Verringern Nasensprays oder –duschen mit Salzlösung, die zusätzlich zur Standardbehandlung oder einem Placebo angewendet werden, die Symptome? Oder kann die Genesung von Erwachsenen und Kindern dadurch beschleunigt werden, wenn diese seit weniger als vier Wochen an einer Erkältung und Grippesymptomen leiden?
Erkältungen, Grippeerkrankungen und Infektionen in Hals, Nase und Nebenhöhlen zählen zu den akuten Infektionen der oberen Atemwege (URTI, Englisch: Upper Respiratory Tract Infection). Verursachte werden sie in der Regel durch Viren. Sie klingen in den allermeisten Fällen von selbst wieder ab. Die Symptome können allerdings in manchen Fällen noch viele Wochen nach Abklingen des ursprünglichen Infektes anhalten und in manchen Fällen auch eine bakterielle Folgeinfektion auslösen. Die Linderung der Symptome ist das Ziel der Behandlung. Manche Behandlungsmöglichkeiten können auch dazu beitragen, die Dauer von postviralen Symptomen, beispielsweise Husten, zu verkürzen. Salzwasser-Nasensprays und Nasenduschen, bei denen eine größere Menge Salzlösung in die Nase gesprüht wird, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie nachgewiesenermassen bei chronischer Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) sowie nach Nasenoperationen eine Wirkung entfalten. Über ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von akuten Infektionen der oberen Atemwege ist leider noch nicht viel bekannt, und auch nicht, bei welchen Symptomen sie wirksam sind.
Man fand fünf Studien, in denen die Fragestellung dieses Reviews untersucht wurde und welche die Einschlusskriterien erfüllten, denn 749 registrierte Studienteilnehmer lieferten 565 hinreichende Daten dazu. In allen Studien wurden Nasenspülungen mit Salzlösung mit der Standardbehandlung oder mit anderen Nasensprays verglichen. Die Studien deckten ein großes Spektrum hinsichtlich Altersklassen, Ländern, Probengrößen, Dosierungsmethoden, Anwendungshäufigkeit und dem Zeitraum seit Ausbruch der Symptome auch. Außerdem gab es große Unterschiede hinsichtlich des Studiendesigns und der untersuchten Symptome. Leider gab es bei diesen Studien auch keinen einheitlichen Standard für Symptome. Infolge dessen können auch nur sehr wenige Endpunkte aus den fünf Studien miteinander kombiniert werden.
Auch zwei Studien, die seit dem neu aufgenommen wurden, konnten keine Daten in ausreichender Menge oder Qualität liefern, um die ursprünglichen Ergebnisse wesentlich zu verändern. Nur aus der größten Studie, in der 401 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren untersucht wurden, ergab sich eine deutliche Verbesserung einiger Symptome, wie Nasensekretion, Halsschmerzen, behinderte Nasenatmung und verstopfte Nase, sowie auch ein verminderter zusätzlicher Einsatz abschwellender Nasensprays. Außerdem wurden deutliche Verbesserungen des Gesundheitsstatus gemessen. In zwei Studien mit erwachsenen Teilnehmern konnte man eine Verkürzung der Dauer bis zum Abklingen der Symptome messen, der Unterschied war jedoch nicht klinisch signifikant. Die Anwendung von Salzlösung in der Nase gilt als sicher, es können jedoch schwache Nebenwirkungen wie Reizungen oder Brennen auftreten, vor allem bei Produkten, bei denen eine größere Dosis an Salzlösung in die Nase eingebracht wird; dies gilt auch für hochkonzentrierte Lösungen.
Da die meisten Studien nur wenige Teilnehmer auf wiesen und auch erhebliche Defizite in ihrem Design oder ihrer Durchführung aufzeigen, besteht Bedarf an weiteren, vorzugsweise größer angelegten Studien mit gängigen Endpunkten, um das mögliche Potential von Nasenspülungen mit Salzlösung zur Reduzierung von Ausprägung und Dauer bei akuten Infektionen der oberen Atemwege, Folgeinfektionen und zu einer möglichen antibiotischen Wirkung zu untersuchen.
Referenzen: King D, Mitchell B, Williams CP, Spurling GKP. Saline nasal irrigation for acute upper respiratory tract infections. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 4. Art. No.: CD006821. DOI: 10.1002/14651858.CD006821.pub3
Infektion
Nasennebenhöhlenentzündung