Wer sein Gewicht nicht mehr im Griff hat, wird früher oder später auch an einem Typ-2-Diabetes erkranken, denn die Adipositas ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für diesen Diabetestyp.
Schaffen Betroffene es allerdings, das Gewicht, wenigstens teilweise, wieder zu verlieren, kann sich auch der Zuckerstoffwechsel wieder verbessern. Hilfe dabei kann unter Umständen durch einen chirurgischen Eingriff erfolgen.
Typ-2-Diabetes ist oftmals auf mangelnde Bewegung, übermäßige Kalorienzufuhr und das daraus resultierende Übergewicht zurückzuführen. In der Diabetes-Therapie steht daher zunächst eine gute Blutzuckereinstellung im Vordergrund, parallel dazu werden aber immer auch Möglichkeiten zur Gewichtsreduktion angesprochen. „An erster Stelle steht dabei das sogenannte Basisprogramm aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie“, sagt Lars Hecht der VDBD AKADEMIE. Erst wenn diese Therapiemöglichkeiten erfolglos bleiben und der Blutzucker auch medikamentös nicht gut kontrolliert werden kann, kommt ein chirurgischer Eingriff zur Verbesserung der Stoffwechselsituation infrage.
Bei Patienten mit einem hohen BMI von mehr als 40 kg/m2 empfiehlt sich eine Operation auch unabhängig von der Blutzuckereinstellung.
Eine Gewichtsreduktion durch einen operativen Eingriff zeigt verschiedene operative Möglichkeiten auf:
Einfaches Magenband, wird von außen um den Magen gelegt und verringert somit das Magenvolumen
operative Verkleinerung des Magens oder
komplexere Bypass-Eingriffe, die den Nahrungsbrei um den Magen und Teile des Dünndarms herumleiten und so die Aufnahme von Nährstoffen begrenzen
Dabei gilt: Je aufwändiger das Verfahren, desto besser sind die Ergebnisse, aber desto mehr Nebenwirkungen und Risiken sind auch damit verbunden.
Nicht ratsam sind chirurgischen Eingriff jedoch bei einer bestehender oder unmittelbar geplanten Schwangerschaft oder eine unbehandelten hormonellen Störung.
Auch psychische Störungen, wie beispielsweise schwere Depressionen oder Essstörungen, können ein Grund sein, von einer Operation abzuraten. Auch Patienten in labilem psychischem Zustand, mit einer unbehandelten Ess-Brech-Sucht oder mit einer bestehenden Alkohol- oder Drogenabhängigkeit sollten vor einer Operation zunächst psychotherapeutisch stabilisiert werden.
Nicht zuletzt hängen Operations- und Therapieerfolg auch davon ab, wie mit Adipositas-Patienten umgegangen wird. „In der Gesellschaft wird Übergewicht noch immer oft mit Faulheit und Willensschwäche assoziiert“, sagt Professor Dr. Claudia Luck-Sikorski vom Integrierten Forschungs-und Behandlungszentrum (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig. Selbst Ärzte und Therapeuten seien vor solchen Vorurteilen nicht gefeit und sollten sich bewusst dagegen wappnen. Denn jede Stigmatisierung wirke auf die Patienten zurück, nehme ihnen das Selbstvertrauen und führe letztlich zu einer Selbst-Stigmatisierung. „Im schlimmsten Fall ist das der Einstieg in einen Teufelskreis, der über Essstörungen wie Frustessen oder Binge-Eating zu einer neuerlichen Gewichtszunahme führt.“
Diabetes Mellitus Typ 2
Übergewicht
Essstörung