Eine bahnbrechende KI-Software zur Analyse von Gehirnscans könnte die Behandlung von Schlaganfällen grundlegend verändern. Die Technologie ermöglicht eine doppelt so genaue Bestimmung des Schlaganfallzeitpunkts wie bisherige Methoden und liefert Ärzten wichtige Entscheidungsgrundlagen für die Behandlung.
Das KI-Modell wurde mit einem Datensatz von 800 Hirnscans trainiert, bei denen der Zeitpunkt des Schlaganfalls bekannt war. Es analysiert automatisch die relevanten Bereiche eines Scans, identifiziert Läsionen und erstellt eine präzise Zeitschätzung. Dies ist entscheidend, da Behandlungen wie die Thrombolyse oder chirurgische Eingriffe nur in einem engen Zeitfenster wirksam sind.
Laut Dr. Paul Bentley, Leiter der Forschungsstudie am Imperial Department of Brain Sciences, können Schlaganfälle durch Blutgerinnsel in der Regel innerhalb von 4,5 Stunden medizinisch behandelt werden. Für chirurgische Eingriffe bleibt ein Zeitfenster von bis zu sechs Stunden, danach wird eine erfolgreiche Behandlung immer unwahrscheinlicher.
Ein Schlaganfall entsteht, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen oder vermindert wird. Dadurch sterben innerhalb weniger Minuten Gehirnzellen ab. Der Zeitpunkt des Schlaganfalls ist daher ein kritischer Faktor für die Behandlungsentscheidung, da fortgeschrittene Schädigungen oft irreversibel sind.
In der Regel wird bei Schlaganfallpatienten sofort eine Computertomographie des Gehirns durchgeführt, bei der die betroffenen Areale oder Läsionen beurteilt werden. Dunklere Läsionen weisen auf einen weiter fortgeschrittenen Schlaganfall hin. Individuelle Unterschiede in der Struktur der Blutgefäße und der Durchblutung stellen jedoch eine große Herausforderung bei der genauen Bestimmung des Zeitpunkts des Schlaganfalls dar.
Bei Tests an fast 2000 Patienten übertraf die KI die Genauigkeit herkömmlicher visueller Methoden um das Doppelte. Der Algorithmus berücksichtigt zusätzliche Merkmale wie die Textur der Läsionen und Variationen im Hintergrund. Dies ermöglicht nicht nur eine chronologische Zeitschätzung, sondern auch eine Analyse des biologischen Alters der Läsionen - entscheidend für die Beurteilung, ob sie reversibel sind.
Die Autoren der Studie schätzen, dass mit dieser Technologie bis zu 50% mehr Patienten adäquat behandelt werden könnten. KI kann Ärzten in Notfallsituationen helfen, schneller fundierte Entscheidungen zu treffen, was die Überlebens- und Genesungsrate von Schlaganfallpatienten deutlich erhöhen könnte.