeiten einer Stadt locken alle Touristen in eine oft teure Spirale. Denn was praktisch klingt, lohnt nicht immer wirklich. Das Verbraucherforum Preisjäger hat 168 Pässe für 33 verschiedene europäische Städte unter die Lupe genommen und kommt zu einem zwiespältigen Ergebnis.
Statistisch gesehen schlagen Städtepässe durchschnittlich smit 62,43 Euro zu Buche und bieten die Möglichkeit, beim (statistischen) Besuch von 55 Sehenswürdigkeiten in Summe 499,45 Euro zu sparen. Schon der Blick auf diese Zahlen macht deutlich: Wer eine der 33 Städte mit einem der 168 Städtepässe erkunden möchte, muss hierfür einiges zahlen, hat aber auch die Chance, viel zu erleben. Vorausgesetzt: Er bringt ausreichend Zeit und Muße mit, wirklich alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Genau dies aber ist die Crux der Städtepässe: Ihre Herausgeber verkaufen keine Erlebnisse, sondern die Möglichkeit, etwas zu erleben. Es liegt am Reisenden, ob er diese Möglichkeit auch nutzt. Um sie überhaupt nutzen zu können, muss er indes zunächst einmal tief in die Tasche greifen. Sechs britische Pfund, umgerechnet also 6,78 Euro, kostetet der preiswerteste der 168 Städtepässe – der für einen Tag gültige Belfast Visitor Pass. Für die für sieben Tage und 25 Sehenswürdigkeiten gültige Madrid iVenture Card mussten Reisende mit 255 Euro indes so viel berappen wie für keinen anderen der 168 Städtepässe. 82 Pässe kosteten weniger als fünfzig Euro, 54 Pässe fünfzig bis 100 Euro und 24 Pässe mit Preisen zwischen 100 und 150 Euro zu Buche. Fünf Pässe kosteten zwischen 150 und 200 Euro und drei mehr als 200 Euro, wie der für sechs Tage (219,22 Euro) beziehungsweise zehn Tage (236,17 Euro) gültige London Pass + Travel.
Mehr noch als die Zahl der an einem Städtepass teilnehmenden Sehenswürdigkeiten, Bühnen und Führungen wirkt sich die Zahl der Tage, an denen ein Städtepass gültig ist, auf seinen Preis aus. Und das hat seinen guten Grund, denn der Herausgeber der Pässe muss die Betreiber der einzelnen Sehenswürdigkeiten meist nur dann am Umsatz beteiligen, wenn Reisende sie tatsächlich besuchen. Je länger Reisende in der Stadt sind, desto größer sind also die potentiellen Kosten und desto höher der Preis eines Städtepasses. Reisende haben also immer dann viel vom Städtepass, wenn sie ihn während der gesamten Aufenthaltsdauer möglichst intensiv nutzen.
Was in der Theorie simpel klingt, erweist sich in der Praxis allerdings als eher schwierig. Denn die oft vollmundigen Versprechen in Städtepässen bedeuteten nicht automatisch, dass Reisende wirklich bei allen (für sie) relevanten Sehenswürdigkeiten auch tatsächlich freien Eintritt erhalten. Inhaber einer Zürich Card hätten so tatsächlich nur bei 43 der 59 Sehenswürdigkeiten freien Eintritt gehabt. Und von den 102 Lissabonner Attraktionen, mit denen die Rokin Group warb, waren nur vierzig tatsächlich im Preis inbegriffen.
Durchschnittlich ließen sich zwar in der Umfrage 55 Museen, Führungen, Bühnen und andere Sehenswürdigkeiten günstiger besuchen. Wirklich im Preis inbegriffen waren aber nur 26 dieser Angebote. Um die übrigen 29 von 55 Angebote wirklich nutzen zu können, hätten Reisende weitere Kosten in Kauf nehmen müssen. Und diese hatten es teilweise in sich: Im Mittel summierten sich die Mehrkosten für den Besuch aller Sehenswürdigkeiten auf 813,56 Euro. Reisende sollten sich also genau informieren, ob der Pass – ohne Mehrkosten – auch wirklich die Tür zu den für sie interessantesten Sehenswürdigkeiten öffnet.
Besonders hoch fielen die Mehrkosten für Käufer einer Hamburg Card aus: Diese ist mit 10,50 Euro für einen Tag bis 42,50 Euro für fünf Tage zwar vergleichsweise preiswert. Doch für 40 der 43 Angebote müssen Reisende jedoch zusätzlich zahlen – und zwar in Summe 2.912,59 Euro. Ebenfalls ein teures Vergnügen für kulturhungrige Wien-Reisende ist der Easy City Pass. Im Preis inbegriffen waren aber nur der Eintritt zu drei von 49 Sehenswürdigkeiten. Um auch die übrigen 46 Museen, Bühnen und Führungen zu besuchen, hätten Reisende 2.555,45 Euro zusätzlich berappen müssen.
Am anderen Ende der Skala liegen Amsterdam, Stockholm und Venedig (!), in denen die Pässe zwar ein Mehrfaches ihrer Wiener und Hamburger Pendants kosten, dafür kann man aber alle Angebote ohne Zuzahlung nutzen.
Mit den meisten Städtepässen konnten Reisende den öffentlichen Nahverkehr in der jeweiligen Stadt für die Dauer ihrer Gültigkeit unbegrenzt nutzen und auch besonders populäre Sehenswürdigkeiten wie den Petersdom, den Tower of London oder den Berliner Fernsehturm über die Fast Lane, also ohne (längere) Wartezeit besuchen.
Teurere Pässe lohnen sich vor allem für Kulturhungrige mit der nötigen Ausdauer, wirklich viele der im Preis inbegriffenen Sehenswürdigkeiten auch zu besuchen.
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