Schlafapnoe ist eine schlafbezogenen Atmungsstörung, die mit bis zu 90 Schlafaussetzern pro Stunde ! einhergehen kann. Betroffen von einer obstruktiven Schlafapnoe ist bei uns jeder vierte der über 60-Jährigen. Wie sich nun zeigt, kann die Krankheit zu einem erhöhten Risiko für einen schweren Corona-Verlauf führen. Schon deswegen ist es für diese Patienten wichtig, dass sie eine zielgerichtete Diagnostik und dann eine individualisierte Therapie erhalten.
Auslöser einer Schlafapnoe ist eine erworbene oder angeborene Verengung der oberen Atemwege, die in zunehmendem Alter bei fast jedem zweiten auftritt und an sich keine Krankheit ist. Jedoch kann es bei einer zunehmenden Anzahl von Patienten aufgrund dieser Verengung extrem schwer werden die Luft in ausreichendem Maß durch die oberen Atemwege strömen zu lassen, es kommt daher zu einer Schlafapnoe. Betroffene haben in der Nacht häufig ständige Atemaussetzer, so dass sie quasi permanent aufwachen und ein erholsamer Schlaf unmöglich wird.
Diese häufigen nächtlichen Atemaussetzer und die damit einhergehenden Absenkungen der Sauerstoffsättigung sowie kurze Stressreaktionen sind bisherigen Erkenntnissen zufolge Ursachen für Erkrankungen des Herz-Kreislauf Systems und damit für einen schwereren Verlauf einer Corona-Erkrankung bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe. „Auch die häufigen Begleiterkrankungen wie ein Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Übergewicht erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine schwere Erkrankungsform sowie möglicherweise auch das Erkrankungsrisiko selbst“, erläutert der Experte der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V.(DKMG).
Doch damit nicht genug an Problemen. Schlafapnoe-Patienten tragen ein erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko. Und aufrund des schlechten Schlafes leiden sie tagsüber unter chronischer Übermüdung und Leistungsschwäche. Was das Risiko für Folgeerkrankungen enorm erhöht. Experten der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie empfehlen Betroffenen deshalb eine zielgerichtete Untersuchung und anschließend eine individualisierte Therapie wahrzunehmen.
Wenn die Erkrankung in einer nicht so starken Form vorhanden ist, raten Schlafmediziner zunächst dazu, die Möglichkeiten einer klassischen, konservativen Stufentherapie in Betracht zu ziehen. Individuelle und erste sinnvolle Therapiebegleitmaßnahmen seien
Auch der Einsatz einer Kunststoffschiene, die nachts den Unterkiefer samt Zungenkörper nach vorne verlagert und ein Zurückfallen der Zunge verhindert, sei in vielen Fällen empfehlenswert. Die Veränderung der Schlafposition kann schon helfen, eine leichtere Form der Schlafapnoe wirksam zu behandeln, in ausgeprägten Fällen ist die nächtliche Beatmungstherapie mit einer CPAP Maske der Goldstandard.
Patienten, die an einer stärkeren Form der Schlafapnoe leiden, empfiehlt die DGMKG unter Umständen eine Kieferoperation. Wenn eine zurückfallende Zunge beispielsweise die Ursache für eine Schlafapnoe ist und die Erkrankung in einer schweren Form vorhanden ist, kann eine chirurgische Vorverlagerung von Oberkiefer und Unterkiefer und damit ein Aufspannen des Weichteilkomplexes der Zunge und der Rachenmuskulatur das Leiden wirkungsvoll stoppen. „Durch diese Operation lassen sich die hinteren Luftwege öffnen, wodurch sich – im Gegensatz zu anderen Maßnahmen wie dem Einsatz einer Atemmaske oder Schiene – ein dauerhafter Therapieerfolg erzielen lässt, so dass ergänzende Maßnahmen überflüssig werden“, betont Dr. Reinald Kühle vom Universitätsklinikum Heidelberg. Auch eine Einengung der Nasenwege kann durch die operative Verlagerung des Oberkiefers behoben werden.
Insbesondere bei Patienten, die ein fliehendes Gesichtsprofil haben oder die eine Beatmungsmaske nachts nicht vertragen, kann die Operation die ideale Therapieoption sein. Bei diesen Operationen wenden Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen in enger Zusammenarbeit mit Kieferorthopäden eine lang etablierte und hoch entwickelte Methoden an. Bereits die Planung erfolgt nach modernsten Standards: Mit patientenspezifischer 3D-Planung am Computer können wir im Vorfeld des Eingriffs individuelle OP-Schablonen sehr maßgeschneidert planen und diese bei der Operation dann so zielgerichtet einsetzen, dass wir bei dem Eingriff eine Verletzung des umliegenden Gewebes und der Zähne vermeiden können. Mit der Simulation der Gesichtsveränderungen und den 3D gedruckten Schablonen sei es zudem möglich, das optische Operationsergebnis bereits im Vorfeld des Eingriffs sehr gut vorherzusagen. Das erleichtert einigen die Entscheidung für den Eingriff und kann dem Patienten die Ungewissheit der Operationsauswirkung nehmen.