Rund 300.000 Typ-1-Diabetiker gibt es derzeit in Deutschland - Tendenz steigend. Sie alle müssen mit dem Problem eines ständig wechselnden und auch nicht immer steuerbaren Insulinbedarfs praktisch Tag und Nacht leben. Mit Hilfe des MiniMedTM 670G Systems1 gibt es nun die weltweit erste Insulinpumpe mit adaptiver automatischer basaler Insulinabgabe, die sich an die individuellen Anforderungen jedes Patienten anpasst und dabei hilft, viele tägliche Entscheidungen abzunehmen. Indem die Technologie wichtige Funktionen einer gesunden Bauchspeicheldrüse imitieren kann, kann sie das Diabetesmanagement näher an die natürliche Insulinausschüttung heranbringen und die Zeit im Zielbereich erhöhen.
Welchen Stellenwert hat das MiniMed 670G System in der kontinuierlichen Diabetestherapie- und Technologieentwicklung? Inwiefern erlaubt das neue MiniMed 670G System eine optimierte individualisierte Therapie?
Die Entwicklung der MiniMed 670G ist ein Riesenschritt in der Therapieentwicklung. Das System läutet eine neue Generation in der Unterstützung von Menschen mit Typ-1-Diabetes ein: Mit der Einführung der MiniMed 670G in Deutschland sind wir auf dem Weg zur künstlichen Bauchspeicheldrüse, da sie die Möglichkeit gibt, anhand der Basalrate Glukoseschwankungen im Über- oder Unterzuckerungsbereich auszugleichen. Es ist einfach der Wunsch von vielen Menschen mit Typ-1-Diabetes, dass sie mehr ein Leben führen können wie ein Gesunder. Ein wichtiger Punkt ist dabei immer wieder nachts: Dinge, wie beispielsweise spätes Abendessen oder sehr fett- und eiweißreiches Essen, führen dazu, dass in der Nacht die Zuckerwerte ansteigen. Das regelt die Pumpe nach, so dass der Patient die Chance hat, morgens mit einem guten Wert aufzuwachen. Das ist etwas, was den Menschen mit Typ-1-Diabetes unglaublich hilft in ihrem täglichen Leben. Mit der Entwicklung der MiniMed 670G geht man einen großen Schritt hinsichtlich vollständiger Therapieunterstützung beim Typ-1-Diabetes, also Richtung Closed- Loop-System. Aus meiner Sicht werden wir Schritt für Schritt innerhalb der nächsten fünf Jahre zu der Möglichkeit der künstlichen Bauchspeicheldrüse kommen.
Welche Bedeutung hat das neue MiniMed 670G System für das Verhältnis von Arzt und Patient?
Entscheidend ist, dass Ärzte(-innen) und Diabetesberater(-innen) weiterhin in hohem Maße bei einem Hybrid-Closed-Loop-System wie der 670G oder später einem Closed-Loop-System im Hinblick auf die Beratung erforderlich sein werden. Technische Systeme können in der Therapie unterstützen, aber die individuelle Beratung ist weiter erforderlich. Auch das MiniMed 670G System ist kein Selbstläufer: Es erfordert eine enorm gute Aufklärung des Patienten und eine sehr gute Basisarbeit dahingehend, dass die Pumpentherapie optimal eingestellt ist. Das heißt, dass die Basalrate optimal eingestellt ist, dass die Patienten vor dem Essen auch wirklich Insulin abgeben und dass die BE/KE-Einschätzung richtig ist. Wenn die Grundlagen der Therapie nicht stimmen und der Patient nicht gut geschult ist hinsichtlich einer Insulinpumpentherapie, dann werden die Resultate auch durch eine Pumpe wie die 670G nicht besser.
Wenn die Grundlage stimmt, dann unterstützt das System den Therapieprozess. Eine verbesserte Variabilität hilft den Patienten, weil es ihnen besser geht und sie leistungsfähiger sind. Wichtig ist in dem Zusammenhang der Umgang mit den gewonnenen Daten in der Beratung – und hier spielt die Diabetesberaterin eine ganz wichtige Rolle. Indem man sich die Daten zusammen mit dem Patienten anschaut und daraus die richtigen Schlüsse zieht, lässt sich eine Verbesserung erreichen. Ist ein Team richtig gut, lässt sich meiner Überzeugung nach im Alltag sogar eine noch höhere Time-in-Range erreichen, als dies in Studiendaten bisher abgebildet ist.
Diabetes Mellitus Typ 1
Insulin