Ein „bitte warten“ war und ist leider auch heute noch das Schicksal von Parkinson Patienten, denn eine Behandlung gab und gibt es nicht. Diese kontinuierlich fortschreitende Erkrankung wurde erstmals 1817 von James Parkison beschrieben. Shaking Palsy (Schüttellähmung) nannte er diese Krankheit und vermutete einen neurodegenerativen Ursprung.
Später wurde festgestellt, dass die Ursache von Parkinson tatsächlich eine Degeneration und ein Untergang von Zellen ist, die Dopamin produzieren. Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn (Neurotransmitter), der die Kommunikation zwischen den Zellen untereinander vermittelt. Ihr Untergang wird von dem Protein alpha-Synuclein (alpha-Syn) verursacht, welches im Regelfall die Dopaminausschüttung reguliert. Durch noch unbekannte Auslöser kommt es bei manchen Patienten zu einer Verklumpung der aSyn-Proteine. Als Folge sterben dopaminproduzierende Zellen ab. Parkinson entsteht.
Die Behandlung dieser Patienten, die mental und motorisch zum Teil stark eingeschränkt sind, ist bislang vor allem an den Symptomen ausgerichtet. Nicht aber an der Ursache. Daher versucht AFFiRiS AG, ein biotechnologisches Unternehmen in Wien, hier Abhilfe zu schaffen. AFFiRis hat es sich zum Ziel gesetzt, das Fortschreiten neurodegenerativer Erkrankungen, und ganz speziell von Parkinson zu unterbinden bzw. zu behandeln und zwar mit einer aktiven Immuntherapie SAIT (Specific Active Immuntherapie).
Durch eine aktive Impfung, PD01, soll der Organismus Antikörper gegen das alpha-Syn Protein bilden, und so das eigene Immunsystem gegen die Verklumpungen aktivieren: falsch gefaltete, verklumpte alpha-Syn Proteine sollen erkannt, markiert und abgebaut werden. Erste Versuche an genetisch veränderten Mäusen mit dieser Impfung zeigten vielversprechende Ergebnisse. Nicht nur die Proteinablagerung in den Nervenzellen nahm ab sondern es verringerte sich auch der Abbau von Nervenzellen.
PD01 ist eine synthetisch hergestellte Alpha-Synuclein ähnliche, spezifisch aktive Immuntherapie (SAIT), die genau aufs Protein alpha-Syn abzielt, weil dieses wohl die Hauptrolle sowohl beim Auftreten, als auch beim Fortschreiten von Parkinson spielt.
Nach vielversprechenden präklinischen Untersuchungen wurde 2012 dann mit der Pilotstudie AFF008 begonnen. Weltweit zum ersten Mal wurde der Impfstoff AFFITOP® PD01A an Patienten mit Parkinson verabreicht. Entsprechend dem Randomisierungscode erhielten die Patienten den Impfstoff in unterschiedlichen Dosierungen (15 mg bzw. 75 mg). Innerhalb von 12 Monaten wurde die Immunisierung bei jedem Patienten 4mal wiederholt. Um die Sicherheit dieses neuen Stoffes zu beurteilen wurden die Patienten 3,5 Jahre lang nachbeobachtet.
Die Ergebnisse wurden 2020 im Lancet Neurology veröffentlicht und sind vielversprechend. Die wiederholte Immunisierung über einen längeren Zeitraum war sicher und wurde gut vertragen. PD01A führte zu einer positiven Antikörperantwort, die typisch für alpha-Syn ist. Mit der höheren Dosierung des Impfstoffes wurde die Konzentration von alpha-Syn im Liquor der Patienten erheblich verringert.
Anhand dieser Ergebnisse, kann alpha-Syn möglicherweise nun als Biomarker für das Fortscheriten der Krankheit benutzt werden.
Obwohl die Studie nicht zur Bewertung der klinischen Wirksamkeit konzipiert wurde, blieben die Patienten hinsichtlich der Motorik über den gesamten Zeitraum stabil.
Mit der PD01-Immunisierung gibt es nun, wenn man den Ergebnisse der Pilotstudie folgt, eine echte Chance, den Morbus Parkinson in den Griff zu kriegen. Und wenn AFFiRiS AG nun mit dem klinischen Teil der Entwicklung beginnt, können wir hoffen, dass hier eine echte Möglichkeit der Behandlung dieser neusodegenerativen Krankheit entsteht.
Leider aber wird auch dieser Schritt für die Patienten noch eine Weile dauern.
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