Erhöhte Kalziumwerte sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sollten daher immer abgeklärt werden. Sie sind bei Frauen häufig im Laborbefund zu finden, vor allem nach der Menopause. Drei Prozent der postmenopausalen Frauen leiden darunter, insgesamt etwa ein Prozent. Auch wenn zu Beginn einer Hyperkalzämie meist keine charakteristischen Symptome auftreten, sollten die Werte abgeklärt werden. Ein Adenom der Nebenschilddrüse, d.h. ein harmloser Tumor, kann eine der Ursachen sein.
Bösartige Erkrankungen, die Kalzium aus Knochenmetastasen freisetzen oder ein parathormonähnliches Hormon bilden, sind weitere Ursachen für eine Hyperkalzämie. Auch entwässernde Medikamente wie Thiazide können den Kalziumspiegel über das normale Maß hinaus erhöhen. Zu den selteneren Ursachen für eine Hyperkalziämie gehören eine Überdosierung von Vitamin D, rheumatische Erkrankungen und genetisch bedingte Syndrome. Oft übersehen: Viele Menschen nehmen zusätzlich Kalzium ein. Zu viel davon ist ebenfalls schädlich. Wenn der Körper aufgrund anderer Erkrankungen Kalzium verliert, spricht man von sekundärem Hyperparathyreoidismus (sHPT). Dann wird von den Nebenschilddrüsen vermehrt Parathormon ausgeschüttet, um den Verlust durch die vermehrte Kalziumfreisetzung aus den Knochen auszugleichen. Ursachen können zum Beispiel chronische Nierenerkrankungen oder entzündliche Darmerkrankungen sein.
Kalzium hat verschiedene Funktionen im Körper„, erklärt Privatdozent Dr. med. Stephan Scharla aus Bad Reichenhall. Die größte Menge wird in den Knochen eingelagert und sorgt dort für Stabilität. Darüber hinaus ist der Mineralstoff unentbehrlich, um Zellsignale zu übertragen und die Blutgerinnung zu fördern. Darüber hinaus spielt Kalzium eine wichtige Rolle für die Muskelfunktion und für die Reizübertragung in den Nervenzellen und hat damit auch Einfluss auf die Herzmuskulatur und die Herzfunktion. Im Laufe der Zeit können jedoch schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten.
Auslöser für einen erhöhten Kalzium-Blutspiegel ist bei ca. 50 Prozent der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT). Verursacht durch eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen, bei der eines oder mehrere der vier kleinen, „neben“ den Schilddrüsen angesiedelten Organe unkontrolliert Parathormon ausschüttet.
Im Zusammenspiel mit Vitamin D und Calcitonin sorgt dieses Hormon für einen normalen Kalziumspiegel im Blut. Ist etwa zu wenig Kalzium im Blut, wird mehr Parathormon freigesetzt und in der Folge normalisiert sich der Kalziumspiegel im Blut. Beim pHPT ist diese Rückkoppelung ausgesetzt und es wird zu viel Parathormon freigesetzt.
„Neben der Zuckerkrankheit (Diabetes) ist die Nebenschilddrüsenüberfunktion eine sehr häufige hormonelle Erkrankung“, sagt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Tübingen. Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse durch einen bösartigen Tumor der Nebenschilddrüse kann ebenfalls auftreten, ist aber mit einer Häufigkeit von etwa einem Prozent sehr selten.
Die Therapieempfehlung bei pHPT ist eine kleine und unkomplizierte Operation. Dabei wird die entgleiste Nebenschilddrüse entfernt.
Weitere Informationen findet man auf den Seiten der DGE