Manche Juwelen entdeckt der Gesundheitsreisende per Zufall. Bad Grönenbach? Nie gehört. Jeder kennt die Bäder Wörishofen, Füssing oder Endorf. Aber Bad Grönenbach? Zu versteckt liegt der Markt im unterschätzten Unterallgäu. Ein Abstecher von der fast tausend Kilometer langen A7 hatte uns einmal über die Ausfahrt Bad Grönenbach in diesen idyllischen Ort geführt. Einen malerischen Markt – umgeben von sattgrünen, duftenden Wiesen. Die Luft ist so sauber, dass man mit jedem Lungenzug Gesundheit atmet. Herrlich lässt es sich an der naturbelassen rauschenden Iller wandern. Und dann die Ruhe – einfach göttlich. Nur eine Stunde von München entfernt – und doch Welten von Lärm, Gestank und Feinstaub.
Im Ort eine Tafel: Pfarrer Sebastian Kneipp hatte hier gelebt. Ganz klar: der Markt ist ein Kneippheilbad. Am Ortsrand fanden wir schließlich das „Bad im Bad“: das Gesundheits- und Spa-Resort Bad Clevers. Es hat uns neugierig gemacht – auf „kneippen“, quasi beim Pfarrer daheim. Gebucht – und Wochen später fanden wir uns zum „Alpenwellness-Paket Kneipp erleben“ ein. Erste Überraschung: der Begrüßungsdrink vom Inhaber persönlich. Dann die dezent-luxuriösen Zimmer des Familien-Resorts in vierter Generation. Sie boten Ausblicke auf unendlich weite Wald- und Wiesenlandschaften. Eine warme Atmosphäre aus Holz, Glas, Sonne und freundlichen Farben nahm uns auf.
Kneipps Kaltwasser- und Aufguss-Anwendungen sind das einzige ganzheitliche Naturheilverfahren aus Europa. Sie haben einst sogar Cholera-Kranke geheilt. Uns taten sie gut, die vier sogenannten Schnupper-Güsse und die belebenden Wechselbäder. Dazu das Sprudelbad mit Bergwiesen-Düften, die Heublumen-Packung in einer Schwebeliege oder die Körpermassagen mit Regendusche. Wir folgten der Empfehlung von mindestens vier Übernachtungen und buchten fünf. Mitgenommen haben wir dafür noch zwei Wellness-Behandlungen mit den Namen Ruhe und Harmonie. Plus eine Aloe-Vera-Gesichtsbehandlung und ein Training mit dem Io-Ball für mehr Körpergefühl. Wer jetzt neugierig wird: selbst machen!
Was bietet das Haus noch, außer Kneipp? Die pure Qual der Wahl. Wir hätten auch das Paket Kraft Tanken mit Gesichts- und Ganzkörperbehandlungen sowie Fußreflexzonenmassage buchen können. Oder das Programm Rückenwind – unter anderem mit Rückentraining, Wirbel- und Gelenktherapie sowie Moorpackung. Und viele weitere. Um die 250 bis 330 Euro kosten diese mehrtägigen Pakete pro Person. Je Übernachtung müssen noch einmal knapp 100 Euro pro Kopf einkalkuliert werden. Dafür gibt’s die Vollpension mit einem Allgäuer Frühstücks-Buffet, einem leichten Mittagessen und mehrgängigen Menüs am Abend. Plus freie Nutzung der Spa- und Saunalandschaft, des Schwimmbades und des Fitness-Centers.
Wie bereits angedeutet, trägt die Umgebung hier ebenso zum Wohlbefinden bei wie das Haus. Sein Gebäudeensemble liegt direkt an einem eigenen Badesee am Waldrand. Aus der hauseigenen Quelle sprudelt das kristallklare und frische Kneippkur-Wasser. Dabei sind es nur gut zehn Minuten Fußweg ins Ortszentrum mit seinem historischen Marktplatz, Läden und Gastronomie. Einen Katzensprung entfernt für den Autofahrer: die Oberstdorfer Skipisten, die Kleinwalsertaler Bergwanderwege, die prachtvollen Altstädte von Kempten und Füssen oder Schlösser wie Neuschwanstein. Kein Zweifel: Dieses Reiseziel sollte eigentlich bekannter sein. Aber vielleicht ist es genau das, was uns an Bad Grönenbach und dem Bad Clevers am besten gefallen hat: dass es ein Geheimtipp ist.