Parkinson ist keine, wie vielfach noch immer falsch angenommen wird, Alterskrankheit. Schon sehr junge Menschen können davon betroffen sein und sehen sich dann häufig einem schier unlösbaren Berg von Problemen gegenüber. Diese betreffen nicht nur die Krankheit, sondern nicht selten auch die sich auftuenden sozialen Beeinträchtigungen.
Ehe die richtige Diagnose gestellt wird, braucht es oft einen beschwerlichen Weg, denn die Parkinson-Krankheit wird nicht immer sofort erkannt. Die für die Krankheit klassischen Schüttellähmungen treten in aller Regel nämlich erst ab 60+ auf. Während man bei älteren Personen vor allem aufgrund der Symptome schnell den entsprechenden Befund erstellen kann, werden jüngere Patienten einem vielschichtigen Spektrum an Untersuchungen ausgesetzt. Davon kann auch der Leiter der Selbsthilfeinitiative Parkinson in jedem Alter, Dennis Riehle, berichten: „Bei mir traten Mitte 30 erste Spekulationen auf, weil ich unter einem zunehmenden Kopf- und Händezittern litt und darüber hinaus psychomotorisch arg verlangsamt war“.
Tremor und Bradykinese gehören zum kardinalen Beschwerdebild von Morbus Parkinson. „Bei mir mussten aber zunächst andere Ursachen ausgeschlossen werden, unter anderem wurden Medikamente auf mögliche Nebenwirkungen geprüft, auch eine psychogene Herkunft der Symptome wurde anfangs in Betracht gezogen“, erklärt der heute 37-jährige Journalist aus Konstanz und ergänzt: „Erst eine Bildgebung vom Kopf durch radiologische und nuklearmedizinische Abklärungen, ein positiver Dopamin-Provokationstest und ein Ausschluss seltener Krankheitsbilder führten letztendlich zur gesicherten Diagnose eines idiopathischen Parkinsons“, erinnert sich Riehle.
Doch nicht nur die Einordnung des mittlerweile den ganzen Körper umfassenden Syndroms war den Medizinern schwergefallen. „Die Behandlung des Parkinsons ist zwar durch Wissenschaft und Forschung deutlich weitergekommen, sie ist aber weiterhin sehr anspruchsvoll“, sagt Dennis Riehle und führt hierzu aus: „Neben einer Medikation, die die ursächlich für das Krankheitsbild nachlassende Bildung nötiger hormoneller Botenstoffe im Gehirn ausgleichen soll, kommen Ergo-, Physio- und Schmerztherapie eine überaus wichtige Bedeutung in der interdisziplinären und multimodalen Bewältigung des Parkinsons zu. Daneben sind Psychotherapie, Schlafhygiene, Logopädie, Sozialberatung und Angebote der Selbsthilfe eine sinnvolle und hilfreiche Ergänzung für Betroffene, die – wie Riehle – oftmals schon früh pflegebedürftig werden und im Alltag auf Unterstützung angewiesen sind: „Deshalb ist es mir persönlich ein Anliegen, gerade junge Mitpatienten, die gerade die Diagnose erhalten haben, aber auch all jene Erkrankten, die mit dem Umgang mit dem Parkinson im täglichen Dasein Schwierigkeiten haben, durch entsprechende Begleitung zu ermutigen und in der Sicht zu stärken, dass solch ein Schicksal kein Grund ist, den Kopf in den Sand zu stecken“, ist der gelernte Psychologische Berater überzeugt und fügt abschließend noch an: „Jede dieser neurodegenerativen Störungen bedeutet ein gewisses Leiden. Aber es gibt viele Chancen, sich mit der gekräftigten und durch die Erfahrung gewachsenen Resilienz all das Verbliebene zu genießen und es wertzuschätzen. Es ist nicht immer einfach, gerade in jüngeren Jahren eine positive Sicht auf die Dinge zu bewahren, denn nicht selten zerplatzen mit dem Parkinson auch Träume und Wünsche. Doch sollten wir ohnehin stets einen Plan B als Alternative in der Tasche haben“.
Die Psychosoziale Mailberatung der Selbsthilfeinitiative ist kostenlos unter www.parkinson-in-jedem-alter.de erreichbar.
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