Ungeachtet der Tatsache, dass Antibiotika bei grippalen Infekten nichts ausrichten können, steigen in jedem Herbst die dafür verordneten Antibiotika-Verschreibungen. Die Donau Universität Krems1 hat sich des Problems angenommen und klagte in einem Pressegespräch auch darüber, dass, abgesehen von den potenziellen Nebenwirkungen diese Medikamente von der Ärzteschaft immer noch sehr häufig verschrieben werden, vor allem auch, um mögliche Folgeinfektionen und Komplikationen zu verhindern.
Dabei würde zum Beispiel die Phytotherapie verschiedene Möglichkeiten bieten, Virusinfektionen zu begegnen - ohne das Risiko der Resistenzbildung weiter zu unterstützen und mit ausgezeichneter Verträglichkeit.
Im Säuglings- und Kleinkindalter werden aufgrund des unreifen Immunsystems nicht selten bis zu acht Infekte pro Jahr durchgemacht. Aufgrund der dominierenden viralen Genese der Erkrankungen ist eine Therapie mit Antibiotika in den meisten Fällen nicht sinnvoll - nämlich ausschließlich dann, wenn eine primäre oder sekundäre bakterielle Infektion (sogenannte bakterielle Superinfektion) vorliegt.
Eine aktuelle Metaanalyse2 von vier Studien bei insgesamt 1.314 Kindern bis zu fünf Jahren mit Infekt der oberen Atemwege belegt eindrucksvoll, dass die Verwendung von Antibiotika keinen vorbeugenden Schutz vor der Entstehung einer Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung bietet
“Bei auftretendem Infekt ist der Einsatz antimikrobiell wirksamer Heilpflanzen begrüßenswert”, so Prim. Kaulfersch. Dank ihrer Vielstoffgemische weisen sie eine Multitargetwirkung auf, welche zu einer deutlich geringeren Resistenzentwicklung führt. Außerdem wird der Körper in seinen Regulationsmechanismen unterstützt, Symptome viraler Infekte rascher bekämpft und so eine verbesserte Genesung erzielt.
Gut geprüfte, evidenzbasierte Phytopharmaka haben ihren festen Platz im Arzneimittelsortiment, denn sie wirken zuverlässig und nicht zufällig. Wirksamkeit und Sicherheitsaspekte werden in zahlreichen klinischen, randomisierten und placebokontrollierten Studien wissenschaftlich geprüft.
Im Falle von Atemwegserkrankungen sind insbesondere antibakterielle, antivirale, sekretomotorische und sekretolytische (d.h. schleimverflüssigende) sowie immunmodulatorische Effekte relevant. Bewährte Arzneipflanzen gegen Atemwegsinfekte sind beispielsweise Eisenkraut (Verbena officinalis), Sauerampfer (Rumex alpinus), Schlüsselblume (Primula veris), Gelber Enzian (Gentiana lutea) sowie Holunder (Sambucus nigra). Ein Trockenextrakt aus diesen fünf Pflanzen hat sich bei akuter Rhinosinusitis als wirksam erwiesen. Damit hat erstmals ein pflanzliches Arzneimittel in einer nach EPOS-Guidelines durchgeführten Studie die höchste Evidenzstufe der Schulmedizin erreicht.
Eine sehr gut untersuchte Heilpflanze zur Behandlung von akuten Infekten der oberen Atemwege ist die afrikanische Kaplandpelargonie (Pelargonium sidoides), deren Wurzelextrakt EPs® 7630 in einem großen klinischen Studienprogramm unter anderem auch bei Kindern geprüft wurde.
Wichtig ist in jedem Fall der frühzeitige Einsatz der Phytopharmaka, aber auch die Beachtung gewisser Anwendungsbeschränkungen. “Vor allem bei anhaltendem Fieber, Atemnot, Kopfschmerzen oder Nackensteifigkeit sollte der Arzt eingeschaltet werden”, warnte Prof. Kopp.
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