Es ist einer jener Tage, in denen der Winter schon weg, der Frühling aber noch nicht angekommen. Doch die kühl-frische Luft riecht bereits nach Erwachen, und glaubt man den jubilierenden Vögeln, dann muss die knospende Zeit der blütenvollen Tage wirklich jeden Moment eintreffen. Regiert im Schatten noch der Schnee, so spriesst es auf den sonnigen Matten schon aus allen Poren. Dieses Pro-und Contra-Schauspiel der Natur lässt sich auf dem Weg ins, abseits aller Reiserouten gelegene, Thierseetal gut verfolgen. Vom weiten Talboden bei Bayrischzell geht es Richtung Tiroler Grenze - die heute ja nur noch zu erahnen ist. In Landl grüsst der Tiroler Freiheitskämpfer Jakob von Sieberer den Eilenden, der höchst selten ein Wissen um die Geschichte des Landes hat. Kurz danach weist das Schild nach Hinterthiersee und man windet seine vier Räder über eine steile, kurvige und vor allem enge Strasse bergan auf einen sonnig gelegenen Sattel, der den Blick ungehindert frei gibt hinüber zu den Tiroler Majestäten: Kleiner und Großer Kaiser erstrahlen mit ihren Spitzen im blinkenden Sonnenlicht.
Doch heute habe ich keinen Blick für die lockenden Felswände, sondern sondiere die Hotelnamen, finde endlich die lächelnde Sonne an der Hauswand, die mir mein Ziel verkündet: Die Quelle des Wohlbefindens - das Hotel Sonnhof. Nicht der insgeheim erwartete, neue, futuristische Bau, sondern ein gediegenes Tiroler Wirtshaus, zumindest auf den allerersten Blick, heisst mich willkommen. Während die freundliche junge Dame an der Rezeption <später wird sich herausstellen, dass es sich um die Tochter des Hauses handelt> meine Daten aufnimmt und sich um mein Gepäck kümmert, wage ich einen ersten Blick auf meine Bleibe für die „ayurvedischen Tage”. Mag das Haus äusserlich seinen alpenländischen Charme wahren, so sind seine Gerüche durchaus orientalisch. Kardamon und Zimt umschmeicheln meine Nase, Weihrauch ist unverkennbar in der Lobby präsent - doch keines der Aromen überlagert oder stört. Sattes Rot, lebensssprühendes Orange, Gelb als Sinnbild der lebenschenkenden Sonne und ein mattes Grün als Heilfarbe sind die überwiegenden Farben des Hauses und sollen, laut Hausherrin, als zentraler Schlüssel zum Leben und Wohlfühlen dienen. „Denn nur wenn es gelingt, dem Körper Zufriedenheit zu vermitteln, wird die Seele mit Ruhe und Ausgeglichenheit kontern”, lautet das Credo von Brigitte Mauracher.
Und noch eines fällt auf: Der Geruch nach abgestandenem Rauch fehlt nicht nur in den Zimmern, sondern äusserst angenehm, auch in allen Gasträumen - denn das Haus ist, mit Ausnahme einer kleinen Gaststube - und in dieser auch nicht zu Essenszeiten - rauchfrei! Wer dem blauen Dunst trotzdem frönen will, muss sich in die umgebende Natur zurück ziehen.
Mit dem Lift, oder gesünder per pedes, geht es im dreistöckigen Neubautrakt in die Zimmer, deren Grösse von 25 - 42 qm reicht, allesamt funktionell, aber dennoch gemütlich eingerichtet und mit modernsten Bädern / Duschen ausgestattet. Selbstverständlich erwartet den Gast ein Bademantel inklusive bequemer Badeschlappen. Im Bad finden sich, die als Mitbringsel begehrten, Badeutensilien wie Shampoo, Duschgel, Bodylotion und Seife hübsch aufgereiht, die Handtücher duften nach Bergfrühling.
Doch, man kann sich gut vorstellen, hier zur Ruhe zu kommen, auch wenn die Aussicht vom geräumigen Balkon auf den hoteleigenen Parkplatz, die Idylle ein wenig trübt. Doch wir wollen ja nur bedingt die Landschaft, sondern vielmehr den gepriesenen Ayurvedischen Jungbrunnen geniessen - der uns in Tirols erstem Ayurvedahotel erwartet. Dafür hat sich die Hoteliers-Familie Mauracher nicht nur einen indischen Ayurveda-Koch, sondern auch einen in Indien ausgebildeten Dozenten ins Haus geholt. Beide vermitteln ihr Wissen kompetent und verständlich.
