Mit diesen vier simplen Worten könnte man bösartigerweise das kardiovaskuläre Risiko von vor allem älteren Frauen umschreiben. Denn längst weiß man natürlich, dass zu wenig Bewegung, plus ungesunde Ernährung und auch noch Übergewicht zu den bekanntesten Risikofaktoren für Bluthochdruck und andere kardiovaskuläre Erkrankungen zählen. Aber nicht nur die genannten sondern, bisher kaum diskutiert, auch die Körpergröße kann sich auf die Herzgesundheit auswirken. Und gerade deswegen sollte man diese bei Diagnose und Therapie des Bluthochdrucks stärker berücksichtigen. Ein Beitrag in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift weist darauf hin, dass eine herkömmliche Blutdruckmessung bei Menschen mit einem auffälligem kleinen oder großen Körperwuchs keine aussagekräftigen Ergebnisse erzielt. In diesem Fall sollte man lieber auf eine Pulswellenanalyse als das bessere diagnostische Verfahren zurückgreifen.
Der Schweizer Kardiologe Otto Hess beschrieb diese Tatsache einst als litte old ladies heart, da seiner Beobachtung nach vor allem kleinere ältere Damen häufig eine Herzschwäche entwickeln. Der Grund hierfür, so die DMW, liegt in den besonderen Strömungsverhältnissen in ihrer Hauptschlagader (Aorta), die durch zwei Dinge maßgeblich beeinflusst werden. Einerseits verlieren die Gefäßwände bei Frauen mit zunehmendem Alter schneller an Elastizität als diese von Männern. Andererseits spielt aber auch die Länge der Aorta für den Blutfluss eine wohl bislang wenig beachtete Rolle.
„Frauen sind im Durchschnitt kleiner und haben dadurch bedingt einen kürzeren arteriellen Gefäßbaum“, so Professor Dr. med. Martin Middeke, München, der den Übersichtsartikel in der DMW verfasst hat. Und je kürzer und je weniger elastisch die Hauptschlagader ist, desto stärker reflektiert sie die Pulswelle, die bei jedem Herzschlag in sie einströmt. Besonders bei kleinen älteren Frauen kann dies dazu führen, dass ein Teil des Blutes bis zur Herzkammer zurückgelangt, erneut weggepumpt werden muss und so das Herz über Gebühr belastet. „Dieser größenabhängige Effekt trägt vermutlich sogar zu einer erhöhten Sterblichkeit bei“, erklärt Middeke und verweist auf eine aktuelle niederländische Studie. Hier zeigte sich bei weiblichen Personen um die 70 Jahren, die zwischen 155 und 165 Zentimetern groß waren, dass jeder zusätzliche Zentimeter zu einem Zugewinn an Lebenszeit führen kann.
Die besonderen Strömungsverhältnisse in einer kurzen und wenig elastischen Aorta sorgen außerdem dafür, dass selbst starke Pulswellen, mit einem hohen systolischen Druck, nicht effektiv weitergeleitet werden. Dorthin, wo üblicherweise der Blutdruck gemessen wird, gelangt die Pulswelle nur in sehr abgeschwächter Form. „Bei dieser sogenannten maskierten aortalen Hypertonie ist in der Armarterie am Oberarm oft nur ein moderat erhöhter oder sogar ein normaler Blutdruck festzustellen“, berichtet der Experte. Die betroffenen Frauen erhielten daher oft nicht die blutdrucksenkende Therapie, die sie zur Vermeidung gesundheitlicher Folgeschäden eigentlich dringend benötigten.
Das Gegenstück zum „little old ladies‘ heart“ findet sich oft bei großen, jungen, sportlichen Männern: Diese besitzen eine lange und elastische Aorta, die die Pulswellen sehr effektiv in die Armarterien weiterleitet. Dort werden dann zum Teil sogar auffällig erhöhte systolische Blutdruckwerte gemessen. „Diese sind jedoch nicht besorgniserregend und sollten nicht mit einem therapiebedürftigen Bluthochdruck verwechselt werden“, so Middeke. „Der zentrale Blutdruck in der Aorta ist bei diesen Menschen in der Regel normal bis niedrig.“
Auch dieses Beispiel zeige jedoch, dass die übliche Blutdruckmessung am Arm oft keine zuverlässigen Rückschlüsse auf den zentralen Blutdruck erlaube. Gerade bei Menschen mit auffallender Physis rät der Münchener Mediziner daher dazu, im Zweifel auch die zentralen Druckverhältnisse in der Aorta zu bestimmen. Mithilfe einer modernen Pulswellenanalyse sei dies schnell und nicht-invasiv möglich.