Rückenprobleme bekommen wir fast alle, früher oder später. Wie gut und vor allem, wie sinnvoll die Behandlung dieses Volksleides allerdings ist, hängt sehr davon ab, in welchem Bundesland man lebt. Denn der Wohnort bestimmt, ob man gleich ins Krankenhaus entsandt wird oder ob er mal Hausarzt und Physiotherapeut ihr Glück probieren. Nicht nur die Bertelsmann-Stiftung hat herausgefunden, dass diese unterschiedlichen Behandlungsmethoden medizinisch nicht wirklich gut erklärbar sind.
Wer in Thüringen oder Hessen, aber auch im Saarland lebt, hat gute Chancen sofort unters Messer zu kommen. Hingegen kommenVersteifungsoperationen in den meisten sächsischen Kreisen und in Bremen deutlich seltener vor. Bei Dekompressionsoperationen am Wirbelkanal wurden ebenfalls Unterschiede bis zum 13-fachen, bei Bandscheibenoperationen biszum 6-fachen festgestellt.
Aber was ist nun richtig? Operieren oder doch lieber abwarten? Laut Bertelsmann-Stiftung, die das Thema hinreichend untersucht hat, hängt es primär von den Gewohnheiten der Ärzte ab. „Lokale Versorgungsmusterverstärken sich, wenn klare medizinische Leitlinien fehlen“, sagt Eckhard Volbracht, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. Ohne einheitliche Leitlinien eröffnen sich Ärzten Behandlungsspielräume, die zu regionalunterschiedlichen Versorgungsgewohnheiten führen können. „Die Entscheidung für einen operativen Eingriff darf jedoch nicht aufgrund von individuellen Vorlieben der ortsansässigen Ärzte fallen“, mahnt Volbracht.Vielmehr sollten Ärzte verständlich über Nutzen und Risiken von Behandlungen informieren und unabhängig von finanziellen Interessengemeinsam mit dem Patienten über das weitere Vorgehen entscheiden.
Rückenbeschwerden können die unterschiedlichsten Ursachen haben, Stress und Bewegungsmangel sind nur zwei Beispiele von vielen. Oft führen aber schon wenige gezielte Bewegung und Entspannung zu einer maßgeblichen Verbesserung. “Allerdings wird in vielen Fällen eine Operation empfohlen, die mit Risiken verbunden ist. Doch ehe man einem solchen Eingriff zustimmt, sollte man unbedingt eine ärztliche Zweitmeinung einzuholen. Zahlreiche Auswertungen zeigen, dass rund 85 Prozent der Betroffenen auch noch ein Jahr nach der Einholung einer Zweitmeinung ohne einen operativen Eingriff auskamen. Fast immer konnte man Betroffenen meist gut mit alternativen Behandlungsmethoden, wie etwa einer Physiotherapie, helfen.
Bisherige Versuche, die Versorgung bedarfsgerechter zu gestalten, konnten die erheblichen Anstiege der stationären Aufnahmen und operativen Eingriffesowie die großen regionalen Unterschiede nicht verhindern. Unterschiedliche Interessen und ungeklärte Zuständigkeiten stehen notwendigen Verbesserungen oft im Weg. Deshalb braucht es eine effektive Planung und Steuerung. Wie sich unnötige Krankenhausaufenthalte vermeiden lassen, macht Schleswig-Holstein vor: Die flächendeckende Einrichtung von Notfallpraxen hat bewirkt, dass deutlich weniger Patienten aufgrund derDiagnose Rückenschmerzen als Notfall stationär aufgenommen werden.
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