Die EU-Kommission schlägt vor, die Zeitumstellung abzuschaffen. Doch in diesem Jahr werden die Uhren auf jeden Fall noch einmal zurückgestellt. Der Wechsel auf die Winterzeit bedeutet: Der Mensch kann morgens eine Stunde länger schlafen, draußen ist es heller. Aber dafür wird er abends eine Stunde eher müde und es wird früher dunkler. „Während der Zeitumstellung haben viele Menschen mit Schlafproblemen oder tagsüber mit Müdigkeit und Konzentrationsproblemen zu kämpfen“, sagt Dr. Christian Lechner, Chefarzt für Neurologie am Helios Klinikum München West. „Unser Schlafrhythmus wird durch unsere innere Uhr gesteuert, die jetzt gehörig durcheinander gerät. Das kann sich wie ein Mini-Jetlag anfühlen.“
5 Tipps gegen den Mini-Jetlag
Hauptverantwortlich für dieses „Durcheinander“ im menschlichen Körper sind Hormone; sie steuern Wachheit, Wohlbefinden und Schlafbereitschaft. Zahlreiche Körperfunktionen, wie etwa der Blutdruck, die Pulsfrequenz oder auch die Körpertemperatur, folgen dem eigenen inneren Rhythmus, der sogenannten inneren Uhr. Gerät sie aus dem Takt, wie bei der Zeitumstellung, kann das Auswirkungen auf den ganzen Organismus haben: Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Schwankungen der Herzfrequenz, Konzentrationsschwäche, Gereiztheit, Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme sind häufige Folgen. „Statistiken zufolge suchen während der Zeitumstellung mehr Menschen einen Arzt auf als sonst, auch die Einnahme von Schlafmitteln und Antidepressiva steigt“, sagt Neurologe Lechner.
Generell werde die Umstellung auf die Winterzeit aber besser vertragen, als der Wechsel auf die Sommerzeit. „Das liegt zum einen daran, dass es weniger erschöpfend ist, eine Stunde länger im Bett bleiben zu dürfen, als eine Stunde früher zur Arbeit zu gehen. Zum anderen entspricht die Winterzeit der ‚normalen‘ Zeitzone unseres Breitengrades. Sie kommt also dem Ticken unserer inneren Uhr entgegen“, erklärt der Schlaf-Experte. „Wahrscheinlich wachen die meisten Menschen in den ersten Tagen nach der Zeitumstellung dennoch früher auf als nötig – einfach, weil der innere Rhythmus noch auf die Sommerzeit geeicht ist.“ Die Cortisol-Ausschüttung, die die Menschen in den Wachmodus versetzt, setze früher ein.
Problematisch werde in den kommenden Monaten der zu erwartende Mangel an ausreichend Tageslicht, warnt Lechner. „Viele Menschen rutschen in eine saisonal abhängige Depression – die sogenannte SAD.“ Daher sollte in der dunkleren Jahreszeit jede Gelegenheit genutzt werden, um Sonne zu tanken. „Die Schlafmedizin hat sich dieses Themas bereits intensiv angenommen. Licht ist wie ein Medikament zu deuten – es hat eine antidepressive und aktivierende Wirkung und kann in Form von Tageslichtlampen für anfällige Personen sehr hilfreich sein.“
Es könne mehrere Tage bis Wochen dauern, bis der Körper wieder sein inneres Gleichgewicht gefunden hat. „Die Anpassungsdauer ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Tatsächlich tun sich aber ältere Menschen und Kinder schwerer damit und brauchen länger für die Umstellung“, erklärt der Chefarzt.
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