Schon am 5. Juni 2021 jährte sich die erste wissenschaftliche Erwähnung des Krankheitsbildes zum 40. Mal. Die US-amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) berichteten damals von fünf homosexuellen Männern, die an einer ungewöhnlichen Form von Lungenentzündung erkrankt waren. Heute, 40 Jahre gibt es zwar immer noch keine HIV-Heilung, aber seit Mitte der 1990er-Jahre kommen sehr wirksame Therapien zum Einsatz, welche die HIV-Vermehrung im Körper stoppen und Aids verhindern. Menschen mit HIV können bei früher Diagnose und Behandlung leben wie alle anderen – Sexualität und Familienplanung inklusive, denn unter Therapie ist HIV sexuell nicht mehr übertragbar.
Doch bei HIV und Aids ist die globale Ungerechtigkeit, wie die Corona-Pandemie drastisch vor Augen führte, schon lange offensichtlich. So sind, laut der Deutsche Aidshilfe, Versorgungslücken heute nicht mehr der Hilflosigkeit gegenüber einer Epidemie geschuldet, sondern politisch verursacht.
Was es an Neuigkeiten zum Thema HIV/AIDs gibt, wird am IAS-Kongress in Berlin heiß debatiert.
Neue Studien, die auf der 11. IAS-Konferenz zur HIV-Wissenschaft vorgestellt werden, zeigen wichtige Fortschritte in der HIV-Prävention, Behandlung und Heilung trotz der großen Unterbrechung von HIV-Programmen und -Forschung während der COVID-19-Pandemie. Fünf Studien werden auf dem vom 18.-21. Juli tagenden Kongress vorgestellt.
Gleich mehrere Studien beleuchten die Überschneidung der HIV- und COVID-19-Pandemie. So wie beispielsweise eine neue globale Analyse der WHO die zeigt, dass eine HIV-Infektion ein signifikanter unabhängiger Risikofaktor sowohl für schwere Erkrankungen bei der Krankenhausaufnahme als auch für die Sterblichkeit im Krankenhaus ist. Vor diesem Hintergrund forderte der IAS die Länder auf, Menschen mit HIV in die Liste der Gruppen aufzunehmen, die bei der Einführung von Impfstoffen Priorität haben. Dazu IAS-Präsidentin und IAS 2021 International Co-Chair Adeeba Kamarulzaman: “Die globale Gemeinschaft muss auch viel mehr tun, um COVID-19-Impfstoffe in Länder auf der ganzen Welt mit hoher Prävalenz von HIV und anderen Krankheiten zu bringen. Es ist inakzeptabel, dass bis heute weniger als 3 % des gesamten afrikanischen Kontinents eine einzelne Dosis des Impfstoffs erhalten haben und weniger als 1,5 % beide Dosen erhalten haben.”
Eine Studie des Global Evaluation of Microbicide Sensitivity (GEMS)-Projekts fand sehr niedrige Raten von Serokonversionen bei Personen, die an HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP)-Rollout-Programmen in Afrika südlich der Sahara teilnahmen. In der kleinen Untergruppe der Personen, die trotz der Teilnahme an einem PrEP-Programm an HIV erkrankten, wurden bei 23 % HIV mit Resistenzmutationen gegen die für die PrEP verwendeten antiretroviralen Medikamente festgestellt. Es zeigt deutlich, dass der Nutzen der PrEP bei der HIV-Prävention das Risiko einer Medikamentenresistenz bei weitem überwiegt.
Heranwachsende Mädchen und junge Frauen machen den Großteil der HIV-Neuinfektionen in Afrika südlich der Sahara aus. Die Zwischenergebnisse der REACH-Studie zur HIV-Prävention zeigen, dass sowohl der Dapivirin-Vaginalring als auch die orale PrEP von jugendlichen Mädchen und jungen Frauen in Afrika gut angenommen werden. Die Studie untersuchte die Sicherheit, Adhärenz und Akzeptanz beider Produkte unter jugendlichen Mädchen und jungen Frauen.
Ergebnisse einer großen Studie in Uganda zeigen, dass Berichte über sexuelle Gewalt und die HIV-Exposition unter Frauen während der COVID-19-Beschränkungen des Landes zunahmen. Die Forscher analysierten Routinedaten aus dem Uganda Health Management System und der Uganda Child Helpline, um die COVID-19-Beschränkungen mit Berichten über geschlechtsspezifische Gewalt, der Inanspruchnahme von HIV-Postexpositionsprophylaxe (PEP) und Teenager-Schwangerschaften … zu korrelieren und verglichen Daten aus zwei Zeiträumen: die sechs Monate vor COVID-19, beginnend im Oktober 2019; und die ersten sechs Monate der COVID-19-Beschränkungen, beginnend im April 2020.
Auch wenn man dieses Jahr den 100. Geburtstag der ersten Verabreichung des BCG-Impfstoffs gegen Tuberkulose feiert, so darf man nicht darüber hinwegsehen, dass dieser einzige Tuberkulose-Impfstoff zwar viele Leben gerettet hat, aber leider auch nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit besitzt. Es besteht daher die dringende Notwendigkeit verbesserter Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten, auch für hochgradig medikamentenresistente Tuberkulose. So könnten die positiven Ergebnisse der auf dem Kongress vorgestelltn ZeNix-Studie, einer Phase-3-Studie zur Verbesserung einer wichtigen Behandlungsstrategie für hochgradig arzneimittelresistente Tuberkulose, echte Vorteile für Menschen mit TB mit sich bringen.
HIV
Covid 19
Tuberkulose
Infektionskrankheit