In der Allgemeinbevölkerung, aber auch bei Angehörigen der Gesundheitsberufe ist das Bewusstsein für Lymphödeme oft gering. Vor allem im Frühstadium des Lymphödems haben viele Ärzte und Pflegekräfte nicht genügend Erfahrung mit der Diagnose. Es kommt vor, dass bei Patienten zunächst andere Ursachen für die Schwellungen oder die Gewichtszunahme vermutet werden, wie z. B. ein Mangel an körperlicher Bewegung oder eine falsche Ernährung, bevor die richtige Diagnose gestellt wird. In der Medizin sind genügend Fälle bekannt, in denen die richtige Diagnose Jahre brauchte, ehe sie gestellt wurde.
Der Grund dafür ist allerdings einfach erklärbar. Denn in vielen Fällen entwickelt sich ein Lymphödem schleichend. Die Schwellung beginnt oft nur leicht und wird von den Betroffenen als vorübergehend oder harmlos empfunden, zum Beispiel als Folge von Müdigkeit, Hitze oder langem Sitzen. Anfangs sind die Symptome oft nicht schmerzhaft, und es kann Jahre dauern, bis die Schwellung deutlich sichtbar und störend wird.
Da das Lymphödem zu einer sichtbaren Volumenzunahme der Gliedmaßen oder anderer Körperregionen führt, kann es leicht mit Übergewicht oder Adipositas verwechselt werden. Vor allem bei Menschen, die bereits übergewichtig sind, kann die Unterscheidung zwischen Schwellung und normalem Fettgewebe schwierig sein. Darüber hinaus treten Lymphödeme häufig in den Beinen auf, einem Bereich, der bei Gewichtszunahme ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird, was die Verwechslungsgefahr noch erhöht.
Lymphödempatienten werden oft stigmatisiert, die Schwellungen oft mit Übergewicht verwechselt. Betroffene erhalten zwar oft gut gemeinte, aber falsche Ratschläge wie Abnehmen oder mehr Bewegung. Dies führt oft zu psychischem Druck, da sich die Betroffenen „missverstanden“ fühlen. In manchen Fällen wird versucht, das vermeintliche Übergewicht durch Diäten oder Sport zu bekämpfen, ohne zu wissen, dass dies keinen Einfluss auf das Lymphödem hat. Mangelndes Verständnis kann auch dazu führen, dass sich Betroffene zurückziehen und erst spät ärztliche Hilfe suchen. Ein Grund dafür ist die Tatsache, dass ein Lymphödem im Anfangsstadium oft schmerzlos ist und außer der Schwellung keine deutlichen Warnzeichen verursacht. Es wird daher ganz leicht als kosmetisches Problem abgetan. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen fehlen typische Warnsignale wie starke Schmerzen oder Funktionseinbußen, die Betroffene frühzeitig zum Arzt zwingen würden.
Ein weiterer Grund für die verspätete Diagnose ist die Verwechslung mit dem Lipödem, einer anderen Erkrankung, bei der es zu einer überproportionalen Fettvermehrung vor allem an den Beinen und Hüften kommt. Das Lipödem führt ebenfalls zu Schwellungen und Gewichtszunahme, hat aber eine andere Ursache und erfordert eine andere Behandlung. Bei vielen Betroffenen besteht Unsicherheit über die Unterscheidung der beiden Erkrankungen.
Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, bei der es zu einer anhaltenden Schwellung (Ödem) aufgrund einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Gewebe kommt. Diese Flüssigkeit wird normalerweise über das Lymphsystem abtransportiert, aber bei einem Lymphödem ist dieser Transport gestört, was zu einer Flüssigkeitsansammlung führt. Es betrifft häufig Arme und Beine, kann aber auch andere Körperregionen betreffen.
Primäres Lymphödem ist genetisch bedingt und entsteht aufgrund angeborener Anomalien des Lymphsystems, die zu einem gestörten Abfluss der Lymphflüssigkeit führen. Beispiele hierfür sind:
Sekundäres Lymphödem wird durch äußere Faktoren verursacht, die das Lymphsystem beschädigen, wie:
Mögliche Auswirkungen Verschiedenen gesundheitlichen Probleme wie
Die Diagnose erfolgt meist durch - Anamnese und körperliche Untersuchung mit Beurteilung von Schwellung, Hautbeschaffenheit und Beweglichkeit - Bildgebende Verfahren wie - Lymphszintigraphie: Hierbei wird die Funktion des Lymphsystems untersucht. - Magnetresonanztomographie (MRT) oder Ultraschall zur Abklärung der Schwellungsursachen - Fluoreszenz-Lymphangiographie zur Darstellung des Lymphflusses
Eine Heilung des Lymphödems ist oft nicht möglich, aber durch verschiedene Maßnahmen kann die Krankheit gut kontrolliert werden:
In der Forschung wird aktuell an verschiedenen Ansätzen zur Verbesserung der Behandlung von Lymphödemen gearbeitet:
Ein unbehandeltes Lymphödem kann zu ernsthaften sekundären Erkrankungen führen: