Wer beruflich auch im fortgeschrittenem Alter, sprich die Mitte der Fünfzig bereits hinter sich lassend, tätig ist, wird relativ schnell zur Erkenntnis kommen: Es muss etwas getan werden, zum Vorteil der eigenen Jugendlichkeit und vor allem zum Wohlbefinden des empfindsamen Seelenlebens. Dieses befindet sich nämlich, dem Gesetz der Schwerkraft folgend, je nach genetischer Disposition, im freien Fall, direkt hinunter in jene Tiefen, in denen das angeknackste Selbstbewusstsein haust. Vor allem beim Blick in den morgendlichen Spiegel - der treueste Feind der älter werdenden Frau. Unerbittlich zeigt er die Konturen des vergangenen Lotterlebens an, jede Zigarette hat sich eingegraben, jedes Glas zu viel graue Ablagerungen hinterlassen - zumindest morgens um sieben ist die Welt überhaupt nicht mehr in Ordnung! Zwar bietet die kosmetische Industrie eine, zwischenzeitlich selbst für geübte Beautynistas , unüberschaubare Fülle von Wässerchen, Tinkturen, Extrakten, Cremes und Seren, welche angeblich den Alterungsprozess nachweislich mit messbaren Erfolgen aufhalten können, doch die Wahrheit ist grausam. Der Erfolg all dieser Mittel lässt sich allenthalben in den Bilanzen der Hersteller aufzeigen - an der Faltentiefe der Benutzerinnen aber eher nicht. Natürlich gilt aber auch hier: Quod erat demonstrandum oder: Der Glaube versetzt Berge (liebe Lateiner: Wir kennen die korrekte Übersetzung „Was zu beweisen wäre”). Da aber ohne augenfälligen Beweis der beste Glaube nichts auszurichten vermag, muss nachgeholfen werden und zwar so, dass das Ergebnis für Jedermann (wobei Männer ohnehin nie etwas wirklich sehen, zumindest nicht auf diesem Gebiet) wahrnehmbar ist.
Hat „frau” sich erst einmal entschlossen, sich nicht ergeben in ihr Schicksal zu finden, so breitet sich hektische Aktivität aus - von der allerdings meist niemand, außer der Betroffenen, etwas mitbekommt. Schließlich will man ja diesen Schritt nicht allen mitteilen - eigentlich am liebsten gar niemanden, nicht mal der allerbesten Freundin. Na ja, kurz vor dem finalen Schritt - vielleicht, aber nur vielleicht.
Der große Erfolg der ästhetischen Chirurgie beruht - und da bin ich felsenfest davon überzeugt - auf dem Internet. Welche Frau konnte den früher hemmungslos die Ergebnisse der Skalpell-und Spritzenkünstler von allen Seiten, mit und ohne Vergrößerung, am Bildschirm bewundern? Kaum jemand - man war gnadenlos auf Mundpropaganda angewiesen und diese gab es - spärlich dosiert und meist höchst nebulös formuliert, hinter vorgehaltener Hand. Da sprachen die Ergebnisse oft eine beredtere Sprache als die Befragte. Heute ist das alles längst kein Thema mehr. Ein paar Klicks, und schon weiß man, was man wissen will, sieht man, was man sehen oder auch nicht sehen möchte und kann sich überlegen, für welche Unterfangen der eigene finanzielle Background geschaffen ist. Schönheit war früher ein Geschenk des Himmels, heute ist es eine Frage der monetären Ressourcen der Kandidaten.
Gute Adressen findet man bei den Fachgesellschaften und natürlich durch Mundpropaganda. Ein Arzt kann noch so gut sein, wenn die zwischenmenschliche Ebene zwischen Arzt und Patientin nicht auf einer Wellenlänge läuft, kann sich das durchaus auf das Ergebnis auswirken. Daher ist das erste Informationsgespräch von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. Ärzte, die nur ungenügend aufklären und/oder für Fragen keine Zeit haben, sind mit Vorsicht zu genießen. Auch das leidige Thema der Kosten muss eingehend besprochen werden - die anfallenden Gebühren sollten transparent nachvollziehbar sein. Praxen, in welchen man ein halbes Warenlager an zusätzlichen Produkten aufgedrängt bekommt, sind mit gesunder Skepsis zu bewerten.
Fast alle Schönheitswilligen beginnen mit den sogenannten „Soft-Packages”. Dabei verzichtet man noch auf chirurgische Eingriffe, oder einfacher, das Skalpell bleibt ungenutzt. Heute gelten ästhetische Korrekturen mit Hilfe von Spritzen als Einstiegsdroge - dank der wundertätigen Hyaluronsäure erreicht man auch ganz passable Ergebnisse. (Alle wichtigen Fragen und Antworten rund um die Hyaluronsäure erfährt man übrigens auf der Seite der Firma Restylane®).
Ob Lippen- oder Faltenunterspritzung - diese Korrekturen sollten in der Regel nur von erfahrenen Dermatologen durchgeführt werden - und halten bis zu zwölf Monaten an. Die Behandlungswirkung hängt unter anderem von zahlreichen Faktoren wie Hauttyp, Lebensgewohnheiten, und Alter ab; Hyaluronsäurespritzen eigenen sich übrigens besonders für Gesicht, Hände, Hals oder Dekolleté.
