…denn mit nur einem winzigen Stich, der anfangs oft unbemerkt bleibt, kann die Zecke vulgus der „Gemeine Holzbock“ gleich zwei gefürchtete Krankheiten auf den Menschen übertragen: Die FSME (Früh-Sommer-Meningo-Enzephalitis), eine spezielle Form der Hirnhautentzündungund die Borreliose. Beide Erkrankungen brechen oft erst nach Tagen oder Wochen aus. Haben die Betroffenen den Zeckenstich inzwischen vergessen, stehen die Ärzte nicht selten vor einem Rätsel. Kein Wunder also, dass Zecken als Krankheitsüberträger auf Mensch und Tier gefürchtet sind. Zecken zählen zu den Spinnentieren und durchlaufen in ihrem Leben einen komplexen Kreislauf. Dabei sind die Schmarotzer immer wieder darauf angewiesen, sich an dem Blut von „Wirtstieren“ zu bedienen und so das eigene Überleben zu sichern. Wirbeltiere wie Mäuse, Igel, Fuchs oder andere Waldbewohner sind immer wieder Anlaufstellen für die lästigen Blutsauger. In jedem Entwicklungsstadium braucht die Zecke aber nur eine einzige Blutmahlzeit. Menschen tauchen in diesem Kreislauf eher zufällig als Wirt der Zecke auf. Bei jeder Blutmahlzeit kann sich die Zecke mit Krankheitserregern (zum Beispiel FSME-Viren) anstecken, die sie dann an den nächsten Wirt weitergibt.
Etwa 300 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an FSME – Tendenz steigend. Besonders südlich des Mains übertragen Zecken die gefürchtete Hirnhautentzündung. Die krankmachenden Viren sitzen im Speichel der Tiere und gelangen mit dem Stich direkt ins Blut. Nach vier bis 14 Tagen „versteckt“ sich die FSME dann oft hinter den typischen Beschwerden einer Sommergrippe wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen.
Nach einer kurzen Ruhephase bricht bei einigen Betroffenen die zweite Phase der FSME aus. Die Viren befallen das zentrale Nervensystem und lösen eine Hirnhautentzündung mit hohem Fieber, Nackensteifigkeit und Erbrechen aus. Schließlich können die Viren sogar den Hirnstamm und das Rückenmark in Mitleidenschaft ziehen. Auch nach einer Intensivbehandlung in der Klinik bleiben dann meist schwerwiegende Spätschäden wie Lähmungen zurück. Etwa ein Prozent der Patienten überlebt die FSME nicht.
Ist die FSME erst einmal ausgebrochen, kann der Arzt nur noch die Beschwerden lindern, denn eine wirksame Behandlung der gefährlichen Erkrankung gibt es immer noch nicht. Wer sich gerne in der Natur oder im eigenen Garten aufhält sollen daher die Schutzimpfung gegen FSME in Anspruch nehmen. Drei Zeckenimpfungen schützen für mindestens drei Jahre vor der bedrohlichen Hirnhautentzündung. Der gut verträgliche Impfstoff ist bereits für Kleinkinder, aber auch ältere oder immunschwache Menschen geeignet. Die Krankenkassen unterstützen diese sinnvolle Schutzimpfung.
Die Gefahr sich mit FSME anzustecken ist in Deutschland unterschiedlich groß: Hochrisikogebiete sind Bayern und Baden-Württemberg. Aber bestimmten Regionen von Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Experten warnen, dass auch über die Risikogebiete hinaus die Gefahr einer Ansteckung besteht, da immer wieder Einzelfälle auch aus dem Norden oder Osten Deutschlands gemeldet werden.
In Österreich hingegen ist die Situation inzwischen so dramatisch, dass Impfexperten die Schutzimpfung für Kinder (ab dem ersten Lebensjahr) und Erwachsene dringend empfehlen.
Doch der „Gemeine Holzbock“ überträgt nicht nur die FSME, sondern die nicht minder gefürchtete Borreliose. Auslöser dieser Krankheit sind Bakterien, die den Darm der Zecken bevölkern und sie erreichen erst während des Blutsaugens die oft kaum sichtbare Sichtwunde. Die damit einhergehenden Krankheitssymptome wie Abgeschlagenheit, Fieber und Kopfschmerzen bringen die Betroffenen oft nicht mit einem Zeckenstich in Verbindung, denn auch diesen muss man nicht unbedingt wahrgenommen haben.
Typisches Anzeichen der Erkrankung ist meist eine schmerzlose, runde Rötung an der Stichstelle, die Tage – aber auch erst Wochen nach dem Zeckenbesuch auftreten kann. Zunächst zeigt sich nur ein kleiner geröteter Ring, dessen Rötung immer weiter nach außen wandert. Die sogenannte „Wanderröte“ ist immer ein Alarmzeichen für den jetzt dringend notwendigen Arztbesuch.
Mit der rechtzeitigen Einnahme von Antibiotika bekommt man die Borreliose in der Regel wieder unter Kontrolle. Bleibt sie hingegen unbehandelt, leiden die Betroffenen oft unter schwerwiegenden Spätschäden wie Kopf- und Nervenschmerzen oder chronischen Gelenk- und Herzmuskelentzündungen. Eine Schutzimpfung gegen Borreliose gibt es derzeit leider noch nicht.
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