Bislang war der Wachstumsfaktor Erythropoietin, kurz Epo genannt, vor allem als Dopingmittel bekannt und wurde illegal auch häufig eingesetzt, da es die Bildung roter Blutkörperchen und somit die körperliche Leistungsfähigkeit steigert. In der Medizin wird es vor allem bei Patienten mit Blutarmut zur Blutbildung verwendet.
Forscher des Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin konnten nun den Nachweis erbringen: Epo kann noch mehr! Denn Erythropoietin ist auch als Schutz und Regeneration für die Nervenzellen im Gehirn einsetzbar. Fordern wir unsere grauen Zellen zu besonderer geistiger Leistungsfähigkeit auf, so bewirkt dies einen leichten Sauerstoffmangel (Hypoxie) und genau dieser regt wiederum die Produktion von Epo und seiner Rezeptoren in den aktiven Gehirnzellen an. So bilden und verbinden sich neu gebildete Nervenzellen.
„Die Gabe von Epo verbessert die Regeneration nach einem Schlaganfall (genannt ‚Neuroprotektion‘ und ‚Neuroregeneration‘) und verringert so die Schäden im Gehirn. Patienten mit Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit im Rahmen von Schizophrenie, Depression, Bipolarer Erkrankung oder Multipler Sklerose, die wir mit Epo behandelt haben, sind zudem deutlich leistungsfähiger… Der selbstverstärkende Zyklus aus geistiger Herausforderung, aktivitätsinduzierter Hypoxie und Epo-Produktion kann auf unterschiedliche Weise beeinflusst werden: „Die geistige Leistungsfähigkeit lässt sich durch konsequentes Lernen und geistiges Training über die Epo-Produktion der beteiligten Nervenzellen steigern. Ein ähnlicher Effekt wird bei Kranken durch die Verabreichung von zusätzlichem Epo erzielt“, sagt die seit Jahren an Epo forschende Wissenschaftlerin Hannelore Ehrenreich vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin.