Es ist leider ein immer wieder diskutiertes Thema auf Ärztekongressen und Fortbildungen. Die Compliance der Patienten betreffend die verordneten Arzneimittel. Denn leider können Ärzte davon ein Lied singen, wie schlecht es gerade bei Hochdruckpatienten bezüglich der Einnahme ihrer Medikamente steht. Gar nicht oder nur unregelmäßig sind leider keine Seltenheit. In diesem Zusammenhang wird bereits, durchaus kontrovers, seit einigen Jahren die renale Denervation diskutiert. Eine US-amerikanischen Zulassungsstudie hat nun die Wirksamkeit der Methode nachgewiesen.
Was uns bei der Meldung allerdings etwas stutzig machte, ist die Tatsache, dass mit Prof. Michael Böhm Studienleiter und Versender der Pressemeldung (s.u.) der DGK identisch sind.
Bluthochdruck ist die Hauptursache für Herzinfarkte, Schlaganfälle und kardiovaskuläre Todesfälle. Eine internationale Studie hat nun gezeigt, dass ein minimalinvasiver Eingriff an den Nierennerven den Blutdruck deutlich senkt.
Etwa 30 bis 50 % der Bevölkerung leiden an erhöhtem Blutdruck. Ein häufiges Problem bei der Behandlung dieser gefährlichen Erkrankung ist, dass Patienten die verschriebenen Medikamente nicht regelmäßig oder aber in zu geringer Dosierung einnehmen. Dadurch kann der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt und die in den europäischen Behandlungsleitlinien empfohlenen Werte nicht erreicht werden. Mediziner suchen daher nach alternativen Möglichkeiten zur Behandlung des hohen Blutdrucks.
Eine solche Möglichkeit könnte die renale Denervation sein, die in medizinischen Kreisen schon seit einigen Jahren diskutiert wird und sich jetzt in einer internationalen, US-amerikanischen Zulassungsstudie als wirksam erwiesen hat. Das Ziel der renalen Denervation ist, die Regulierung des Blutdrucks bereits am Entstehungsort zu beeinflussen, nämlich den Nieren. Die Nieren regulieren den Blutdruck, indem sie das Stressnervensystem des Menschen und damit die Versorgung des Körpers mit Wasser und Natrium und den Widerstand der Blutgefäße regulieren. Bei der renalen Denervation wird ein Katheter in die Nierenarterie eingeführt, mit dem punktgenau, an bestimmten Stellen die an der Gefäßaußenwand-verlaufenden Stressnervenfasern der Nierenarterien zu veröden, wodurch die Reizweiterleitung unterbrochen wird.
An 46 Zentren aus neun Ländern wurde die Wirksamkeit des Verfahrens und in einer Studie der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Federal Drug Administration) untersucht. Die Ergebnisse veröffentlichten die Studienautoren kürzlich beim Online-Kongress des American College of Cardiology. Insgesamt wurden 331 Patienten mit einem Blutdruck zwischen 140 und 180 mmHg, die keine medikamentöse Therapie erhielten, in zwei Gruppen unterteilt, die entweder mit einer renalen Denervation oder einer Scheintherapie behandelt wurden. Als Scheineingriff wurde eine Angiographie durchgeführt.
Über drei Monate hinweg wurde der Blutdruck sowohl in den Studienzentren als auch über 24-Stunden-Messungen dokumentiert. „In der Gruppe, die mit der renalen Denervation behandelt wurde, zeigte sich in diesem Zeitraum eine Senkung des Praxisblutdrucks um 9,2 mmHg und 4,7 mmHg in der Langzeitblutdruckmessung“, berichtet Professor Böhm, Pressesprecher der DGK, der die Studie während des Kongresses präsentierte. Professor Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes, ist einer der Initiatoren der Studie. „Die statistische Analyse zeigt eine 99,9%-ige Wahrscheinlichkeit, dass die renale Denervation in ihrer Wirksamkeit einem Scheineingriff überlegen ist.“
Die Studie war zunächst auf eine Laufzeit von drei Monaten begrenzt, da die Patienten über diesen Zeitraum medikamentös unbehandelt blieben. Eine derzeit parallel durchgeführte Studie untersucht, ob sich ähnliche Effekte bei Patienten zeigen, deren Bluthochdruck bereits medikamentös behandelt wird.
„Wir können aus den jetzigen Studienergebnissen schließen, dass eine renale Denervation bei Patienten mit nicht eingestellter Hypertonie eine weitere Therapiealternative neben Lebensstilveränderungen und medikamentöser Behandlung bietet“, so Professor Böhms Fazit. „Über die breite Zulassung der renalen Denervation wird derzeit beraten.“