Bereits vor gut einem Jahr warnte die Deutsche Herzstiftung vor seelischen Belastungen und den damit einhergehenden Strapazen fürs Herz. Eine teuflische Verbindung, vor allem für Menschen deren Herz nicht mehr ganz in Ordnung ist.
Denn Stress und seelische Belastungen erhöhen den Blutdruck und langfristig auch für Gesunde das Risiko, eine Herzerkrankung zu bekommen. Umgekehrt können Herzerkrankungen die Seele stark belasten. Schon seit einigen Jahren widmet sich die Psychokardiologie verstärkt diesem Zusammenhang und bietet unterstützende Therapien und Gespräche für Herzpatienten an. Denn das Erleben einer schweren organischen Herzkrankheit führt bei Betroffenen fast immer zu Todesängsten, auch wenn sie nicht immer bewusst wahrgenommen werden.
Stress hat unmittelbaren Einfluss auf das vegetative Nervensystem: Herz und Atmung beschleunigen sich, die Muskeln werden stärker durchblutet, wir werden aufmerksamer und reizbarer. Für unsere Vorfahren war das überlebenswichtig, denn bei Gefahr mussten sie kämpfen oder fliehen. Immer noch ermöglicht es uns diese Körperreaktion, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren und die maximale Körperkraft einzusetzen. Stress heute, gerade in Corona-Zeiten, ist allerdings nur selten mit Muskelaktivität verbunden und hält länger an. Denn eine Aktivierung von Herz und Kreislauf ohne Muskelaktivität lässt den Blutdruck steigen und der Organismus gewöhnt sich an die zu hohen Werte. In weiterer Folge verengen sich die Blutgefäße und verstopfen leichter, weil sich die Blutgerinnung bei Stress verändert. Fehlen dabei die Erholungsphasen, belasten all diese Faktoren das Herz, die Herzkranzgefäße stark verengen, es kann zu Schäden am Herzmuskel, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzinfarkt oder Herzversagen kommen.
Beachten muss man allerdings die Tatsache, dass nicht alle Menschen gleich anfällig für Stress sind. Nicht nur genetische Faktoren, sondern auch Erfahrungen in der Kindheit sind mitentscheidend wie stressanfällig wir später als Erwachsene sind. Manche Menschen empfinden bereits den Gedanken oder die Erinnerung an eine emotional belastende Situation als Stress. Die Körperreaktionen sind dann die gleichen wie bei „echtem“ Stress, obwohl die unmittelbare Gefahrensituation fehlt.
Nicht selten erleben Betroffene bei Angst und Stress funktionelle Herzbeschwerden wie Herzrasen oder Herzstolpern, obwohl das Herz (noch) gesund ist. Eine rein körpermedizinische Behandlung bleibt dann erfolglos. Das verunsichert Betroffene und schränkt sie in ihrem Alltag ein. Einige Patienten beobachten Puls, Blutdruck sowie Herzbeschwerden besonders genau und meiden positive Aktivitäten wie Sport, aus der – eigentlich unbegründeten – Sorge vor einem Herzinfarkt.
Auch eine tatsächlich bestehende Herzkrankheit kann die Psyche stark belasten. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Therapie mit zusätzlichen Belastungen einhergeht, etwa mit Schockabgaben eines implantierten Defibrillators oder häufigen Krankenhausaufenthalten. Daraus können sich Ängste und weitere psychische Probleme entwickeln, die wiederum das Herz belasten. Nicht selten kommt es zu einem Teufelskreis aus Herzkrankheit und psychischen Problemen.
Um diese ausweglose Situation gar nicht erst entstehen zu lassen, arbeiten viele Kardiologeninzwischen eng mit psychosomatischen Therapeuten zusammen und bieten den Patienten unterstützende Gespräche sowie Hilfe bei der weiteren Therapieplanung an…
Auch Gespräche mit anderen Betroffenen können nützlich sein. Nicht zuletzt hilft oft ein konsequentes körperliches Trainingsprogramm, wieder Vertrauen in sein Herz und seinen Körper zu fassen.
Weitere Informationen rund um das Thema Stress und Herz findet man auf den Webseiten der Deutschen Herzstiftung e.V.
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