Die VolkswagenStiftung förderte ein Forschungsprogramm zwischen der Universität Vechta und Israel, welches sich eingehend mit den unterschiedlichsten Auswirkungen von Anreizen und dem Wert von wiederholtem Wetten auf das Erreichen persönlicher Ziele befasste.
Nicht das Wollen, sondern das Können ist in aller Regel das Problem. Wer wüsste das nicht? Die Frage, wie man also Ziele, die man erreichen möchte, auch in der Realität so umsetzt, dass sie auch erreichbar sind, damit befassten sich Teams aus Niedersachen und Israel, um die Professor:innen Vanessa Mertins von der Universität Vechta und Ido Erev vom Technion in Haifa (Israel). Die Fragen, wie man Vorsätze, wie biepsielsweise regelmäßig ein Fitnessstudio aufzusuchen, künftig auf Zigaretten zu verzichten oder sich gesellschaftlich mehr zu engagieren auch zur Umsetzbarkeit bringen könnten, bewegen uns seit Urzeiten. Meist scheitern viele dieser attraktiven Vorsätze jedoch daran, dass sich das eigene Verhalten schlecht planen lässt und wir schon sehr schnell die Motivation dazu verlieren. Die Krux liegt, so die Erkenntniss, in der Umsetzung. „Da Menschen in der Regel sehr sensibel auf Fehlschläge reagieren, geht die Motivation schnell verloren, was im schlimmsten Fall dazu führt, dass die Umsetzungsbestrebungen in den Hintergrund rücken“, heißt es in der Stellungnahme des Forschungsteams. In der Verhaltensforschung wird dieses Phänomen als „Planning-Ongoing-Gap” bezeichnet. Wie man diese Planungslücke überbrückt, wollten die Teams aus Niedersachsen und Israel herausfinden.
„Theoriegeleitet wurde ein Selbstbindungsinstrument in Form von „wiederholten Wetten gegen sich selbst” entworfen. Während typische Selbstbindungsinstrumente auf einmaligen Wetten beruhen, bei denen man sich für einen langen Zeitraum zu möglichst großen Zielen verpflichtet, steht bei beim innovativen ‚wiederholten Wetten’ das Erreichen kleiner und kurzfristiger Ziele im Vordergrund. Es fordert das Festlegen eines erstrebenswerten, täglichen oder wöchentlichen Ziels - beispielsweise eine bestimmte Schrittzahl - und das Hinterlegen eines Wetteinsatzes. Wird das Ziel erreicht, bekommen die Wettenden den Einsatz zusammen mit einem Mikro-Anreiz – beispielsweise wenige Cent – ausbezahlt. Dabei ist der Wetteinsatz, und damit der mögliche Verlust, immer höher als der potenzielle Gewinn. Die ungleiche Ausgestaltung des Wetteinsatzes und der Belohnung hat mehrere Vorteile“.
Diese Erkenntnisse sind jedoch nicht neu, sie wurden bereits Amos Tversky, er gilt als israelischer Pionier der kognitiven Psychologie bzw. Kognitionswissenschaft, beobachtet. Auch der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann, erkannte, dass Menschen bestrebt sind, Verluste zu vermeiden. Dieses Ungleichgewicht zeigt sehr realitätsnah, wie sehr es wiederholter Erfolge bedarf, um ein größeres Ziel zu erreichen.
Das Forscherteam machte es sich also zur Aufgabe, die wiederholte Wette wurde sowohl in Deutschland als auch in Israel experimentell in der Praxis zu testen. Man schuf Anwendung als Motivationsinstrument zur Steigerung der körperlichen Gesundheit – eingebettet und überprüft durch eine eigens entwickelte App – und zur Förderung des intergenerationalen Austauschs in der Freiwilligenarbeit. Nicht in jeder Teilstudie stand Geld im Vordergrund; in Form von „Engagementspunkten” wurde ebenfalls eine nicht-monetäre Lösung mit großem Erfolg getestet. Das Problem, dass Menschen durch den möglichen Verlust des Einsatzes abgeschreckt werden, konnten für die „wiederholte Wette gegen sich selbst” nicht festgestellt werden. Das Ergebnis zeigte das Gegenteil: nämlich sehr hohe Teilnahmeraten. Eine mögliche Erklärung sehen die Wissenschaftler:innen darin, dass Menschen diese Herausforderung als Spiel (Gamification) wahrnehmen. Maximilian Hiller, Projektmitarbeiter an der Universität Vechta, weist auf einen weiteren Vorteil hin: „Der neuartige Mechanismus kann nicht nur zuverlässig Verhaltensänderungen bewirken, sondern kann sich aus finanzieller Sicht auch über einen längeren Zeitraum hinweg selbst tragen, was ihn auch zum Beispiel für Krankenkassen äußerst attraktiv macht.”
Der Erkenntnisse des Forschungsprojekts wurde im Journal of Economic publiziert. Das Team arbeitet aktuell in verschiedenen Projekten daran, die Treiber des Erfolgs weiter zu erforschen.
Quelle: PM 2-23, Universität Vechta
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