Ayurveda, zusammengefügt aus den Sanskritwörtern Ayur (= langes Leben) und Veda (= Wissen), zählt zu den ältesten medizinischen Gesundheitslehren der Menschheit. Die Wissenschaft vom langen Leben (von der Gesundheit) definiert Gesundheit nicht nur als Gleichgewicht zwischen Körper und Geist, sondern auch als Gleichgewicht zwischen Mensch und der ihn umgebenden Welt. Als ganzheitliches Heilsystem berücksichtigt Ayurveda u. a. Faktoren wie Ernährung, Klima, rechte Lebensführung im religiösen Sinn.
Strenggenommen hat sich die ayurvedische Heilkunst seit ihrem Beginn bis heute nur unwesentlich verändert und längst haben anerkannte Studien bewiesen, daß nicht nur einzelne ayurvedische Heilmittel, sondern das Medizinsystem Ayurveda selbst wirksam ist.
Herzstück der ayurvedischen Heilkunst ist die als Panchakarma (= fünffache Handlung) bezeichnete „…Reinigungskur unter Anwendung verschiedenster Methoden zur Ausschleusung von Stoffwechselabbauprodukten, unverdauten Nahrungsbestandteilen (mala) und Umweltgiften (ama). Eine „geistige Entschlackung” (belastende Erfahrungen, unverarbeitete Konflikte etc.) sollte ebenfalls Bestandteil der Kur sein…” Panchakarma hat sich, auch in seiner westlich abgeschwächten Variante, bei chronischen Krankheiten wie Rheuma, Asthma, Allergien, Bluthochdruck oder Kopfschmerzen sowie in der Nachbehandlung von Operationen bewährt. Die Kur kann dem Organismus helfen, sich rascher zu erholen und sein natürliches Gleichgewicht wiederzufinden.
Bei der Reinigungstherapie wird der Körper auf fünf verschiedene Arten gereinigt, wobei allerdings ist die jeweilige Konstitution des zu Behandelnden ausschlaggebend ist. Dem Panchakarma vorausgehen sollten vorbereitende mobilisierende Anwendungen sein, denn nur dann gelingt die ayurvedische Wiederherstellung der Lebensenergien (Doshas). Nach dem Panchakarma folgt bei strenger Auslegung der Kur eine Stabilisierungsphase.
Ayurveda bevorzugt eine leichte, aus zahlreichen Gewürzmischungen und dem unverzichtbaren Ghee (geklärter Butter) bestehende Küche, die sechs Geschmacksrichtungen beinhalten muss: süss, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Die Küche lebt aber bei weitem nicht nur von der souveränen Anwendung der Gewürzmischungen, sondern im wesentlichen auch von der hohen Kunst der Komposition, welche der ayurvedische Koch im Hotel Sonnhof meisterhaft handhabt. So gelingt ihm stets erneut nicht nur ein kreativer Reigen ayurvedischer Köstlichkeiten, sondern auch eine harmonsiche Balance zwischen Körper und Geist.
Äußerlich wird die innerliche Mobilisierung der Schlacken durch verschiedene Ölbehandlungen wie dem Stirnölguss Shirodara mit Heilkräuteröl ergänzt. Ein kontinuierlicher Strahl aus erwärmtem Sesamsamen-Öl, fliesst aus geringer Höhe auf den Kopf und hier ganz besonders auf die Stirn, harmonisiert und beruhigt das gesamte vegetative Nervensystem. Der Stirnölguss findet oft Anwendung in Verbindung mit einer Gesichts- und Kopfmassage, und reduziert vor allem bei neurovegetativen Störungen und Stressfolgen die körperlichen Störfelder.
Abhyanga (Einsalbung), die ayurvedische Ganzkörper-Öl-Massage dient der Harmonisierung der Körperenergien (Doshas) und unterstützt die Lösung von Gewebeschlacken. Abhyanga ist aber bei weitem nicht nur eine Ganzkörpermassage, sondern sollte stets als eine tiefgreifende Behandlung angesehen werden, die mit dem Begriff Wellness nicht sehr viel gemein hat. Die von vier fachkundigen Händen ausgeführten flinken Streichbewegungen bewirken die Aufnahme des Kräuteröls in die Haut.
