Die Marketing-Aussagen sind eindeutig: “Antlitzdiagnostik gibt Auskunft welche Mineralsalze einem fehlen”. Und “…Erfahrene Therapeutinnen und Therapeuten können in Gesichtern lesen und erfahren weit mehr als den aktuellen Gemütszustand ihres Gegenübers …”, ganz nach dem Motto: Schau mir in die Augen, „Kleines“ und ich sage Dir, wie es um Deine Gesundheit steht.
Wer sich mit Alternativen Heilweisen1 beschäftigt und dabei in deren zahlreiche Anwendungsmethoden eintaucht, der kann viel erfahren. Und noch mehr sollte er glauben - denn der Glaube versetzt Berge. Aber damit hat es sich dann auch schon. Denn Belege fehlen, ob in der Homöopathie oder bei den sogenannten Schüssler Salzen bis heute praktisch völlig. Auch wenn “rote Ohren, hektische Flecken oder auffallende Augenringe für Schüßler-Therapeutinnen und -Therapeuten wichtige Zeichen und Hinweise sind, die Auskunft geben über den Gesundheitszustand ihrer Patientinnen und Patienten. Sie können darin den Bedarf an bestimmten Schüßler-Salzen erkennen”. Aha!
Bei den Schüßler-Salzen handelt es sich um homöopathisch potenzierte Mineralsalze, die in der Regel in Tablettenform eingenommen werden. Im Zusammenhang mit diesen wird sehr häufig auch der Begriff “biochemische Pillen” verwendet. Schüßler-Salze gelten als eine auf den Grundsätzen der Biochemie nach Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler2 basierende Form der Alternativmedizin. Der aus Oldenburg stammende Arzt2 und Homöopath verkündete im 19. Jahrhundert seinen Anhängern, dass Krankheiten durch einen Mangel oder eine Störung gewisser Mineralstoffe im Körper verursacht werden. Mithilfe der von ihm hergestellten biochemischen Pillen können jedoch die fehlenden Mineralsalze ergänzt, d. h. der Mineralstoffhaushalt des Körpers wieder ins Gleichgewicht gebracht und dadurch die Selbstheilungskräfte aktiviert werden.
Woher bzw. woraus er diese Erkenntnisse bezog, verriet Dr. Schüssler allerdings nicht näher. Bei der seriösen österreichischen Cochrane-Publikation medizin-transparent heißt es dazu: “Das heißt, bis heute hat noch nie jemand untersucht, ob die laut ihrem Erfinder biochemischen Pillen nachweislich wirken… Es ist allerdings auch kaum vorstellbar, wie sie es tun sollten… Während in der Homöopathie tausende von Mitteln eingesetzt werden, verwendete Schüßler nur zwölf”.
Gut zu wissen: Die Wirksamkeit der Schüßler-Salze ist wissenschaftlich umstritten und es gibt nur wenige bis keine wissenschaftlichen Belege3 dazu. Über positive Erfahrungen mit dieser alternativen Therapieform berichten jedoch viele Menschen. Es ist daher ratsam, sich vor der Einnahme von Schüßler-Salzen mit einem Arzt oder einer qualifizierten Fachkraft aus dem Gesundheitswesen zu beraten, um sicher zu sein, dass die Einnahme sicher und für den jeweiligen Fall geeignet ist. Laut Dr. Schüssler sind seine von ihm gefundenen zwölf Mineralsalzverbindungen, “selbst bei einem toten und verbrannten Körper noch in der Asche zu finden”. Na dann ist ja alles geklärt!
Dazu zählen u. a. z. B. Naturheilkunde, Phytotherapie, Traditionelle Chinesische Medizin, Homöopathie, Anthroposophische Heilkunde, Bachblütentherapie. ↩
Ob Dr. Schüssler wirklich Arzt war, ist mehr als umstritten. Er wurde “unter nebulösen Umständen und nach nur fünf Semestern von der Universität Gießen zum Doktor der Medizin promoviert - ohne Ablieferung einer Dissertation, ohne Leistungsnachweis und in absentia”. (Quelle: SZ 11. Mai 2010). ↩ ↩
Dazu Edzard Ernst im STERN: “Wozu Geld investieren, wenn sich die Mittel bestens verkaufen? Schüßler-Salze sind seit Jahren ein kommerzieller Renner - sie enthalten so gut wie nichts, kosten aber ordentlich”. ↩