Dass Einsamkeit die Gesundheit massiv gefährdet, ist durch wissenschaftliche Studien eindeutig belegt. Doch das Gefühl der Einsamkeit ist an sich eine gesunde Stressreaktion: Es zeigt, dass es uns an den notwendigen sozialen Kontakten mangelt. Doch bei längerer Einsamkeit wird die Stressreaktion allerdings chronisch und der Körper reagiert mit der Ausschüttung eines Kortison-ähnlichen Stoffes. Dadurch werden die körpereigenen Abwehrkräfte geschwächt, die Anfälligkeit für Infektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt, Erkrankungen wie Alzheimer können früher auftreten. Die Gesundheitsgefährdung durch soziale Desintegration entspricht etwa jener durch Rauchen, Arbeitsstress und Angst. Wer sozial isoliert ist, hat ein 2- bis 3mal so hohes Risiko, in einem bestimmten Zeitraum zu sterben. Lang dauernde Einsamkeit ist ein Killer.
Vor allem psychisch erkrankte Menschen sind besonders von Einsamkeit betroffen. Naheliegend ist es, Einsamkeit als ein Problem älterer Menschen anzusehen. Doch Untersuchungen zeigten jedoch auch, dass Kinder und Jugendliche sich an doppelt so vielen Tagen einsam und isoliert fühlen wie Erwachsene.
Ein wichtiger Grund für das Zunehmen der Einsamkeit liegt in der fortschreitenden Urbanisierung, das Leben in Großstädten ist mit Anonymität und Vereinzelung verbunden. Vor allem die Tatsache, dass immer mehr Zeit mit dem Gebrauch digitaler neuer Medien verbracht wird, ist der zweite große Faktor, der Unzufriedenheit, Depression und Einsamkeit verstärkt und sich von der Jugend her auf alle Altersgruppen ausbreitet. Acht- bis Zwölfjährige haben heute täglich zwei Stunden reale Sozialkontakte und sind rund sieben Stunden vor einem Bildschirmmedium. Einsame Menschen nutzen soziale Medien stärker, haben dadurch weniger Zeit für reale Kontakte, beneiden die anderen um ihre vielen ‚Freunde‘ im Netz und um ihr Leben, zumindest um das, was im Netz behauptet wird. Ein Vergleich, der nicht zu gewinnen ist. Jugendliche ziehen sich sozial zurück, weil sie sich im Vergleich weniger attraktiv und beliebt empfinden. Das bedeutet eine Orientierung nach oben, die unsicher und krank macht. Zusätzlich ist dieser Rückzug begleitet von ungesundem Gesundheitsverhalten wie vermehrtem Rauchen, Alkohol, Drogen, mehr und ungesünderem Essen, wenig körperlicher Aktivität, höherem Risikoverhalten wie ungeschützten Sexualkontakte, etc.
Jeder Mensch sollte auf mögliche Einsamkeit achten, so wie man Hunger oder Durst beachtet. Wenn sich jemand einsam fühlt, sollte er direkten Kontakt zu anderen Menschen suchen, das ist das Wesentliche. Direkte Kontakte sind über soziale Medien nicht möglich. Erste Hilfe für die Seele braucht sollte es ausreichend durch Erstanlaufstellen, Krisenintervention und psychosoziale Tageszentren geben, die unbürokratisch helfen können, wenn Menschen akut psychisch erkranken und rasch Unterstützung brauchen.
Quelle: Pro mente Austria