In Ihrem Buch1 schreiben Sie mehrfach, dass die Patienten (darunter viele Kinder) Sie mit einem Ergotherapeuten verwechseln. Können Sie kurz den Unterschied zwischen den beiden Berufen erklären?
Logopäden behandeln Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen, Ergotherapeuten behandeln motorische Probleme sowie Einschränkungen in der Bewältigung täglicher Abläufe. Die Zielgruppe ist oft dieselbe: Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und Kinder.
Wann wird man zum Logopäden geschickt?
Bei Artikulationsproblemen, Störungen des Redeflusses, Wortschatz- sowie Grammatikproblemen, Sprachverständnisschwierigkeiten, Sprach –und Sprechproblemen, Einschränkungen der auditiven Merkspanne, bei Stimm- und/oder Atmungsproblemen, bei Schluckstörungen, bei Fazialisparesen (Gesichtsnervlähmungen), bei Hypoglossusparesen (Lähmungen des Nerven, der die Zungenmuskeln versorgt), im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung, sowie bei sämtlichen Einschränkungen der Zungenbeweglichkeit.
Wer veranlasst die Überweisung?
Der Haus- oder Kinderarzt, der Neurologe, der HNO-Arzt, der Phoniater, in manchen Fällen auch der Kinder- und Jugendpsychiater.
Sind Therapiestunden von Logopäden Kassenleistungen oder muss der Patient dafür selber aufkommen?
Sofern eine Verordnung vorliegt, übernimmt die Kasse die Behandlung.
Warum sind so viele Logopäden weiblich? Ist der Beruf für Männer per se ungeeignet?
Nein. Männer entscheiden sich wohl offenbar bei der Wahl eines medizinischen Hilfsberufes eher für den Beruf des Ergo- oder Physiotherapeuten.
Können Sie die Begriffe Aphasie, Apraxie und Dysarthrie kurz erklären
Eine Aphasie ist eine Störung der Sprache, hierbei sind sämtliche Modalitäten betroffen: Lesen, Schreiben, Sprechen und Verstehen. Eine Dysarhrie ist eine rein motorische Störung des Sprechens und betrifft eine andere Hirnregion, nämlich meist den Hirnstamm. Betroffene Patienten sprechen oft verlangsamt oder mit schwerer Zunge. Eine Apraxie ist die Unfähigkeit, eine Handlung durchzuführen, hier kann auch die Sprechplanung betroffen sein. Man spricht dann von einer Sprechapraxie.
Kann ein Logopäde eine Behandlung auch abbrechen bzw. ablehnen - z.B. wenn, wie in Ihrem Buch beschrieben, die Lebensverhältnisse unzumutbar erscheinen?
Wenn meine eigene Sicherheit oder meine Gesundheit in Gefahr ist, lehne ich prinzipiell Patienten ab. Das kommt aber nur äußerst selten vor.
Kann ein Logopäde auch lange zurück liegende Ursachen noch erfolgreich behandeln?
Ja!
Seit wann gibt es die Logopädie als Beruf?
Seit den 70ern.
Warum können Menschen die Stottern sich nur schwer artikulieren, haben aber kein Problem beim Singen?
Weil das Sprechen primär von der linken Hirnhälfte, das Singen hingegen von der rechten Hirnhälfte gesteuert wird.
Die Geschichte der Logopädie kann man in Wikipedia nachlesen, Informationen zum Beruf findet man beim Bundesverband für Logopädie
Logopädie
Sprechstörung
Schlaganfall