Von COPD Betroffene (chronic obstructive pulmonary disease) leiden unter verengten Atemwegen, vermehrter Schleimproduktion und chronischem Husten. Der mit Abstand wichtigste Auslöser für die Erkrankung, an der rund jeder zehnte Bundesbürger über 40 leidet, ist das Rauchen. „80 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben früher im Leben geraucht“, sagt Professor Dr. med. Claus F. Vogelmeier, vom Universitätsklinikum Marburg. Aber auch andere Luftschadstoffe wie Feinstaub oder eine berufliche Belastung mit Kohle- oder Getreidestaub kommen als Auslöser einer COPD infrage.
Bislang fehlte eine umfassende Datenbasis zur COPD. Das könnte sich nun jedoch ändern, denn im Mai wird die deutschlandweite, mit 2700 Patienten durchgeführte COSYCONET-Studie vorgestellt. Das COSYCONET-Kosortium richtet den Blick auf die Folgen der Erkrankung. Im Rahmen des Studienprogramms werden die COPD-Patienten siebenmal intensiv untersucht: Bei Aufnahme in die Studie, sowie 6, 18, 36, 54, 72 und 90 Monate danach. Bei jedem dieser Termine werden Lungenfunktion, Größe, Gewicht und Blutwerte gemessen, auf Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen untersucht und die körperliche Leistungsfähigkeit getestet. Über Fragebögen werden außerdem demographische Basisdaten erhoben und Aspekte wie Aktivität, psychische Befindlichkeit, subjektive Lebensqualität und Medikation erfasst.
Aus der Fülle der erhobenen Daten konnte bereits in den letzten Jahren eine Vielzahl von Erkenntnissen gewonnen und werden. Eine aktuelle Auswertung beschäftigt sich mit dem Einfluss, den die Lungenerkrankung auf das Herz der Patienten hat. „Wir beobachten, dass die linke Herzkammer bei COPD-Patienten oft verkleinert ist, außerdem ändert sich durch die Überblähung der Lunge die Lage des Herzens im Brustkorb“, sagt Vogelmeier, der die COSYCONET-Studie mit initiiert hat und leitet. Wie die aktuellen Daten zeigen, verschiebt sich mit zunehmendem Schweregrad der COPD auch die elektrische Achse des Herzens, also die Richtung der Erregungsausbreitung im Herzmuskel. „Diese Veränderung muss an sich keinen Krankheitswert haben“, erklärt Vogelmeier. Es sei jedoch wichtig, die möglicherweise durch die COPD verursachten Verschiebungen bei der Interpretation von EKG-Ableitungen zu berücksichtigen.
Weitere aktuelle COSYCONET-Auswertungen betrachten die Häufigkeit, mit der COPD-Patienten die in den Leitlinien empfohlenen nicht-medikamentösen Behandlungs- und Präventionsangebote wahrnehmen. „Hier zeigt sich noch Raum für Verbesserungen“, sagt Vogelmeier. Denn während Impfungen zur Vermeidung von Atemwegsinfekten gut angenommen werden, nehmen nur 10 bis 20 Prozent der COPD-Patienten an Lungensportgruppen oder Physiotherapie teil. Auch Programme zur Raucherentwöhnung – der wichtigste Aspekt der Prävention – werden nur von einem Viertel der rauchenden COPD-Patienten besucht. „Besonders Patienten in frühen Stadien der COPD sollten von ihren Ärzten stärker auf die Präventionsangebote aufmerksam gemacht werden“, sagt Vogelmeier – durch sie könne das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamt werden.