Es ist das Schreckgespenst vieler Künstler, die auf ihre Hände und Finger angewiesen sind: das Karpaltunnelsyndrom. Immerhin erkranken zwischen zwei und fünf Prozent der Bevölkerung, und dabei überdurchschnittlich viele Frauen im Laufe ihres Lebens am Karpaltunnelsyndrom. Die operative Behandlung des Karpaltunnelsyndroms ist die zweithäufigste ambulante Operation in Deutschland. „Bundesweit wird der Eingriff rund 300.000-mal durchgeführt, berichtet Prof. Dr. Dr. Michael Sauerbier aus Bad Homburg und rät Patient:innen darauf zu achten, dass Behandler eine entspreche handchirurgische Qualifikation vorzuweisen haben.
Der sogenannte Karpaltunnel ist ein knöcherner, mit Weichgewebe ausgekleideter Tunnel im Handgelenk, durch den der mittlere Armnerv (Nervus medianus), in die Hand verläuft. Da dieser Nerv nicht fest verwachsen ist, gleitet er sozusagen innerhalb des Kanals hin und her. Behindern nun Engstellen, Verwachsungen oder Entzündungen dieses Gleiten, kann es durch Druckschädigungen zum Karpaltunnelsyndrom kommen. „Im Grunde können Menschen aller Altersgruppen ein Karpaltunnelsyndrom entwickeln, wobei es einen deutlichen Anstieg bei den 40- bis 60-Jährigen gibt“, erläutert Sauerbier und weist darauf hin, dass Schwangere besonders sensibel auf Symptome achten sollten, da die Erkrankung häufig durch hormonelle Schwankungen ausgelöst werde.
Aber nur in rund der Hälfte aller Fälle lässt sich der Auslöser bzw. die Ursache erkennen. Was man aber weiß, ist, dass das Karpaltunnelsyndrom anlagebedingt sein kann. Mögliche Auslöser sind aber auch Frakturen, systemische Erkrankungen wie Diabetes, chronische Polyarthritis und Niereninsuffizienz. Eher selten zählen hingegen Ganglien oder Tumore zu den Auslösern.
„Zunächst kommt es meist zu einem pelzigen Gefühl in den Fingerkuppen, häufig auch nur eines und nie des Kleinfingers – die Hand schläft ein. Daneben können Schmerzen auftreten, die gelegentlich bis zum Ellenbogen oder gar in die Schulter ausstrahlen und wie auch das Kribbeln häufig bei bestimmten Tätigkeiten, wie etwa Lesen oder Radfahren auftreten. Nachts führen die Symptome häufig zu Schlafproblemen“, berichtet Sauerbier und erklärt weiter, “dass im fortgeschrittenen Stadium motorischen Schwächen aufträten, da sich die Muskulatur des Daumenballens zurückbilde. Würden häufig kleinere Dinge fallen gelassen, sei es höchste Zeit, sich in Behandlung zu begeben!”
Schnelle Handlung ist in der Tat angesagt, denn bleibt das Karpaltunnelsyndrom unbehandelt, kann die Funktion des betroffenen Nervs und somit das Gefühl in den Fingern komplett verloren gehen. Ebenfalls möglich ist, dass Betroffene nicht mehr ihren Daumen gegenüber den Fingern positionieren und somit keine Gegenstände mehr greifen können.
Dazu erklärt Professor Sauerbier: “Ziel des Eingriffes sei es, die Beschränkung des Nervs wieder zu beseitigen, sodass dieser keinem Druck mehr ausgesetzt ist und wieder frei gleiten könne.” Da die Strukturen äußerst klein sind, sollte die Wahl eines Plastischen Chirurgen mit Zusatzbezeichnung Handchirurgie in Betracht gezogen werden. „Plastische Chirurgen erlernen in ihrer Weiterbildung die Mikrochirurgie, also die Rekonstruktion kleinster Strukturen, wie Nerven oder Gefäße unter dem Mikroskop, eine Fähigkeit, die in der Handchirurgie grundsätzlich besonders hilfreich ist“, erklärt der Plastische Chirurg.
Der Eingriff erfolgt entweder unter Vollnarkose oder Plexusanästhesie. Prof. Sauerbier: „In den letzten Jahren habe ich mich dafür eingesetzt, in Deutschland die sogenannte Wide–Awake-Technik zu etablieren. Dabei handelt es sich um eine offene Operation in Lokalanästhesie, die nur zwischen 10 und 15 Minuten dauert.”
Als operativer Standard gilt die Karpaldachspaltung, weniger häufig kommt hingegen eine minimalinvasive endoskopische Technik zum Einsatz. Nach dem erfolgten Eingriff ist die Ruhigstellung des Handgelenks nicht zwingend notwendig, optional jedoch bei bestimmten Patientengruppen sinnvoll. Wichtig zur Rehabilitation seien Bewegungsübungen der Finger und des Handgelenks, möglichst zusammen mit einem zertifizierten Handtherapeuten. Eine Vollbelastung der Hand sei nach fünf bis sechs Wochen wieder möglich.
Quelle: PM der DGPRÄC 1.10.22
Operation
Handicap
Ästhetisch Plastische Chirurgie