Die Tage vor den Tagen sind für Frauen selten eine Freude. Die Berg- und Talfahrt der Hormone ist von Befindlichkeitsstörungen unterschiedlicher Ausdrucksformen geprägt. Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist eines davon.
Knapp zwei Drittel der deutschen Frauen (63%) fühlen sich davon gebeutelt. Das ergab eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) mit 1.460 Probandinnen von 16-45 Jahren. Demnach fallen 15% der Frauen sogar derart tief in eine Stimmungs- und Sinnkrise, dass sie in der PMS-Phase ernsthaft darüber nachdenken, sich von ihrem Partner zu trennen. Kann frau die Achterbahn der Hormone geschickt umgehen? Ja, sie kann, wenn sie sich zuvor von ihrem Frauenarzt über den Anwendungsmodus des Langzyklus aufklären lässt.
Manche Frauen haben es auf eigene Faust bereits erfolgreich versucht, wenn Urlaub und Reisen, Prüfungen und sportliche Herausforderungen bevorstanden und die Periode bzw. eine Entzugsblutung nicht in die Planung passte. Sie überspringen die übliche Pillenpause mit der ununterbrochenen Pilleneinnahme und können auf diese Weise eine Blutung verschieben. Langzyklus bedeutet schlicht und einfach nichts anderes, als die 21-tägige Einnahme der Pille ohne die 7-tägige Pause, in der gewöhnlich die Blutung stattfindet, ununterbrochen fortzusetzen. Somit kommt es nicht zum Abfall des Hormonspiegels und daher auch nicht zur Entzugsblutung mit den unterschiedlichen Beschwerden. Wie lange die blutungsfreie Zeit andauern soll, kann die Anwenderin nach Absprache mit ihrem Gynäkologen selbst entscheiden. Meistens wird eine durchgehende Einnahme von 12 Wochen mit einer darauf folgenden 7-tägigen Pause praktiziert, sodass nur eine Blutung pro Quartal stattfindet. Allerdings sind auch Abstände von 6 bzw. 12 Monaten möglich.
Zur Langzeitanwendung eignen sich nach heutigem Kenntnisstand nur niedrig dosierte Einphasenpräparate, so genannte Mikropillen, die in jeder Tablette die gleiche Ethinylestradiol- und Gestagen-Dosis bieten. Ein Präparat zur oralen Kontrazeption, das exakt für den Langzyklus zugelassen ist, gibt es in Deutschland nicht, obgleich der Bedarf auf der Hand liegt. Nach einer EMNID-Umfrage mit 1.195 Probandinnen wünschen sich nur 26-35% der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren regelmäßige Blutungen im Wechsel von 4 Wochen. 16-27% bevorzugen einen Blutungsrhythmus von 3-12 Monaten und die größte Gruppe von 37-46% würde eine Amenorrhoe (das Ausbleiben der Blutung) befürworten. Unabhängig von der Optimierung der Lebensqualität spricht eine Reihe von gesundheitlichen Aspekten für den Langzyklus mit Hilfe oraler Ovulationshemmer in Form eines so genannten Off-Label-Use. Bisher fehlen größere Anwendungsstudien für die Langzeiteinnahme. Darum ist eine regelmäßige Kontrolle beim Frauenarzt anzuraten.
Es gibt nach einer EMNID-Untersuchung zahlreiche Gründe, die Regelblutung zeitweilig zu unterdrücken. Ob es sich dabei um die natürliche Periode oder eine durch hormonelle Kontrazeptiva hervorgerufene Entzugsblutung handelt, fällt dabei nicht ins Gewicht. Folgende Gründe werden von Frauen aller Altersgruppen angegeben: Weniger Beschwerden (67%), bessere Hygiene (54%), höhere Lebensqualität (53%) und weniger Blutverlust (28%).
Vielfach wird die Langzeiteinnahme der Pille bei gynäkologischen Erkrankungen wie Zyklusstörungen und durch die Blutung hervorgerufene Missempfindungen wie hartnäckige Kopfschmerz- und Migräneattacken verordnet. Auch wenn bestimmte Dauermedikationen erforderlich sind, profitieren Frauen von der Langzeiteinnahme. In einem Sonderdruck der Zeitschrift „Frauenarzt” (44 Jg. 3/2004) schrieb Professor Dr. Göretzlehner: „Besonders bei Zyklusstörungen, zyklusabhängigen gynäkologischen Erkrankungen, zyklusabhängigen Grunderkrankungen oder in Situationen, bei denen keine Hormonentzugsblutungen erwünscht sind, kann die individuelle Langzeiteinnahme - notfalls über Jahre - indiziert sein”.
Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde die monatliche Blutung durch zahlreiche und häufig rasch aufeinander folgende Schwangerschaften und das Stillen des Säuglings unterdrückt. Zu dieser Zeit betrug die geschätzte Zahl der Ovulationen durchschnittlich 160 Zyklen pro Lebenszeit. Durch die moderne Entwicklung der Familienplanung und den frühen Eintritt der Geschlechtsreife erleben Frauen heute durchschnittlich 450 Zyklen. Dieser Anstieg mit seinen Befindlichkeitsstörungen wird als völlig normal betrachtet und es ist auch verständlich, die Unterdrückung der Blutung als normal anzusehen. Zunehmend verbinden Frauen die regelmäßige Menstruation nicht unbedingt als Ausdruck ihrer Fruchtbarkeit. Sie erklären selbstbewusst: Schluss mit der regelmäßigen Bluterei und dem dicken Monatsbauch. Sie möchten sich im beruflichen und privaten Bereich nicht mehr von menstruellen Beschwerden fremd bestimmen lassen. Zwar können hormonele Kontrazeptiva Beschwerden deutlich verbessern, aber die Monatszyklus-Anwenderinnen ertragen in der anschließenden 7-tägigen Einnahmepause deutlich häufigere Beeinträchtigungen als unter der durchgehenden Pilleneinnahme und benötigen deshalb mehr Schmerzmittel. Vor Prüfungen wird der Langzyklus immer häufiger genutzt und bei Leistungssportlerinnen ist er bereits Standard. Für Frauen, die unter menstruationsbedingten Beschwerden leiden bietet das Langzeitschema eine deutliche Erleichterung.
Gynäkologinnen und Gynäkologen verordnen den Langzyklus in der Erkenntnis, dass es keine gravierenden Risiken durch den Behandlungsmodus gibt. Ängstliche Fragen nach der Erhöhung einer Gefahr für Thrombosen, kardio-vaskulären Erkrankungen oder der Zunahme des Mammakarzinoms stoßen auf beruhigende Aussagen. Der Langzeitzyklus beeinträchtigt auch die Fertilität nach dem Absetzen der Pille nicht. Zu Beginn werden bei 25% der Frauen Durchbruchblutungen beobachtet, die jedoch mit der Einnahmedauer zurückgehen.
Übrigens: Alternativen sind die „Drei-Monats-Spritze” bzw. die Hormonspirale, die ebenfalls die reguläre Menstruation unterbinden, bzw. stark abschwächen.
Die Ärztinnen und Ärzte des Berufsverbandes der Frauenärzte informieren individuell nach neuestem Kenntnisstand zu allen Fragen des Langzyklus und der Langzeiteinnahme.
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