Eine lebensbedrohliche Schwächung des Herzmuskels, die so genannte chronische Herzinsuffizienz, kann jetzt mit Hilfe eines neuartigen Bluttests früher und leichter als bisher nachgewiesen werden. Der Schweizer Gesundheitskonzern Roche hat ein Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem ein maßgeblicher Eiweißstoff im Blut bestimmt wird. Die Konzentration dieser Substanz - sie trägt die Bezeichnung n-terminal pro BNP (NT proBNP) - ist bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz deutlich erhöht. Mit diesem leicht durchführbaren Labortest kann die Erkrankung, an der in den westlichen Industrienationen etwa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung leiden - davon haben rund zwei Drittel keine Symptome -, schon im Anfangsstadium erkannt und dadurch erfolgreicher behandelt werden.
Bei einer chronischen Herzinsuffizienz ist die Pumpleistung des Herzmuskels deutlich verringert. Die Folge: Der Patient ist zu körperlicher Anstrengung kaum noch fähig, in schlimmen Fällen ist das Herz sogar zu schwach, um selbst den ruhenden Körper hinreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Die Menschen mit Herzinsuffizienz haben außerdem Luftnot und Wasseransammlung in den Beinen und Lungen. Die Hälfte aller Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz stirbt innerhalb von zwei bis vier Jahren nach Diagnose.
Die Erkrankung hat vielfältige Ursachen : In vielen Fällen ist der Herzmuskel durch Erkrankungen der Kranzgefäße geschädigt; auch Bluthochdruck sowie chronische Krankheiten wie Diabetes sind als Auslöser bekannt. Gerade bei jüngeren Menschen kann eine solche Herzinsuffizienz auch auf einer Entzündung des Herzmuskels beruhen. Einen zusätzlichen Risikofaktor bildet in jedem Fall das Rauchen. Betroffen sind vor allem ältere Menschen; so ist von den über 70 Jahre alten Menschen jeder Zehnte betroffen. Mit Hilfe von Medikamenten wie Betablockern, Diuretika oder ACE-Hemmern kann die Erkrankung heutzutage erfolgreich behandelt werden.
Ein eindeutiger Nachweis war bisher aufwendig und vor allem im Frühstadium sehr unsicher. Als sicherste Form der Diagnose galt die Ultraschall-Untersuchung des Herzens - ein sehr zeit- und kostenintensives Diagnose-Instrument.
Der neue Roche-Bluttest erlaubt, die Herzinsuffizienz wesentlich früher nachzuweisen. Dabei haben sich die Forscher eine Substanz zunutze gemacht, die vor allem in der linken Herzkammer von Muskelzellen produziert und immer dann ins Blut ausgeschüttet wird, wenn sich diese Zellen dehnen. Diese Vorstufe des Hormon B-Typ natriuretisches Peptid (BNP), die als proBNP bezeichnet wird, spaltet sich nach der Freisetzung in zwei Teilstücke auf. Eines davon, das BNP, vermittelt im Organismus verschiedene biologische Wirkungen; unter anderem bewirkt es eine Erweiterung von Gefäßen. Das NT proBNP ist biologisch unwirksam und wird daher vom Körper langsamer abgebaut. Die Konzentration dieser Substanz ist im gesunden Organismus niedrig; bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz finden sich im Blut jedoch erhöhte Spiegel dieser natriuretischen Peptide. Dies beruht darauf, dass sich als Folge der Erkrankung das Volumen des Herzens vergrößert, und das Herz mehr von dieser Substanz produziert, um dieses über die Wasserausscheidung auszugleichen.
Der von Roche neu entwickelte Elecsys®-Test bestimmt daher die Konzentration dieser spezifischen Substanz. Der Test ist schnell durchführbar, erfordert keine technischen Fachkenntnisse und verursacht nur geringe Kosten. Der mit Hilfe des Tests ermittelte Wert ist zu 99 Prozent sicher, wenn es darum geht, eine Herzinsuffizienz diagnostisch auszuschließen. Darüber hinaus kann der Test auch für die Ermittlung der Heilungschancen einsetzbar. Je höher der Wert liegt, umso ausgeprägter ist die Herzerkrankung. Der Test ermöglicht daher dem Arzt nicht nur, früher als bisher eine erste Diagnose zu stellen, sondern erleichtert ihm vor allem auch die nachfolgende Behandlung der Patienten. So kann mit Hilfe des Test die korrekte Dosierung der Medikamente fortlaufend kontrolliert werden. Erste Studien haben bereits gezeigt, dass sich die Sterblichkeit der Patienten auf diese Weise erheblich senken lässt.
Bluttest
Chronische Herzinsuffizienz