Ist das Eine der Gesundheit fraglos zuträglich, so führt das Andere zu innerem Frieden und Bewusstheit. Fest steht, das Eine geht ohne das andere nicht, haben aber nicht wirklich was miteinander zu tun. Über den Unterschied muss man sich unterhalten. Wir wissen, dass die Atmung bei den meisten Arten der Meditation eine wichtige Rolle spielt. Und Atemarbeit kann durchaus als eine Form der Meditation betrachtet werden. Aber Meditation bedingt u.a. stillsitzen und die Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache zu fokussieren! Nicht ganz einfach für viele. Atemübungen hingegen sind in aller Regel viel einfacher.
Die Geistesübungen sind auch im Hinduismus, Konfuzianismus, Christentum und anderen Religionen überliefert und werden längst auch in der westlichen Welt praktiziert. Die Möglichkeiten seinen Geist selbst zu steuern und somit die eigene Aufmerksamkeit auf das eigene Denken, Fühlen und Erleben zu beeinflussen ist seit vielen Jahren auch wissenschaftlich belegt. Studien und Forschungsarbeiten befassen sich mit der Wirkung von meditativem Training auf Kognition, Affekt, Hirnfunktion, Immunsystem und Epigenetik sowie auf die psychische Gesundheit.
Wer meditiert kapselt sich von der Außenwelt ab und konzentriert sich ganz auf einen bestimmten äußeren oder inneren Bezugspunkt. Die Atmung wird dabei häufig als Bezugspunkt genommen, weil man sie immer bei sich hat und die rhythmische Bewegung (Ein- und Ausatmen) es leichter macht, konzentriert zu bleiben. Bei der Meditation geht es nicht darum, den Atemrhythmus zu verändern, sondern lediglich um seine natürliche Atmung zu beobachten.
Nur wem es gelingt sich auf seinen Atem, Geräusche, Bilder, Körperempfindungen, Gefühle oder Gedanken zu konzentrieren, kann sich des gegenwärtigen Augenblicks voll bewusst werden. Meditation will weder die eigenen Gedanken kontrollieren oder lenken. Da fälschlicherweise oft angenommen wird, dass es genau darum geht, geht die Motivation verloren. Funktioniert nicht und die daraus resultierende Annahme, dass Meditation schwierig ist, ist die logische Folge. Bei der Meditation geht schlicht nur darum, zu beobachten, was sich zeigt, es zu akzeptieren und sich dessen bewusst zu sein - und sich nicht in der Geschichte zu verfangen. Gedanken, Empfindungen und Emotionen kommen und gehen. Doch die Kunst der Meditation besteht darin, sich ihrer “nur” bewusst zu sein und sie nicht zu bewerten. Der kürzlich verstorbene buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh hat dies sehr schön beschrieben: “Meditieren heißt nicht, mit einem Problem zu kämpfen. Meditieren bedeutet es zu beobachten.”
Jeder von uns kann bewusste Atmen und die Auswirkungen können in Sekundenschnelle ausgelöst werden.
Atemarbeit kann als bewusste Lenkung der Atmung in eine bestimmte Richtung beschrieben werden, um bestimmte Prozesse in Körper und Geist zu beeinflussen. Im Gegensatz zur Meditation, die ein rein kognitiver Prozess ist, erfordert Atemarbeit, die Atmung bewusst zu verändern, mit einem bestimmten Ziel oder Ergebnis. Je nach Technik oder Methode kann dies bedeuten, dass man tiefer oder flacher, langsamer oder schneller, in Richtung Bauch oder Brust, durch die Nase oder durch den Mund atmet und mitunter die Pausen zwischen Ein- und Ausatmung weglässt. Und es gibt unzählige Möglichkeiten dies auszuprobieren.
Der Begriff Atemarbeit ist weit verbreitet und jede bewusste Bemühung, die Atmung zu lenken, ist eine Art von Atemarbeit, von beruhigenden Atemübungen bis hin zu intensiverten Techniken wie der Wim-Hof-Atmung oder dem Transformationsatmen, bei dem man über längere Zeiträume “verbunden” atmet, d. h. die Pausen zwischen Ein- und Ausatmung weglässt. Bei allen Arten von Atemarbeit sind die Menschen oft erstaunt über die starken und sofortigen Wirkungen, vom Einatmen in den Schlaf bis zum Auflösen von tiefsitzenden emotionalen Blockaden und Traumata.
Gleiches ist nicht gleich. Das trifft auf Atemarbeit und Meditation besonders zu, denn sie sind sehr unterschiedlich. Empfinden wir Meditation doch eher kognitiv oder mental ausgerichtet, indem man seine Gedanken, seinen Körper oder seine Atmung beobachtet. Und dabei hinterfragt, wo man im gegenwärtigen Moment dies erlebt. Atemarbeit hingegen ist primär körperlich, man passt seinen Atemrhythmus bewusst an. Damit verändert man aber auch unmittelbar den eigenen Istzustand. Meditation heißt auch, seinen eigenen Gedanken nachzuforschen und still zu sein. Und Meditation sollte man dauerhaft beibehalten, um die eigene Praxis zu vertiefen und darin geübter zu werden. Das Ziel zum ruhigeren Geist ist weit und dauert mitunter sehr lang. Bewusstes Atmen hingegen kann von jedem praktiziert werden. Und man kann manchmal innerhalb von Sekunden erleben, was die Atmung mit einem macht (Beruhigung oder Einschlafen).
Beide sind sehr nützlich, ergänzen sich sogar. Meditation kann als eine Art Philosophie oder Lebenseinstellung betrachtet werden. Es ist ein Weg, das Leben mit einem offeneren Geist und einer flexibleren Denkweise anzugehen. Man lernt, mit dem Gedankensturm in seinem Kopf umzugehen und bewusster zu handeln, anstatt auf Autopilot zu leben. Man kann die eigene Atmung als ein Werkzeug oder eine Technik betrachten, die einem bewusst macht, wie es uns geht (atme ich schneller oder flacher als normal? Stehe ich vielleicht unter Stress?), und die auch sofort eine wirksame Lösung bieten kann, um sich zu beruhigen (langsameres Atmen löst eine Entspannungsreaktion aus). Perfekt ist, wenn es gelingt, beide Methoden zu kombinieren. Die Meditation, um geistig ruhiger und widerstandsfähiger zu werden, die Atmung, um mit sich selbst in Kontakt zu treten und sich in den Schlaf zu atmen, auch wenn das manchmal etwas länger dauert, als man es mir wünschen würde. Zwei großartige Techniken, die für das eigene Leben sehr hilfreich sein können. Man muss es nur wollen und natürlich ausprobieren.
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