Kann man in dieser Zeit überhaupt noch verreisen bei uns? Ja, kann man, aber es bedarf dringend einheitlicher und verständlicher Regeln für Reisen innerhalb Deutschlands. Das Chaos zu Beginn der Herbstferien zeigt einmal mehr, dass ein abgestimmtes Vorgehen von Bund und Ländern dringender denn je notwendig ist.
Zu den nachvollziehbarer Regeln im Umgang mit COVID-19 gehört vor allem eine realistische Analyse, wo die Gefahren liegen und wo nicht. Denn die Gefahren liegen in aller Regel nicht bei der Übernachtung in einer Ferienwohnung auf dem Land und auch nicht in einem Hotel einer Stadt. Die Hygienekonzepte der Hotels, Gasthöfe und Ferienwohnungen und der anderen touristischen Anbieter haben sich in den letzten Monaten bewährt und sind vorbildlich. Die Touristiker im ganzen Land haben frühzeitig Vorkehrungen getroffen und setzen diese seit Monaten verantwortungsvoll um. Beherbergungsverbote beschwören nur eine Gefahr, wo keine besteht.
27 deutsche Risikogebiete mit mehr als 13 Millionen Bewohnern gibt es laut RKI derzeit und man muss, leider, schwer annehmen, dass einem Großteil dieser Menschen der gebuchte Herbsturlaub in einer sicheren Ferienwohnung, einem Hotel oder Gasthof wegen der Übernachtungsverbote verwehrt bleibt. Ausreichende Testkapazitäten, um die Reise trotzdem antreten zu können, sind nicht vorhanden.
Reisen innerhalb Deutschlands einschließlich Übernachtungen bleiben auch für Pendler, für Geschäftsreisende oder für Familienbesuche notwendig. Und, so glaubt, der Deutsche Tourismussverband, hat ein Urlaub in Deutschland, wenn man die Regeln einhält, kein Gefährdungspotential. Gesundheit und deren Erhaltung sowie wirtschaftliche Erholung und Stabilität sind deshalb zwei Seiten der gleichen Medaille. Beides muss in der ‚Corona-Krise‘ berücksichtigt werden.“
Und noch etwas gilt es zu bedenken: Nach zehn Wochen im Frühjahrs-Lockdown haben die Gastgeber und Akteure im Deutschlandtourismus nach der nur zögerlich angelaufenen Sommersaison ihre weitere Hoffnung auf die Herbstferien gesetzt. 35 Milliarden Euro Verluste beklagt die Branche allein im ersten Halbjahr 2020. Für viele Gastgeber bedeuten die Umsätze der zwei oder drei Wochen im Herbst vor Beginn der ohnehin problematischen Winter-Saison in diesem Jahr den Unterschied zwischen Weiterbestand und Insolvenz. Der Branche mit ihren 3 Millionen Arbeitsplätzen droht spätestens im Frühjahr 2021 eine Insolvenzwelle, wenn Herbst- und Wintergeschäft ausfallen.
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