Hyaluronsäure ist ein klares Gel, welches weder Allergien noch Abstoßreaktionen verursacht und heute vielfach als Filler mit Auffülleffekt verwendet wird. In der Schönheitsbehandlung kann es wirkungsvoll störende Falten reduzieren, die Haut erscheint dadurch verjüngt. Soweit die Theorie. Doch den Worten sollen nun die Taten folgen.
Fest entschlossen, den eigenen Schweinehund zu besiegen, machte ich nach dem Informationsgespräch mit dem Dermatologen auch gleich einen ersten Termin zum „Fillern” aus. Die Nasolabialfalte sollte mit Hilfe der Hyaluronsäure, das sich ansetzende Doppelkinn mit der „Fett-weg-Spritze” reduziert werden. Da ich, welche Gnade, weder zu Stirn- noch Zornesfalten neige, konnte ich das mir stets leicht unheimliche Botox, getrost links liegen lassen. Ohnehin will ich nicht, wie die meisten Hollywood-Stars, als erstarrte Maske durchs Leben laufen.
Ich gebe gerne zu - je näher ich den Praxisräumen kam, desto nervöser wurde ich. Noch konnte ich umdrehen - es mir anders überlegen. Aber, da ich nie zu den Zauderern gehörte, gab ich mir jetzt selbst die Order: Kneifen giltet nicht!
Und dann ging auch alles viel zu schnell, um lange nachzudenken. Die nette Assistentin tupfte mir das Gesicht mit einer nicht gerade nach Rosen duftenden Lösung ab und schon schwebte Onkel Doktor1 mit der Spritze herbei. Er zeichnete die zu unterspritzenden Stellen mit dem Stift an, ließ mich im Spiegel diese nochmals überprüfen, klärte mich sachkundig über Hyaluronsäure an und für sich auf und schon piekst es zum ersten Mal! Nun wäre es eine Lüge, würde man behaupten, es sei völlig schmerzlos, aber es tut auch nicht sonderlich weh (wobei Schmerz natürlich jeder anders empfindet). Die mit hauchdünnen Nadeln versehenen Spritzen waren schnell gesetzt, das bisschen Blut rasch abgetupft und ich erhielt ein Kühlelement zur Verhinderung von Schwellungen zum Auflegen. Kosten: Sie schwanken stark je nach verwendetem Präparat, notwendiger Menge und Aufwand, ca. ab € 200,00.
Jetzt konnte der zweite Teil der Aktion „Facelift soft” folgen: Die Fett-weg-Spritze, über die ich zwar schon geschrieben, sie aber selbst nie ausprobiert hatte. Die von einer brasilianischen Ärztin entwickelte Spritze besteht aus dem aus Sojabohnen gewonnenen Naturpräparat Phosphatidylcholin (PPC) und reduziert erfolgreich unerwünschte Fettpolster am Körper. Und das Beste daran: Einmal aufgelöste Fettzellen bilden sich dem jetzigen Erkenntnisstand nach nicht wieder neu. (In der Regel sind 2-4 Behandlungen im Abstand von 6-8 Wochen notwendig, um die Therapie erfolgreich abzuschließen.) Kosten: liegen, je nach Behandlungsdauer und Aufwand, bei ca. € 450.- pro Sitzung.
Auch diese Spritze (sie ähnelt einem Dreizack), sieht schlimmer aus, als sie in Wahrheit ist, da ich die Einstiche praktisch überhaupt nicht spürte.
Nach Abklingen der Schwellungen (auch ein kleiner Bluterguss, der durchaus 2-3 Tage sichtbar sein kann, ist möglich) wirkt die unterspritze Gesichtsregion jugendlicher, voller und somit natürlich faltenfreier.
Das Ergebnis bei der Fett-weg-Spritze, ist im Gegensatz zur Hyaluronsäure-Spritze nicht schnell sichtbar - die Fettzellen benötigen ja schließlich ein bisschen Zeit, um sich davon zu machen, die Wirkung verblüfft jedoch umso mehr…
Bei beiden Spritzen traten keinerlei Nebenwirkungen auf. Natürlich muss man sich darüber im Klaren sein, dass dieses Facelift „soft” eine chirurgisch ausgeführte Schönheitsoperation nicht ersetzen kann. Aber es ist ein guter Einstieg für all jene, die sich nicht mit dem natürlichen Prozess des Älterwerdens abfinden wollen.
Für mich ganz persönlich gilt: Der positive Effekt, das wohltuende Gefühl jünger und frischer auszusehen, ist der eigentliche Seelenbalsam. Jetzt ist auch morgens um sieben die Welt wieder in Ordnung… zumindest für die nächsten Monate!
Die Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland e. V. (GÄCD) hat eine Internet-Seite ins Leben gerufen, auf der sich Interessierte über den aktuellen Stand zum Thema Filler informieren können.
An dieser Stelle ein herzliches Danke an Dr. Christoph Liebich, München, der nie müde wurde, die zahlreichen Fragen kompetent zu beantworten. ↩