“Oma geht es gut, sie ist im Heim und wird betreut” - wie oft hören wir diesen oder ähnliche Sätze von Familienmitgliedern, Freunden oder Nachbarn? Doch plötzlich geht es Oma oder Opa gar nicht mehr gut. Ursache. Der alte Mensch ist schwer gestürzt, er hat die Treppe, eine Teppichkante oder nasses Laub schlicht und einfach übersehen. Der Grund liegt häufig in unbehandelten Augenerkrankungen. Diese Einschränkungen im Sehvermögen bringen nicht nur die Gefahr einer Erblindung: Stürze verursachen und Knochenbrüche und führen nicht selten zu Pflegebedürftigkeit oder sogar vorzeitigem Tod.
Doch auch in den Pflegeheimen, wo man annehmen sollte, dass die Bewohner rundum betreut und Behinderungen jeglicher Art rechtzeitig erkannt werden, hat rund die Hälfte der Bewohner Sehprobleme. Das zeiget bereits vor der Pandemie die Studie OVIS (Ophthalmologische Versorgung in Seniorenheimen) der Stiftung Auge, welche die augenärztliche Versorgungssituation in Seniorenheimen untersuchte. Bei rund 40 Prozent der Bewohner stellt dabei der Weg zum Augenarzt die größte Hürde dar.
Die Auswirkungen von Stürzen gestalten sich bei Senioren dramatischer als bei jüngeren Menschen, da die Knochen nicht mehr so stabil sind. Oft ist dadurch auch der Heilungsprozess sehr langwierig. Experten rechnen mit einer Verdopplung bis Verdreifachung der Altersbrüche in den kommenden 20 Jahren. Die Fraktur am Hüftgelenk ist beispielsweise der häufigste Grund für eine Einlieferung ins Krankenhaus bei über 85-jährigen Frauen. Rund die Hälfte dieser Patientinnen ist anschließend hilfs- oder pflegebedürftig. Experten gehen zudem davon aus, dass rund die Hälfte der Patienten mit Oberschenkelhalsbrüchen nicht wieder in ihr altes häusliches Umfeld zurückkehren könne und nach dem Krankenhausaufenthalt auf Pflege angewiesen sei.
Auch wenn die älteren Menschen dann im Pflegeheim sind, zeigt die Realität, dass die augenärztliche Versorgung dort nicht immer ausreichend zu den Seniorinnen und Senioren gelangt. Dabei benötigen die Senioren oft nur die richtige Brille oder eine einfache Behandlung, um wieder gut zu sehen.
Die OVIS-Studie hat sie Sehbehinderungen und Erblindung bei Senioren gezielt erfasst und Versorgungslücken aufgedeckt. „Diese Studie ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Lebenssituation von Senioren: Regelmäßige augenärztliche Kontrollen und Sehtests helfen schwere Augenerkrankungen frühzeitig zu erkennen, bevor das Sehvermögen Schaden nimmt und der Grad der Pflegebedürftigkeit dadurch möglicherweise weiter zunimmt“, erklärt Professor Dr. med. Frank G. Holz, Vorsitzender der Stiftung Auge und Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn.
Gerade jetzt, wo die Corona-Pandemie sich langsam zur Normalität entwickelt, es keine Lockdowns, aber auch noch viel weniger Pflegekräfte gibt, sind die Gefahren für Ältere, egal ob in Heimen oder zu Hause lebend, größer denn je. Daran sollte man nicht nur am 13. Oktober, dem Welttag des Sehens denken. Der rechtzeitige Gang zum Augenarzt kann dazu beitragen, unnötiges Leid zu verhindern.
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