Kinder, die belastende oder traumatische Erlebnisse erfahren mussten, haben ein höheres Risiko später psychisch oder körperlich zu erkranken als Menschen mit einer glücklichen Kindheit. Welche biologischen Mechanismen hinter diesem erhöhten Risiko stecken und ob diese frühe „Programmierung“ des Körpers umkehrbar ist, erforscht das Team um Prof. Dr. Christine Heim, Projektleiterin von Kids2Health und Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie der Charité.
„Wenn wir die biologischen Spuren kennen, die das Erkrankungsrisiko ein Leben lang prägen, können wir diese Prozesse auch beeinflussen und gezielt neue Therapien entwickeln“, erklärt Prof. Heim. Sie möchte herausfinden, ob gezielte therapeutische Behandlungen eingesetzt werden können, um stressbezogene biologische Veränderungen rückgängig zu machen oder ihnen vorzubeugen. Das Ziel des Projektes ist es, Kinder mit erhöhtem Erkrankungsrisiko frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. „Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, die Chancen auf eine lebenslange Gesundheit zu erhöhen und Kindern ein gesundes Heranwachsen zu ermöglichen“, sagt Prof. Heim.
Die Forscher untersuchen Kinder, die traumatische Situationen wie Missbrauch, Gewalt oder Flucht erleben mussten. Zusätzlich werden neugeborene Kinder von misshandelten Müttern betrachtet, um herauszufinden, über welche Prozesse sich Stresserfahrungen generationsübergreifend übertragen. Auch mögliche Zusammenhänge zwischen belastenden Lebenserfahrungen und frühem chronischen Übergewicht bei Kindern werden analysiert. Die Wissenschaftler ergründen, wie sich die biologischen Mechanismen der kindlichen Stresserfahrungen auf die Gehirnentwicklung, das Immunsystem, den Stoffwechsel und den Hormonhaushalt von Kindern auswirken.
Das Projektteam untersucht vier Studiengruppen mit Kindern über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dabei kommen klinische Untersuchungen in Kombination mit Methoden der Psychobiologie, der Molekulargenetik und mit bildgebenden Verfahren zum Einsatz. Zudem wird der Einfluss von Psychotherapie auf die biologischen Spuren von traumatisierenden Erfahrungen überprüft. Mithilfe von Tiermodellen erproben die Forscher neue Therapieansätze, die direkt an den biologischen Mechanismen ansetzen und beispielsweise bestimmte Gene hemmen.
In Kids2Health arbeiten Expertinnen und Experten aus dem Institut für Medizinische Psychologie, der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie sowie der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Charité zusammen. Neben der Charité, die den Forschungsverbund leitet, sind das Max-Planck-Institut für Psychiatrie und die Universität Konstanz als Partner beteiligt.
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