Das Verfahren der elektrischen Rückenmarkstimulation (Schmerzschrittmacher) wird schon seit rund 40 Jahren erfolgreich gegen chronische Schmerzen eingesetzt. Skeptisch stand man jedoch dem Konzept gegenüber, die Frequenz der elektrischen Impulse, die bei diesem Verfahren abgegeben werden, auf 10.000 Hertz (HF10) hinaufzusetzen. Doch die Ergebnisse mit der Hochfrequenzstimulation in der SENZA-Studie 2015, also der zulassungsrelevanten Vergleichsstudie, sprachen für sich. Die noch junge Behandlungsmethode etablierte sich seither und die Forschung liefert immer wieder neue Belege ihrer Wirksamkeit. Besonders gute Ergebnisse erzielt die HF10 bei Patienten mit unspezifischen Rücken- und Kreuzschmerzen, die nicht ins Bein ausstrahlen und sehr schwer zu behandeln sind.
HF10 ist zwar keine Wundermethode, die starke chronische Schmerzen wegzaubert. Als Erfolg gilt es bei chronischen Schmerzen generell, wenn der Schmerz um 30 bis 50 Prozent gelindert werden kann – und das ist bei schweren Fällen eine Menge. Manche Patienten sprechen besonders gut auf die Behandlung an.
Welchen Innovations- und Forschungsschub die Entwicklung der HF10 ausgelöst hat, zeigt eine Vielzahl an Berichten… Wissenschaftlich ausgewertet wurden 66 Patienten, die an therapieresistenten Rückenschmerzen litten und für eine orthopädisch-chirurgische Operation nicht geeignet waren. Denn für diese Patienten gibt es – abgesehen von Opioiden mit kombinierter multimodaler Therapie – kaum Behandlungsoptionen. Von 66 Patienten entschlossen sich nach erfolgreicher Probestimulation 45 zu einer Implantation. Die Erfolgs-Rate nach der Implantation betrug 84 Prozent. Auf der Skala von 0 bis 10 lag die durchschnittliche Schmerzintensität zu Behandlungsbeginn bei 8,2. Bei der letzten Kontrolluntersuchung im Rahmen der Studie – durchschnittlich nach knapp einem Jahr – betrug sie nur mehr 2,5 Punkte. Der Opioidgebrauch sank bei mehr als der Hälfte (56 Prozent) der so behandelten Patienten. Die Mehrheit der Patienten (57 Prozent) gab an, dass ihre Lebensqualität „besser“ oder „sehr viel besser“ sei. Fast 89 Prozent zeigten sich mit der Behandlung und deren Ergebnissen zufrieden – Alltagsaktivitäten wie arbeiten gehen, den Einkauf ohne Unterstützung erledigen, Putzen, Kinder hochheben oder Sport waren wieder möglich.
Eine andere, retrospektive US-amerikanische Studie hat analysiert, ob HF10 jenen Patienten helfen konnte, die nicht auf die herkömmliche Rückenmarkstimulation ansprachen und die Ergebnisse deuten durchaus darauf hin.
HF10 dürfte sich auch für die Behandlung chronischer peripherer neuropathischer Schmerzen eignen, denn gerade für diese Patientengruppe gibt es hauptsächlich pharmakologische Behandlungen mit beschränkter Wirksamkeit und mitunter starken Nebenwirkungen.
Eine weitere prospektive, multizentrische australische Studie ging schließlich der Frage nach, ob HF10 auch bei hartnäckigen Beinschmerzen hilft. In die vorläufige Zwischenauswertung der Studie eingeschlossen waren 15 Patienten mit besonders hartnäckigen chronischen Beinschmerzen, die bereits drei oder mehr Monate konservative Therapie ohne Erfolg durchlaufen hatten und für eine Rückenmarkstimulation geeignet waren. 11 von diesen 15 Patienten waren Responder mit einer durchschnittlichen Schmerzreduktion von 86 Prozent nach zwölf Monaten. 60 Prozent fanden ihren Gesundheitszustand verbessert, 40 Prozent sogar sehr verbessert.
Quelle: 18. Österreichische Schmerzwochen
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