Bozen ist stets ein Reise wert und nicht erst seit Ötzi dort ein eigenes Museum bekam. Die Hauptstadt Südtirols war für uns als Kinder in den späten 50er und frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts der erste Stopp auf der Rückreise vom Italien-Urlaub, wo es, zumindest nach dem Gusto meines Bruders, endlich wieder etwas Gescheites zum Essen gab. Nämlich Semmelknödel, Fritattensuppe, Kaiserschmarrn, Buchteln und ja, auch ein Wiener Schnitzel. Nach sechs langen Urlaubswochen tief unten am Stiefel im Gargano (das war damals eine Weltreise), keine Pasta, keine Polli und keine Dolci mehr, die so süß waren, dass selbst verzogene Jung-Gourmets sie spätestens nach zwei Wochen satt hatten. Und nein, Pizza gab es zu diesen Zeiten in Italien tatsächlich nur in oder rund um Neapel. Kann man gar nicht mehr glauben.
Aber Schluss mit Reminiszenzen, kehren wir zurück zum Jetzt und Heute und zu Bozen. Die Hauptstadt der autonomen Provinz Südtirol oder Alto Adige wie es offiziell im italienischen Sprachgebrauch heißt, ist ein quirliger HotSpot an volkstümlichem Brauchtum mit verschiedenen Ethnien und stets auf der Suche nach der Abgrenzung von dem in sich selbst verliebten Italien und dem doch eher morbiden, immer noch der Donaumonarchie nachtrauerndem Österreich.
Wer Zeit und Muse hat sollte Bozen vom oben erobern. Oben heißt entweder Oberbozen, Ritten oder Jenesien. Die Wahl fiel auf Jenesien, schon weil man, dank der Seilbahn in nur acht Minuten hinunter in die Stadt an der Talfer kommt ohne sich durch ständig verstopfte Straßen quälen zu müssen. Nicht direkt ins Zentrum, aber so nah, dass dieses fußläufig ohne jedes Problem erreichbar ist (es seit denn man kauft in der Bozener Innenstadt ein Paar dieser wunderschönen und leider auch oft höchst wunderbar unbequemen italienischen Schühchen und begeht auch noch den Fehler sie gleich anziehen zu wollen). Für alle die den Spaziergang entlang der Talfer nicht genießen wollen (oder können): Es gibt auch einen Bus in die Bozner Innenstadt1. Abfahrt direkt an der Seilbahn! (Bis zum Bau der Strasse die einzige Verbindung zwischen Hochplateau und Stadt.)
Das Lärchen-Hochplateau des Salten, eingebettet zwischen Tschögglberg und Mölten, ist schon seit Jahren über eine gut ausgebaute, wenn auch kurvenreiche Panoramastrasse erreichbar – was Jenesien-Reisenden nunmehr die Gepäck Mitnahme erleichtert. 10 km Straße, gute 1000 m Höhenunterschied und ein wohl fantastischer Blick auf die Dolomiten, vom Etschtal bis zur Mendel und ganz im Westen zu König Ortler. Kein Zweifel, hier wo Almwirtschaften und Berggasthöfe zu Erkundungen und zur gemütlichen Einkehr einladen, ist man einerseits weit weg und doch ganz nah am lärmenden Weltgeschehen.
Wer sich im familiengeführten Hotel Belvedere mit seinen gut und gerne 4,5 Sternen einquartiert wird diesen Entschluss keine Sekunde bereuen. Nicht nur, dass der Blick von der Kante des hauseigene Outdoor-Pool direkt in die Tiefe hinunter nach Bozen geht, sondern auch die Tatsache, dass ein höchst kompetenter, sich der traditionellen chinesischen Medizin widmender Arzt als Hausherr fungiert, ließen uns neugierig werden. Denn der Arzt Dr. Leonhardy, Großmeister der Traditionellen Chinesischen Medizin, tauschte seine Münchner Arztpraxis gegen ein Leben als Hotelier in Jenesien.
Das alte Haupthaus wurde in den letzten Jahren am oder besser gesagt im darunterliegenden Hang erweitert, erhielt zahlreich wirklich ansprechende Suiten und einen, teils in den Garten integrierten Spa-und Gym-Bereich. Aber auch von der dem Speisesaal vorgelagerten Terrasse ist der Panoramablick stets einzigartig und sicher einer der Gründe, warum so viele Gäste immer wieder hierher kommen, auch wenn ihre eigentlichen Termine und Vorhaben tief unten im Tal liegen.
