Weltweit werden fast ausschließlich Hühner gezüchtet, die entweder Eier legen oder Fleisch ansetzen. Die zwei speziellen Zuchtlinien haben das Ziel, möglichst „produktiv“ zu sein. Die Konsequenz: Jährlich werden nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hierzulande rund 45 Millionen männliche Küken getötet, die von Legehennen-Rassen stammen. Männliche Hühner legen nun mal keine Eier.
Damit nicht genug, sie setzen beim Mästen auch nicht genug Fleisch an. Für Masthähnchen gibt es andere Spezialrassen. Aufgrund der hohen Kosten werden die männlichen Küken, die sogenannten Bruderhähne, deshalb in der Regel nicht aufgezogen. Aber es gibt Auswege aus diesem ethischen Dilemma: Betriebe können die Bruderhähne der Legehennen trotz unwirtschaftlicher Bedingungen dennoch aufziehen. Dafür werden die Eier der „Schwestern“ dann für ein paar Cent teurer verkauft. Das deckt zwar bei Weitem nicht die Kosten, weshalb dieses Prinzip auch bisher nur für weniger als fünf Prozent der Bruderhähne zutrifft. Eine große deutsche Handelskette hat solche Eier aber bereits seit längerem im Sortiment, ebenso einige Biomärkte, die die Eier von Ökobetrieben aus der Region beziehen.
Eine weitere Möglichkeit bietet die vom BMEL geförderte Entwicklung eines minimal invasiven Verfahrens, das die Geschlechtsbestimmung bereits im Brut-Ei ermöglicht: Ohne das Innere des Eis zu berühren oder zu verletzen wird durch ein nadelspitzen-winziges Loch in der Schale über den Nachweis eines geschlechts-spezifischen Hormons das Geschlecht der Küken festgestellt. Bei einem Ei, das daraufhin nicht ausgebrütet wird, muss später auch kein Küken getötet werden. Ab 2020 soll den ersten Brütereien das Verfahren zur Nutzung angeboten werden.
Der Königsweg dürfte langfristig die Züchtung von Zweinutzungshühnern sein. Das sind Hühner, die sowohl Eier legen können als auch Fleisch ansetzen. Solche Hühner gab es vor 50 Jahren auf jedem Bauernhof. Allerdings wäre heute niemand mehr mit der Legeleistung dieser Hühnerrassen zufrieden. Fachleute sehen daher noch viele Jahre Züchtung vor uns, um die angestrebten Zuchtziele zu erreichen.
Bis dahin haben Verbraucher die Möglichkeit, Bruderhahn-Eier zu kaufen; das Angebot ist da, wenn auch noch nicht überall.
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