Hoch oben liegt, zum Baltikum gehörend, Estland. Seine ausgedehnte Natur, voll mit Wäldern, Wiesen und Feldern ist eine wahre Schatzkammer, voll mit Naturheilmitteln, gewonnen aus den hier heimischen Früchten und Heilpflanzen. Egal ob Beeren, Blumen, Wurzeln oder Kräutern, sie alle sind nicht nur zentrale Bestandteile der renommierten estnischen Küche, sondern die Bewohner des Landes wissen sie seit Jahrhunderten ob ihrer Abwehrkräfte für die Gesundheit.
So verwundert es auch nicht, dass man hier, in der langen kalten Jahreszeit sich gegen Infekte gut zu wappnen versteht. Die interessantesten Rezepte aus der Naturheilkammer Estland haben wir für unsere Leser gesammelt.
Rote Beete gehören zu den Fuchsschwanzgewächsen und sind aus der Küche des Ostseeraums nicht wegzudenken. Die herzhaften Rüben punkten jedoch nicht nur als Gemüse oder im Borschtsch, sondern auch als Rote Beete-Drink mit Schwarzer Johannisbeere und dem prosaischen Namen Sonnenuntergang auf dem Wipfel einer Kiefer. Aber auch zusammen mit Karotte, Zwiebel und Käse als Füllung im gebackenen Apfel oder aber als Eis mit Schwarzer Johannisbeere und Honig. Die Rezepte sind nicht nur wahre Geschmacksexplosionen, sie stärken auch die Abwehrkräfte dank Kalium, Magnesium, Vitamin C und Folsäure. Rote Bete fördern zudem die Gehirndurchblutung, wirken blutdrucksenkend, sind gut für die Leber und Stoffwechsel und heben dank des enthaltenen Betanins die Stimmung.
Heidelbeeren gelten als kalorienarmer Jungbrunnen aus dem Wald, sind vor allem reich an Calcium, Eisen, Zink und Vitaminen C und E. Ihr antioxidativ wirkender Pflanzenfarbstoff ist äußerst dekorativ und bindet freie Radikale. Das schützt nicht nur die Zellen, sondern verlangsamt auch den Alterungsprozess. Die kleinen, stark färbenden Beeren fördern zudem die Gedächtnisleistung und den Fettstoffwechsel und greifen auch regulierend in den Cholesterinspiegel ein.
Wacholder ist weltweit als Gin bekannt und wird überall gerne gegen das erste Winterfrösteln eingenommen. Doch in Estland ist die Heilwirkung des in Estland weit verbreiteten Wacholders eng mit der Dosierung verbunden: Weniger kann hier mehr sein. Wie man aus der Naturheilkunde weiß, kann schon eine Handvoll Beeren am Tag Husten und Bronchialbeschwerden lindern, zudem verdauungsfördernd wirken und er regt auch die Durchblutung an. Esten bekämpfen daher bei den ersten Anzeichen eine Erkältung mit einem Aufguss aus zerdrückten Wacholderbeeren. Die bitter-harzigen Beeren sind reich an Flavonoiden, die als sekundäre Pflanzenstoffe freie Radikale binden und somit die Zellen schützen und den Alterungsprozess hinauszögern können. Wacholder in wird in Estland nicht nur als Gin, sondern auch in der Küche verwendet zu beispielsweise Schweinebraten mit Wacholderbeeren, Sanddorn und Apfel verwendet.
Rentierflechten? Kennen Sie nicht? Dann wird es höchste Zeit sich mit dieser Strauchflechte, ob frittiert, in Schokolade oder bei Erkältung bekannt zu machen. Rentiere lieben diese Flechten und knuspern im Winter locker zwei Kilogramm pro Tag, einfach so zwischendurch. In Estland wird die Flechte aufgrund ihrer heilenden Eigenschaften bereits seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin angewendet. Überlieferungen aus dem dritten Jahrtausend weisen nach, dass Esten, in einem für die Nation charakteristischen Spagat zwischen Naturverbundenheit und Innovationssinn, Erkältungen mit einem Aufguss aus den Kelchblättern der Primel, Feld-Thymian und Rentierflechten erfolgreich bekämpften. In der Zwischenzeit wird die nordische Flechte auch in der estnischen Küche, ob frittiert oder in Schokolade getaucht für ihre ungeahnte Geschmackserlebnisse geliebt. Muss man einfach einmal probieren und dann entscheiden, ob man es mag oder ob man lieber auf eine wohlschmeckende Vitamin-C-Bombe aus Sanddorn mit Moltebeeren, zerquetscht und gebacken, mit einem ganz unvergleichlichen Aroma, greift.
Estnisches Elixier mit nachgewiesener entzündungshemmender Wirkung ist der zuchtresistente Chaga-Pilz, zu Deutsch unpoetisch als Schiefer Schillerporling bezeichnet. Der Pilz ist reich an Zink und bekämpft Bakterien und Viren. Dazu wird er getrocknet als Aufguss verwendet. Er wächst ausschließlich im Wald und dort vor allem auf Birken. Esten sind leidenschaftliche Pilzsammler, und die meisten kennen sich gut mit Pilzen aus.
Wer den Chaga nicht zu Hause trocknet und als Heißgetränk schlürft, greift zu Chaga Health, einem 100 Jahre altem Rezept aus dem Süden Estlands für das schmackhafte Elixier, das aus diversen Heilkräutern und dem Chaga-Pilz besteht und in zwanzig Länder exportiert wird. Die Produktionsstätte in Tõrva im Süden Estlands kann besichtigt werden - mit anschließender Verkostung.
Birkensaft ist ein wahres Detox-Wunder aus dem Stamm der Weißbirke, voll mit Kalzium, Magnesium, Eisen, Zink und Phosphor, sowie entgiftenden und entschlackenden Saponinen und Flavonoiden. Auch als hervorragender Durstlöscher hat er eine lange Tradition. Seit Jahrhunderten stechen Esten die Birken im Frühjahr vor dem Knospen an, wenn das mineralstoffreiche Wasser über die Wurzeln bis in die Spitzen des Baums strömt, um das wertvolle Wasser zu entnehmen. Dass man dazu nur Bäume aussucht, die bereits ihren halben Lebenszyklus hinter sich haben, gehörte früher zum Allgemeinwissen der Esten. Auch heute noch muss ein Baum mindestens 55 Jahre alt sein und sein Stamm einen festgelegten Durchmesser aufweisen, damit sein Saft sich für ein Biosiegel qualifiziert.
Weitere Informationen unter: www.visitestonia.com. Das Projekt wird unterstützt vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.