Gleich zwei Meldungen ließen uns heute aufhorchen. Morgens erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn, dass die Deutschen künftig dank einer Seite seines Ministeriums und einer (vermutlich Millionen teuren Kooperation mit Google) den Arztbesuch und alle Fragen dazu tatsächlich sofort ! bei Google ganz oben ! finden werden und nachmittags liefert uns die Bayer AG dazu auch gleich den, möglicherweise doch noch notwendigen, Arzt - in der Hosentasche!
Corona hat uns gelehrt, dass es nicht immer so einfach ist, mit dem Onkel Doktor. Klagten wir bislang über lange Wartezeiten bei Terminen und noch längeren in der Sprechstunde, so kamen wir fast ganz ohne Hausarzt durch die Pandemie, weil - einfach hingehen ging nicht mehr. Telemedizin, selbst für alle die garantiert nie mit dem PC arbeiten wollten, wurde (nicht nur am Land) zum selbstverständlichen “geht doch” und viele unserer oft eingebildeten Leiden heilten ganz von selbst. Und siehe da, es funktionierte, ohne dass wir uns gleich komplett ausrotteten.
Geht aber natürlich gar nicht, wenn man ein Pharmaunternehmen ist und sichtlich sonst nicht weiß, wie man Patienten (mit denen man normalerweise ja selten direkt in Kontakt kommt) bei der Stange halte könnte, auf dass sie ja nicht zu gesund werden. Also, bietet man Dr. Google Paroli und bringt den Doktor in der Tasche, sozusagen als umfassenden digitalen Begleiter für alle Wehwehchen auf den Markt. Vermutlich hat man aber auf halbem Weg beim Überlegen, wie die Innovation funktionieren könnte, dann doch etwas Bedenken bekommen und beschränkt sich erst mal auf all jene Krankheiten an denen Bayer denn auch verdient: Herz-Kreislauf plus Schlaganfall! Davon profitieren nicht nur die Patienten.
m.Doc, ein 2016 gegründetes Start-up hat das ganze Projekt denn auch in die Tat umgesetzt und eine Kooperation mit dem Pharmariesen für “wegweisende Gesundheitslösungen” auf der bereits vorhandenen Plattform it’s my life erstellt, damit “auch Patienten mit Vorhofflimmern von den mit Bayer gebündelten Erfahrungen und Fachkenntnissen profitieren können”.
Inwieweit es die Ärzte freut, wird sich zeigen, aber wir staunen schon etwas darüber, dass ein Pharmaunternehmen, welches bisher den (fachlichen) Kontakt zum Patienten wie der Teufel das Weihwasser scheute, nun befunden hat, dass “… Videokonsultationen mit den Ärztinnen und Ärzten, gezielte Informationen in Patientensprache und Erinnerungen über das Smartphone dazu beitragen können, um den Therapieerfolg zu sichern”.
Na denn liebe Patienten, in Zukunft befragen wir weder Arzt noch Apotheker, sondern zuerst unseren Gesundheitsminister und dann den Taschen-Doktor von der Bayer AG!
Bleiben Sie gesund!
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