“Weniger Salz essen heißt nicht, auf die Vorbeugung von Jodmangelkrankheiten mit jodiertem Speisesalz zu verzichten”, erläutert Professor Gärtner, Sprecher des Arbeitskreises Jodmangel. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät, täglich maximal sechs Gramm Salz zu essen, da ein hoher Salzverzehr Bluthochdruck und Herzerkrankungen bewirken kann. Mit einer salzarmen Diät würden laut BfR weniger Verbraucher mit Bluthochdruck eine Therapie benötigen und an Schlaganfall oder Herzinfarkt sterben. Speisesalz spielt im Rahmen der Jodmangelprophylaxe jedoch eine wichtige Rolle , denn ein Gramm Jodsalz enthält durchschnittlich 20 Mikrogramm Jod. Mit einem Gramm Jodsalz wird lediglich ein Zehntel des Jodbedarfs eines Erwachsenen gedeckt.
Deshalb empfehlen der Internationale Rat zur Überwachung von Jodmangelkrankheiten ICCIDD (International Council for the Control of Iodine Deficiency Disorders), die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF eine generelle Anreicherung des Salzes mit dem lebensnotwendigen Mineralstoff Jod. Insbesondere in Industriestaaten wie Deutschland sollten nach Meinung des ICCIDD Lebensmittelindustrie und -handwerk Jodsalz verwenden. Denn 90 Prozent des verzehrten Salzes stammen aus Fertigprodukten wie Brot, Wurst und Tiefkühlkost, von diesen Lebensmitteln werden in Deutschland jedoch momentan nur knapp 30 Prozent mit Jodsalz hergestellt. Aber auch über eine Erhöhung des Jodgehalts im Speisesalz sollte bei einer Empfehlung zur Salzreduktion diskutiert werden, fordert der Münchner Schilddrüsenexperte Gärtner.
Ökonomen des dänischen Projekts „Kopenhagen Konsens” nennen die Anreicherung des Speisesalzes mit Jod als eine besonders Kosten/Nutzen-effiziente Maßnahme gegen das globale Problem Jodmangel. Für knapp 5 Cent pro Person und Jahr kann Menschen mit Jodmangelerkrankungen geholfen werden. Der Kopenhagen Konsens versucht auf der Basis von ökonomischen Kosten-Nutzen-Analysen Prioritäten zu setzen für die wichtigsten Herausforderungen der Menschheit , wie zum Beispiel Hunger, AIDS, Wasserversorgung. Direkt vom Jodmangel betroffen sind knapp 30 Prozent der Menschen weltweit und 50 Prozent der Bevölkerung des europäischen Festlands. Wie der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey zeigte, leiden in Deutschland noch 40 Prozent der mehr als 17.000 untersuchten Kinder und Jugendlichen an einem leichten bis schweren Jodmangel.
Da Schwangere und Stillende besonders viel Jod benötigen, sollten Sie auf Jodtabletten zurückgreifen, insbesondere bei einem eher geringen Verzehr von Milch und Milchprodukten sowie von mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Fertigspeisen. Für alle Anderen empfiehlt der Arbeitskreis Jodmangel, ein- bis zweimal pro Woche Seefisch zu essen, zu Hause ausschließlich mit Jodsalz zu würzen und beim Einkaufen mit Jodsalz hergestellte Lebensmittel wie Brot- und Wurstwaren zu bevorzugen - gemäß dem Leitsatz: “Wenn Salz - dann Jodsalz”.
Mitte August, genau am 22. 8. wird der Tag der Fische begangen und er soll das Bewusstsein für den Artenschutz und nachhaltigen Fischfang stärken. Als maritimes Lebensmittel gehört Seefisch neben Meeresfrüchten und Algen zu der einzigen Lebensmittelgruppe, die von Natur aus größere Mengen an Jod enthält. „Jod wird im Körper für die Bildung der lebensnotwendigen Schilddrüsenhormone benötigt und muss als essenzielles Spurenelement über die Nahrung aufgenommen werden“, sagt Prof. Dr. Thomas Remer, ehemaliger Leiter des Außenlabors DONALD-Studie der Universität Bonn. „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, kurz DGE, empfiehlt erwachsenen Menschen eine Jodzufuhr von 200 Mikrogramm am Tag. Der regelmäßige Verzehr von Seefisch, aber auch Meeresfrüchten, kann dazu einen guten Beitrag leisten. Bei einigen Fischarten reicht schon eine Portion von rund 150 Gramm aus, um den täglichen Bedarf an Jod zu decken.“ Doch wie viel Jod liefern die beliebtesten Seefische hierzulande? Und worauf sollte man beim Kauf maritimer Lebensmittel achten?
Leider ein noch immer weit verbreiteter Irrtum ist, dass Meersalz mehr Jod enthalten würde, als normales Salz. Zwar sind Algen und Seefisch für ihren hohen Jodgehalt bekannt. Beides kommt aus dem Meer und so schlussfolgern Verbraucher oft, dass auch Meersalz reich an Jod ist. Doch das ist ein Irrtum. Meersalz enthält von Natur aus etwa 0,1 bis 2 Milligramm Jod pro Kilogramm Salz. Damit ist der Gehalt gleich oder nur unwesentlich höher als bei unjodiertem Speisesalz, das etwa 0,1 Milligramm pro Kilogramm Salz enthält. Mindestens zehnmal so hoch ist hingegen der Jodgehalt von jodiertem Speisesalz mit 15 bis 25 Milligramm pro Kilogramm. Mit dem gleichen Gehalt gibt es in gut sortierten Lebensmittelmärkten auch Meersalz, das zusätzlich mit Jod angereichet ist. „Jodiertes Speise- oder Meersalz eignet sich, um die Jodversorgung des Körpers und die Schilddrüsengesundheit zu verbessern”, erklärt Professor Roland Gärtner vom Arbeitskreises Jodmangel.