Die Überlebenszeiten bei Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) sind in den meisten Fällen kurz. Doch jetzt gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer. Eine Beobachtungsstudie der Klinik Havelhöhe bei Berlin hat sehr gute Ergebnisse mit der Misteltherapie als Zusatzbehandlung erzielt. Die Misteltherapie zählt zu den am häufigsten angewandten Therapieformen der komplementären Krebstherapie. In jedem Stadium der onkologischen Erkrankung kann sie Nebenwirkungen lindern.
Das Ergebnis der aktuellen Beobachtungsstudie 1 zeigt, dass Patienten mit Lungenkarzinom länger lebten, wenn sie neben ihrer konventionellen Behandlung, also Operation, Chemo- und Strahlen- oder spezifische Immuntherapie, zusätzlich eine Misteltherapie erhielten. Die in die Studie eingeschlossenen Patienten litten unter einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom, das rund 85 Prozent aller Lungenkrebs-Fälle ausmacht. Noch immer ist die Prognose für Patienten in diesem Krankheitsstadium nicht gut. Fünf Jahre nach der Diagnose leben im Schnitt nur noch 1 Prozent der Patienten, wenn sich bereits Metastasen gebildet hatten.
Die Ergebnisse der Studie sind deshalb umso erstaunlicher: So lebten nach drei Jahren noch 25,7 Prozent der zusätzlich mit Misteltherapie behandelten Patientengruppe gegenüber 14,2 Prozent der Kontrollgruppe. Insgesamt war die Sterblichkeit in der Misteltherapie-Gruppe um 56 Prozent geringer als in der Gruppe ohne Misteltherapie. „Ein bemerkenswertes Ergebnis, von dem wir selbst überrascht waren“, kommentiert Dr. med. Friedemann Schad, Erstautor der Studie und Leiter des Onkologischen Zentrums am anthroposophischen Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe.
Bisher belegen über 30 Studien, dass die Misteltherapie die Lebensqualität bei Krebspatienten signifikant verbessern und die Nebenwirkungen konventioneller Therapien wie das Erschöpfungssyndrom Fatigue, Depressionen oder Übelkeit verringern kann. Mistelpräparate enthalten mehr als 1.000 verschiedene Stoffe, die – wie bei vielen Heilpflanzen – erst im Zusammenspiel ihre volle Wirkung entfalten. Ein Beispiel sind die Mistellektine, deren immunstabilisierende Wirkung und tumorhemmende Eigenschaften gut belegt sind. In der immunmodulierenden Wirkung werden diese zuckerhaltigen Eiweißstoffe unter anderem von Viscotoxinen ergänzt.
Das zentrale Ziel der Misteltherapie ist eine körperliche und seelische Grundstabilisierung und damit eine insgesamt verbesserte Lebensqualität. Doch ob sie tatsächlich die Lebenszeit verlängern kann, wurde immer kontrovers diskutiert. Mit der neuen Studie wird diese Diskussion neu belebt. Sie ist ein positives Signal, weiterhin integrativ anzusetzen. Seit Jahrzehnten nutzen viele Krebspatienten die ergänzende Misteltherapie, da sie bei allen Tumorarten geeignet und sehr gut verträglich ist.
Schad F, Thronicke A, Steele M, Matthes B, Grah C, Merkle A, Matthes H: Overall survival of stage IV non-small cell lung cancer (NSCLC) patients treated with Viscum album L. in additon to standard care, in: PLOS ONE 2018: https://bit.ly/2Gd9564 https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0203058 ↩
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