Gleich zu Beginn sei gesagt: MS schränkt die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen nicht ein – und die Erkrankung schließt Nachwuchs nicht automatisch aus. Es gilt lediglich, dass die Schwangerschaft sorgfältiger geplant werden muss als bei Gesunden, was hauptsächlich mit der MS-Behandlung zusammenhängt. Beispielsweise ist die medikamentöse Behandlung während der Schwangerschaft und Stillzeit nur eingeschränkt möglich. Einige Medikamente müssen bereits Monate vor einer möglichen Schwangerschaft abgesetzt werden, da diese dem ungeborenen Kind schaden könnten. Entsprechend sollten MS-Patientinnen mit Kinderwunsch mit ihrem Arzt über eine Therapiepause sprechen.
Aber was bedeutet eine Therapieunterbrechung für den Krankheitsverlauf? Nur etwa 25 Prozent aller Frauen erleiden einen Schub während der Schwangerschaft. Untersuchungen zeigen, dass die Schubrate während der Schwangerschaft stetig abnimmt – um bis zu 80 Prozent im letzten Drittel. Etwa 30 Prozent der Frauen erleiden in den ersten drei Monaten nach der Geburt einen Schub. Danach pendelt sich das Niveau auf den Zustand vor der Schwangerschaft ein. Allerdings kann es nach Absetzen einiger Medikamente auch zu einem sogenannten Rebound-Effekt kommen, was insbesondere bei MS-Patientinnen mit aktiver MS zu schweren Schüben führen kann.
Der Schwangerschaftsverlauf bei Frauen mit MS ist vergleichbar mit dem gesunder Frauen. Auch einer natürlichen Geburt steht trotz MS nichts im Wege. Zwar ist für MS-Patientinnen eine erhöhte Kaiserschnittrate – ohne einen Anstieg an sonstigen Schwangerschafts- oder Geburtskomplikationen – beschrieben, jedoch liegt diese nur wenig über dem Durchschnitt gesunder Frauen. Ebenso spricht auch bei MS-Patientinnen nichts gegen die Anwendung einer Periduralanästhesie (PDA) unter der Geburt.
Eine weitere gute Nachricht: Stillen kann sich sehr förderlich auf den Krankheitsverlauf von MS-Patientinnen auswirken.