Die Ergotherapie stellt die alltägliche Handlung des Menschen in den Mittelpunkt. Menschen, die durch Krankheit, Behinderung oder Verhaltensauffälligkeiten in ihrem Alltag eingeschränkt sind, bekommen Ergotherapie. Bei Kindern steht vor allem die Entwicklungsförderung im Vordergrund. Dagegen dient die Ergotherapie bei Erwachsenen vor allem der Stärkung und dem Erhalt von Fertigkeiten, die etwa aufgrund von Erkrankungen beeinträchtigt wurden.
Die Behandlung ist sehr unterschiedlich und hängt stark vom jeweiligen Patienten ab. Zum Beispiel wird bei einem halbseitig gelähmten Schlaganfallpatienten das An- und Ausziehen geübt oder die Essenszubereitung. Ziel ist der weitestgehende Erhalt der Selbstständigkeit. Ein anderes Beispiel: Ein depressiver Mensch wird sich durch die Rückbesinnung auf persönliche Interessen und Aktivitäten im Rahmen der Behandlung seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten langsam wieder bewusst.
Zu Beginn steht ein ausführliches Gespräch, in dem die Vorgeschichte des Patienten erfasst wird. Es folgt eine genaue Untersuchung der Stärken sowie der alltagsrelevanten körperlichen und geistigen Probleme des Patienten. Daran schließt sich die gemeinsame Festlegung eines Behandlungsplans an. Ein mögliches Ziel wäre, um noch einmal das Beispiel des Schlaganfallpatienten aufzugreifen, das selbständige An- und Ausziehen nach zehn Behandlungseinheiten.
Die Ergotherapie unterstützt den Patienten in der Bewältigung seines Alltags. Es geht also nicht darum, ob ich meinen Arm um 85 oder um 95 Grad strecken kann, sondern darum, ob ich trotz des geschädigten Arms mein Brot schneiden kann. Der Patient lernt in der Ergotherapie, seine Einschränkungen durch Handlungsalternativen zu überwinden.
In der Regel zwischen 30 und 60 Minuten. Die Dauer der gesamten Behandlung, im besten Fall bis zur Heilung, ist sehr unterschiedlich. Sie kann einige Wochen und auch Monate dauern, je nachdem mit welchen Einschränkungen und Störungen der Patient zu kämpfen hat. Unser Beispiel Schlaganfallpatient: Während seines Klinikaufenthaltes bekommt er täglich eine halbe Stunde Ergotherapie. Liegen nach seiner Entlassung noch Einschränkungen vor, wird der Patient in der Ergotherapie-Praxis weiterbehandelt. Die Dauer richtet sich immer danach, welche Probleme im täglichen Leben oder der beruflichen Tätigkeit noch vorliegen und für den Patienten von Wichtigkeit sind. Danach kann er auch trotz einer bleibenden Lähmung möglichst selbst-ständig leben.
In Deutschland wird die Ergotherapie durch einen Arzt verordnet. Die Krankenkassen über-nehmen die Kosten.
Spielen ist bei Kindern eine grundlegende Tätigkeit. Über das Spiel kann soziales Verhalten erlernt und verbessert werden. Doch auch im Erwachsenenbereich kann Spielen vielen Menschen helfen. Wenn jemand etwa aufgrund eines Schlaganfalls Schwierigkeiten mit Aufmerksamkeit und Ausdauer hat, kann dies z. B. auch durch Spielen verbessert werden.
Ergotherapie ist bereits seit Jahrzehnten ein anerkanntes Heilmittel und wird als solches ja auch von den Krankenkassen erstattet. Auch gibt es wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit belegen. Dennoch ist die weitere Förderung der ergotherapeutischen Forschung ein erklärtes Ziel unseres Berufsverbandes.
Ich denke, dass die Ergotherapie in den vergangenen Jahren schon deutlich an Bedeutung ge-wonnen hat. Immer mehr Menschen kennen uns und unsere Arbeit. Manch einer tut sich mit der Behandlungsform vielleicht noch schwer. In der Ergotherapie wird zum Beispiel gekocht und ge-backen, mit Werkzeug gearbeitet etc., alles Tätigkeiten, die auf den ersten Blick gar nicht nach einer Behandlung aussehen. Das ist für viele sicherlich ungewohnt, dient aber dem Erhalt bzw. der Wiederherstellung von Lebensqualität und größtmöglicher Selbstständigkeit.
Ergotherapie