Gerade Erstsemester bekommen intensiv alle Krankheiten und deren Symptome von A-Z gelehrt. Und fast alle stellen über kurz oder lang die gerade erlernten Symptome an sich selber fest. Genau, wie es da beschrieben wird, daran leidet man doch schon seit längerem auch, bloß keiner hat das bisher erkannt. Gilt übrigens nicht nur für das Fach Medizin, sondern ebenso für Psychologie. Und natürlich handelt es sich dabei nie um eine harmlose Grippe, sondern stets um etwas absolut schreckliches, wenn nicht sogar Tod bringendes! Angeblich machen sich ja nicht nur Lehrstuhlinhaber, sondern auch ältere Semester einen Spaß daraus, die armen Jungspunde noch in ihrem Wahnglauben zu bestätigen. Nicht wirklich nett, aber “es menschelt halt”, wie ein Professor das zu erklären versucht.
Dieses Medizinstudenten-Syndrom hat sogar einen eigenen Namen: Nosophobie1 - keine Krankheit, sondern eine reine Einbildung, gegen die man, Gott sei Dank im Laufe des Studium immun wird. Doch das gilt leider nur für Medizin- oder Psychologiestudenten. Aber ganz und gar nicht für Otto Normalverbraucher, der sich bei Dr. Google schnell und ausführlich über ein bestimmtes Krankheitsbild informieren möchte und dabei immer tiefer ins Nirwana des medizinischen Symptomenetzes eintaucht. So tief, bis er darin zu versinken droht und schlimmstenfalls sein baldiges Ende verkündet.
Wie man an der Universität Köln herausgefunden und in der Zeitschrift Psychologie veröffentlicht hat, genügen nämlich bereits fünf Minuten intensive Suche bei Dr. Google, um sein Wohlbefinden ad acta zu legen. Und es handelt sich dabei nicht, wie man meinen möchte, um die älteren Jahrgänge, sondern viel mehr um junge Erwachsene. Eigentlich gehören die ja in Arztpraxen nicht gerade zum gängigen Patientenklientel - wohl aber bei Dr. Google! Und je mehr man zu bestimmten Symptomen googelt, desto intensiver bildet man sich ein, auch wirklich daran zu leiden!
Ja, denn die Angst ernsthaft krank zu sein betrifft fast die Hälfte all jener, die im Internet nach Krankheiten recherchieren. Und diese Form der Hypochondrie vertieft sich mit der Inhaltsschwere der ergoogelten Seiten. Je mehr Fachwissen darin verpackt, desto kränker wird der Suchende. Aber auch “moderate Seiten” können das Unwohlsein steigern. Endstation ist dann eine ausgewachsene und meist nur schwer heilbare Hypochondrie!
Bitte nicht verwechseln mit der ähnlich verlaufenden Hypochondrie ↩
Krankheitsrecherche
Dr. Google