Wer sich in die Hände von Frau Mauracher, die zusammen mit einer Assistentin diese Vierhand-Synchron-Massage ausführt, begibt, wird sich wünschen, nie mehr von der bequemen Massageliege aufstehen zu müssen. So in etwa muss sich ein Ungebornes im Mutterleib fühlen - warm, geborgen, sanft umhertreibend und von Sphärenklängen eingelullt in nichts als Wärme und Öl. Und man glaubt ihr aufs Wort, wenn sie ganz nebenbei erwähnt, dass eine Abhyanga-Massage verjüngend, belebend sowie reinigend wirkt. In diesem Zustand würde man ihr ohnehin alles glauben - aber sie verkauft diese Anwendung nicht, sie lebt sie vor allem. Alles an und aus ihr kommend übermittelt das tiefe Empfinden und den absoluten Glauben an die fernöstliche Heilkunst.
Wer die 10 Tage dauernde, klassische Panchakarma-Reinigungs-Kur bucht, wird von einem auf Ayurveda spezialisierten Arzt begleitet, der auch eine Pulsdiagnose erstellt.
Natürlich braucht der Mensch bei so viel Gesundheit auch einen kleinen Ausgleich Richtung Schönheit. Und was würde sich besser dazu eignen, als die eineinhalbstündige wahrhaft königliche Lakshmi-Schönheitsbehandlung. Sie umfasst - der Leser ahnt es längst - nicht nur Gesicht, Hals und Dekolleté, sondern auch Füsse, Hände und Bauchbereich, das heisst, ihre Wirkung dehnt sich auf den gesamten Körper aus, regt den Lymphfluss und die Mikrozirkulation an. Am Anfang steht immer eine ayurvedische Hautdiagnose, die den jeweiligen Hauttyp nach ayurvedischen Grundsätzen abstimmt.
Erfolgreich und trotzdem stressfrei sein? Klingt fast wie ein Paradoxon - lässt sich aber mit Yoga durchaus realisieren. Wenn es gelingt, die richtigen Übungen unter Anleitung auszuführen, so wirken sich diese systematisch auf alle Körperteile aus, schmieren Muskeln und Gelenke und stimulieren den Kreislauf. Viele der Übungen konzentrieren sich auf die, das zentrale Nervensystem beinhaltende, Wirbelsäule - unsere direkte Verlängerung des Gehirns. Eine gerade Wirbelsäule unterstützt nicht nur die Gesundheit des ganzen Körpers, sondern versorgt die Nerven durch einen intensivierten Blutkreislauf mit Nährstoffen. Wer das Atmen richtig versteht, lädt die körpereigenen Batterien auf und setzt ungenutzte Energiespeicher frei. Oberflächliches Atmen hat nicht nur Verspannunen, sondern nicht selten auch Depressionen zur Folge.
Fügt sich jedoch eins wie von selbst ins andere - dann steht der Mensch mit sich und der Welt im Einklang. Und genau so möge der Gast, dem Wunsche der Familie Mauracher entsprechend, das Hotel auch verlassen.
4* Ayurveda-Hotel mit 600 qm Spa-Bereich, Hallenbad mit energetisiertem Granderwasser, Finnische Saune, Kräutersofbad, Türkisches Dampfbad, Infrarot-Wärme-Farblichtkabine, Vata-Sole-Edelstein-Svedana, Ptta-Kräuterlehmsauna, Heilschlamm- und Farblicht-Hydrotherapie, Kapha Saune mit buchbarem Moksha-Zeremoniell, Salbungsraum für Heilerde-Kräuter-Edelsteinschlamm-Einreibung, Tretbecken, Solarium, Unterwassermassagebad, Fitnessraum, Kosmetikkabinen, Yogaraum, Ruheräume, Freiluftbereich (dieser allerings oberhalb des Parkplatzes!)
Preise zu den beschriebenen Anwendungen unter:
Adresse: Hotel Sonnhof**** Mauracher KG
- Familie Mauracher
A - 6335
Hinterthiersee 16
- Tel.: +43 (0) 5376 - 5502
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