Service und Essen im Belvedere sind durchaus lobenswert, Gourmets werden allerdings nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Dafür bemüht sich das Personal nicht nur professionell, sondern auch mit viel Herzlichkeit, dass dem Gast es an nichts fehle! Leider nicht ganz erschlossen hat sich uns, was das Hotel alles bezüglich der Traditionellen Chinesischen Medizin anzubieten hat. Wir hätten uns gerne mit dem Hausherrn darüber unterhalten – es fand sich leider keine passende Gelegenheit.
Nach zwei Tagen Bozen, einem überreich gefülltem Kofferraum mit modischen Souvenirs getreu dem Motto „must have in diesem Sommer“, kehrten wir Jenesien den Rücken und ließen uns nach Süden treiben. Der Kalterer See mit seinen genussvollen Weinen sollte das letzte Etappenziel unserer kurzen Reise durch Südtirol werden. Und im Parc-Hotel mit seiner 4000 qm großen, parkartigen Liegewiese inklusive Koi-Teich, sowie kostenlosen Tretboot und Stand-up-Paddeling-Möglichkeiten direkt am 100 m langen Privatstrand, waren wir uns einige: Man muss gar nicht bis zum Gardasee reisen, um mediterranes Flair zu finden. Immerhin gilt der Kalterer See als der wärmste Badesee der Alpen.
Das Ehepaar de Carli mit seinen Kindern (plus Konditoren-Schwester) und Küchenchef Otmar Oberhammer versprechen den Gästen nicht nur viel, sie halten es auch. Die Hausherrin begleitet ihre Gäste auf Wanderungen rund um den Kälterer See oder zum Bauernmarkt und der Herr der Herde bietet Hobbyköchen die Möglichkeit mit ihm zusammen ein 3-Gang-Menü zu zaubern und dieses dann natürlich auch selbst zu genießen. Und selbstredend kommen bei den täglichen Menü-Gängen auch Vegetarier oder Menschen mit Unverträglichkeiten auf ihre Kosten bzw. zu ihrem leiblichen Genüssen.
Nicht nur die umgebende Landschaft bietet lohnende, auch alpine Ausflugsziele, Spa-Bereich und der Weinkeller des Hotels laden zum Ausprobieren. Von Aquafitness bis zum Salzpeeling im Dampfbad, von der professionell zelebrierten Yoga-Stunde bis zum Weintreff mit Sommelier Gottfried, kein Urlaubstag muss ungenutzt bleiben – wer es aber ganz gemütlich haben möchte, der kann hier auch einfach nur mal zu sich selbst finden. Mit der Welt verbunden bleibt man über das überall im Hotel funktionierende kostenlose WLAN. Die mögliche Netzfreischaltung während der Nachtstunden finden wir ebenfalls erwähnenswert. Nach Kaltern zum Wochenmarkt kommen die Gäste mit dem hauseigenen Shuttlebus, was einem die Parkplatzsuche im engen Kaltern erspart. Natürlich bietet das Hotel auch einen Abholservice vom Hauptbahnhof in Bozen oder von den Flughäfen in Innsbruck bzw. Verona an. Für alle Bike-Liebhaber stehen Leihfahrräder plus GPS (wenn gewünscht) in verschiedenen Kategorien zur Auswahl in der Hotelgarage bereit.
Die Zimmer, vor allem die geräumigen Suiten, sind modern gestylt und liebevoll ausgestattet. Alle Sportfans werden sich über den riesigen Flachbildschirm (zumindest in unserer Suite war er es) freuen. Die Damen entspannen zwischenzeitlich in der Bibliothek oder, besser noch, im Spa bei einem der vielen verjüngenden Angebote. Obwohl – im Parc Hotel bedarf es keiner Massage um sich zu verjüngen - das geht fast von alleine.
Egal wo es einen hinführt in diesem Land mit seiner einzigartigen Bergwelt, seiner gelebten Tradition und seinen vielen herzlichen Menschen - Südtirol ist einzigartig!
1 Im Café Bistro Thaler arôme in der Laubengasse kann man Bozen von der Dachterrasse bei Apero wunderbar auch von oben genießen!
Die in beiden Südtirol-Berichten erwähnten Hotels sind, mit Ausnahme des Hotels Belvedere in Jenesien, Mitglieder bei Belvita Leading Wellnesshotels Südtirol