37 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl können Waldpilze immer noch radioaktiv belastet sein - je nach Art und Standort unterschiedlich stark. Deshalb bietet das Umweltinstitut München in der Pilzsaison von August bis Oktober kostenlose Messungen von Waldpilzen, Wild und Waldbeeren an.
Als Folge des Reaktorunglücks von Tschernobyl 1986 sind einige Waldgebiete in Deutschland noch immer radioaktiv belastet, zum Beispiel das Münchner Umland oder Gebiete in den Alpen. “Während Cäsium-137 auf landwirtschaftlich genutzten Flächen bereits in tiefere Bodenschichten ausgewaschen oder an Mineralien gebunden ist, hält sich der radioaktive Stoff im Wald länger und wird vom weit verzweigten Myzel einiger Pilzarten stark aufgenommen”, erklärt Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität am Umweltinstitut. “Das Bundesamt für Strahlenschutz hat in den vergangenen Jahren bei einigen Waldpilzarten bis zu 4000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse gemessen. Im Handel sind 600 Becquerel pro Kilogramm erlaubt.”
Die Messungen des Umweltinstituts zeigen: Manche Pilze sind besonders stark belastet, etwa Maronenröhrlinge oder Semmelstoppelpilze. Steinpilze und Pfifferlinge weisen eine geringere Radioaktivität auf. “Viele Menschen fragen sich: Ist es gefährlich, wenn ich meine gesammelten Waldpilze esse?”, berichtet Doerk, der das Messprogramm am Umweltinstitut leitet. Er sagt: “Solange man Waldpilze nicht in riesigen Mengen isst, dürfte die zusätzliche Strahlendosis innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Strahlenbelastung liegen - zumindest solange, bis sich in Europa wieder ein Reaktorunfall ereignet. Da es aber keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Radioaktivität unschädlich ist, empfehlen wir grundsätzlich, zusätzliche Strahlenbelastungen zu vermeiden. Schließlich erhöht auch die Strahlenbelastung durch Flugreisen, in der Natur oder durch medizinische Anwendungen die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken.Vor allem Risikopersonen sowie Schwangere und Stillende sollten auf Zuchtpilze zurückgreifen.Kostenloses Service für Pilzliebhaber
Die für Privatpersonen von August bis Oktober kostenlose Messungen von Pilzen, Waldbeeren und Wildbret benötigt mindestens 150 bis 250 Gramm pro Pilz-, Beeren- oder Wildsorte. Die Proben müssen sortenrein sein und sollten möglichst genaue Angaben zu Herkunft und Funddatum enthalten.
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