Wir haben zu diesem Thema Dr. Stefan Schumacher, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energie- und Umwelttechnik (IUTA) e.V. in Duisburg im Bereich Luftreinhaltung & Filtration befragt.
Dr. Stefan Schumacher: Ein Aerosol ist physikalisch gesehen ein heterogenes Gemisch aus Partikeln zusammen mit dem sie umgebenden Gas oder Gasgemisch. Die luftgetragenen Partikel können sowohl Feststoffe wie zum Beispiel Ruß oder Mineralstaub als auch flüssige Tropfen sein. Häufig wird jedoch, insbesondere in der aktuellen öffentlichen Diskussion, fälschlicherweise der Begriff Aerosol verwendet, wenn damit eigentlich nur die Aerosolpartikel gemeint sind. Da der größte Teil der Luft aus gasförmigen Molekülen wie Stickstoff und Sauerstoff besteht, sind die festen oder flüssigen Partikel die Besonderheit des Aerosols. Aerosolpartikel haben Größen zwischen ca. 0,001 und mehreren 100 Mikrometern (und nicht wie in vielen Publikationen derzeit definiert < 5 Mikrometer). Größere Aerosolpartikel sinken – abhängig von ihrer Größe und Dichte – zu Boden; kleine Aerosolpartikel können hingegen sehr lange in der Luft verbleiben und sich über größere Distanzen verteilen. Jeder Mensch stößt durch die Atmung sowie beim Sprechen, Husten und Niesen flüssige Aerosolpartikel unterschiedlicher Größen aus.
Dr. Stefan Schumacher: In einer Untersuchung von Infektionsketten wurde festgestellt, dass die COVID-19-Infektion im Wesentlichen ein Phänomen in Innenräumen ist und im Außenbereich, also außerhalb geschlossener Räume, nahezu keine Ansteckungen auftreten. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass im Außenraum eine schnelle Verdünnung mit Viren beladenen Aerosolpartikel zu erwarten ist, wodurch das Infektionsrisiko sinkt. Vor allem in größeren Menschenmengen mit geringen Abständen ist aber auch im Freien eine Ansteckung nicht ausgeschlossen. Basierend auf der Vielzahl der vorliegenden Studien und Erkenntnisse kann man davon ausgehen, dass ausgeatmete Aerosolpartikel auch bei der Corona-Pandemie eine prominente Rolle bei der Verbreitung der Viren spielen. Ist eine Person mit einem Virus, wie zum Beispiel SARS-CoV-2, infiziert, so können diese Aerosolpartikel Viren enthalten, die in die Luft gelangen und von anderen Personen eingeatmet werden können.
Dr. Stefan Schumacher: Luftreiniger können einen sinnvollen Beitrag leisten, um die Partikel- und Virenkonzentration in einem Raum zu reduzieren. Bei der Beschaffung von Luftreinigern muss darauf geachtet werden, dass diese für den betrachteten Raum und die betrachtete Anwendung ausreichend dimensioniert sind, um die Partikel- und Virenlast signifikant zu verringern. Dabei ist zu betonen, dass Luftreiniger nur Teil eines Hygienekonzeptes zur Minimierung des Infektionsrisikos sein können – stets im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen wie regelmäßigem Lüften, sozialer Distanzierung, dem Tragen von Masken und persönlicher Hygieneprotokolle.
Dr. Stefan Schumacher: Neuere, oft als professionell bezeichnete Luftreiniger verfügen häufig über hocheffiziente, ungeladene Filter der HEPA-Klassen H13 oder H14. Solche Filter finden sich jedoch anders als derzeit häufig behauptet nicht in mobilen Luftreinigern für den privaten Gebrauch wieder. Dort kommen in der Regel elektrostatisch geladene Filter zum Einsatz, die einen geringeren Luftwiderstand besitzen…
Gut zu wissen: Die Stiftung Warentest hat im Frühjahr 2020 sieben Luftreiniger getestet. Dabei wurde der Philips Luftreiniger AC2889/10 Testsieger mit der Note 2,415). Getestet wurden unter anderem die Luftreinigung, Handhabung, Umwelteigenschaften und das Datensendeverhalten der App…Im Januar 2021 wurden die drei Bestplatzierten des März-Testes nachträglich darauf geprüft, wie gut sie Aerosolpartikel in der Größenordnung von Viren und ausgeatmeten Tröpfchen filtern. Auch dabei hat das Philips Modell am besten abgeschnitten.
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