Fire and Ice nennt sich eine von Medtronic in Auftrag gegebene, direkt vergleichende Nichtunterlegenheitsstudie, welche 769 Patienten umfasste und somit als die größte randomisierte Untersuchung einer Ablation mit Kryoballon bei der Behandlung von Vorhofflimmern darstellt. Mit Fire ist die herkömmliche, mit Hitze durchgeführte, RF-Ablation gemeint. Ice meint die modernere Kryoablation mit dem Kryoballonkatheter. Die Studie zeigt eindeutig, dass die Kryoablation nicht nur genauso so sicher und effizient ist wie das traditionelle Verfahren, sondern außerdem schneller und einfacher ist. Und zudem ist das Verfahren kostengünstiger als alle anderen und, wichtig vor allem für ältere Patienten, die Verweildauer in der Klinik beträgt durchschnittlich nur zwei Tage!
Wir konnten zu dieser neuen Therapiemethode Dr. Ding Quang Nyugen vom St. Vinzenz-Hospital (Köln) befragen, der den Kryoballon bereits mehrfach erfolgreich angewendet hat.
Welche modernen Behandlungsmöglichkeiten bei Vorhofflimmern gibt es
Für die moderne Therapie des Vorhofflimmerns gibt es zwei Strategien: Erstens die Verhinderung eines Schlaganfalls und zweitens die Erhaltung des normalen Herzrhythmus. Um einen Schlaganfall zu verhindern, besteht das Konzept der blutverdünnenden Therapie. Zur Erhaltung des normalen Herzrhythmus kann eine Katheterbehandlung, die sogenannte Ablationstherapie, erfolgen. Dabei werden Katheter über die Leiste im linken Vorhof platziert und eine Verödung an den Einmündungen der Lungenvenen durchgeführt. Die Lungenvenen sind der Ort der Entstehung von Vorhofflimmern.
Welche Vorteile bieten minimal-invasive Therapieoptionen wie die Katheterablation? Welche Verfahrensweisen stehen dem Arzt hier zur Verfügung?
Die minimal-invasiven Therapieformen wie die Katheterablation bieten im Gegensatz zur medikamentösen Therapie einen kurativen Behandlungsansatz des Vorhofflimmerns. Herz-rhythmusmedikamente können so oftmals abgesetzt und schwerwiegende Nebenwirkungen vermieden werden. Zu den Hauptverfahrensweisen gehören die Ablationen mittels Hochfrequenzstrom („Hitze-Ablation“) und mittels Kryoenergie („Kälte-Ablation“). Bei der Hochfrequenzstrom-Ablation werden mit einem Katheter Punkt-für-Punkt-Läsionen gesetzt, um die Lungenvenen elektrisch zu isolieren. Die Kälteablation basiert auf Kathetern, die eine Ballon-Form aufweisen. Mittels des inflatierten Ballons wird die Lungenvene abgedichtet und ringförmig verödet. Man kann sich gut vorstellen, dass eine Ablation Punkt-für-Punkt eine schwierigere und langwierigere Prozedur für den Arzt darstellt im Vergleich zur Ballonmethode.
Wie bewerten Sie die Ergebnisse der aktuellen Fire and Ice Studie? Welche Vorteile für die Patienten zeigen die Daten?
Die „Fire and Ice“-Studie ist die größte multizentrische Studie, die die Kryoablation mit der Hochfrequenzstrom-Ablation vergleicht. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Kryoablation sich bezüglich der Erfolgsrate und Sicherheit als ebenbürtig zur Hochfrequenzstrom-Ablation erwiesen hat. Außerdem war die Kryoablation signifikant schneller als die RF-Therapie. In einer Sekundäranalyse wurde gezeigt, dass es in der Kryoablationsgruppe zu signifikant weniger Krankenhauseinweisungen und weniger Re-Ablationen kam. Diese positiven Ergebnisse der Kryoballonablation bieten mehr Patienten die Sicherheit, sich effektiv und schnell in geschulten Zentren behandeln zu lassen. Dies ist eine große Errungenschaft, denn verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass vergleichsweise wenige Patienten mit Vorhofflimmern überhaupt mittels Katheterablation behandelt werden. Potentiell würden eigentlich 30 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern von einer Katheterablation profitieren.
Welche besonderen Möglichkeiten bietet die Kälteablation mit dem Kryoballon?
Das Besondere an der Kälteablation sind die Ballon-Form des Katheters und die Energie-Form. Da die meisten Lungenvenen eine rundliche und zumindest ovale Form (Durchmesser) aufweisen, bietet der Ballon eine sehr einfache und zuverlässige Möglichkeit, passgenau diese Lungenvenen abzudichten und eine lückenlose Verödung zur Isolation durchzuführen. Die durch Verdampfung von Lachgas entstehende Kälte ist eine sehr schonende und sichere Energieform zur Verödung von Herzmuskelgewebe. Zudem ist die Dauer des Eingriffs im Vergleich zur etablierten Hochfrequenzstrom-Ablation deutlich kürzer.
Wie läuft der Eingriff der Kälteablation ab?
Von der Leiste aus wird eine Schleuse zunächst in den rechten Vorhof des Herzens geschoben. Dann erfolgt ein Durchtritt durch die Vorhofscheidewand, um in den linken Vorhof zu gelangen. In den linken Vorhof münden die vier zu abladierenden Lungenvenen. Über eine Schleuse wird dann der Kryoballon-Katheter in den linken Vorhof vorgeschoben. Dabei ist der Ballon noch zusammengefaltet. Der nicht entfaltete Ballon wird am Antrum oder Ostium der Pulmonalvene platziert und an der Einmündungsstelle der Lungenvene aufgeblasen. Der voll entfaltete Ballon wird an die Lungenvene gedrückt und auf bis zu -60°C durch Lachgas-Verdampfung heruntergekühlt. Nach drei bis vier Minuten Frier-Zeit wird der Ballon wieder aufgetaut und die nächste Lungenvene wird angesteuert. Der ganze Eingriff wird in einem sogenannten „Dämmerschlaf“ mit über die Vene applizierten Narkosemitteln durchgeführt, sodass die Patienten von dem Eingriff nichts mitbekommen. Im klinischen Alltag empfinden die allermeisten Patienten den Eingriff als sehr angenehm und ohne relevante Schmerzen.
Welche Patienten sind für die Kälteablation mit dem Kryoballon geeignet?
Die Kälteablation ist für Patienten geeignet, die an symptomatischem Vorhofflimmern leiden. Bei den meisten Patienten wird die Ablation bei Unwirksamkeit oder auch Unverträglichkeit einer medikamentösen Therapie eingesetzt. Gemäß den aktuellen Leitlinien kann sich der Patient auch für eine primäre Behandlung des Vorhofflimmerns mittels Katheterablation ohne vorherigen medikamentösen Therapieversuch entscheiden. Die besten Erfolgsquoten haben Patienten, die an paroxysmalem Vorhofflimmern leiden, d.h. an Vorhofflimmern, welches anfallsartig auftritt und nicht länger als eine Woche anhält oder innerhalb einer Woche mittels Elektroschock behandelt wird. Aktuelle Daten zeigen jedoch auch eine sehr gute Wirksamkeit der Kälteablation bei Patienten mit persistierendem, d.h. über eine Woche anhaltendem Vorhofflimmern.
Vorhofflimmern
Herzrhythmusstörung
Katheterablation